Donnerstag, 27. Juni 2013

Mit rosa Schleife bitte!

Heute kann ich immerhin bis mittags arbeiten. Oder noch präziser: ich kann sogar Mittag essen und will gerade ansetzen, einen perfekt formulierten Ergänzungsbescheid an einen ********** ehemalige-Mitarbeiterin-Reinreißer zu schreiben, als mich wieder einmal ein Anruf aus dem Kindergarten erreicht, daß ich doch bitte Kind klein abholen möge. Hatte ich erwähnt, daß ich diese Woche noch keinen Tag mehr als 3 Stunden am Schreibtisch gesessen habe, weil ständig jemand krank ist? Außer mir, warum bin ich eigentlich nicht krank? Ich fühle definitiv die Notwendigkeit, mich in mein Bett zu verkriechen und dort zu bleiben, bis mich jemand unter Zuhilfenahme von genügend Schokolade wieder hervorlockt. Da der Mann wieder einmal im Dienste der internationalen Wissenschaft wohin-auch-immer unterwegs ist, besteht nicht einmal die Möglichkeit, es mit einem wessen-Aufgaben-sind-wohl-gerade-wichtiger-Wettstreit zu versuchen, also packe ich gleich zusammen und fahre nachhause. Es regnet übrigens genau die 15 Minuten, die ich auf dem Fahrrad sitze, aber das ist ja inzwischen schon so normal, daß es wohl keiner zusätzlichen Erwähnung mehr bedarf.

Kind klein wirkt eigentlich wieder einmal ziemlich vergnügt, aber das ist mir jetzt auch egal, und ich melde ihn gleich mal für morgen ab, was mich immerhin um das mehr oder weniger zweifelhafte Vergnügen bringen wird, 10 Krippenkinder zum Hausbesuch hier dabei beobachten zu dürfen, wie sie eine Schneise der Verwüstung durch das Haus schlagen. Das schafft Kind klein im übrigen ohnehin recht gut ohne die Unterstützung seiner Kollegen, während Kind mittel alle zwei Minuten fragt, wann denn nun endlich der liebe E., mit dem sie sich zu verabreden gedachte, anruft. Keine Ahnung, wann er das tun wird, und ehrlich gesagt ist es mir auch ziemlich egal...

Während ich irgendetwas furchtbar wichtiges erledige, nutzt Kind klein die Gelegenheit, erst eine drei Meter lange Pflasterrolle abzuwickeln (Wer zum Henker hat die im Wohnzimmer gelassen?) und dann das Gäste-WC mit dem Inhalt des Schaumseifen-Spenders zu fluten. Auf meinen entgeisterten Blick hin, guckt er mich treuherzig an und meint: "Meine Hände waren klebrig, und ich habe zuviel genehmt." Nun ja, immerhin ersteres der beiden Probleme dürfte jetzt gelöst sein. Ich entschäume und setze mich hin, um unter Zuhilfenahme von lauter Musik Wäsche zusammenzulegen, was Kind klein zum Anlaß nimmt, auf den Küchenfliesen einzuschlafen...zwar suboptimal, aber ruhig, himmlisch ruhig. Da ich den Rabenmutter-Orden ohnehin schon mehrfach verliehen bekommen habe, lasse ich ihn einfach liegen. 

Die Stille ist aber nicht von langer Dauer. Zwar schläft Kind klein weiterhin friedlich, aber jetzt tritt Kind mittel auf den Plan, liefert sich zur Einstimmung erstmal einen kleinen Zoff mit Kind groß, die wie immer gerne darauf anspringt, und fängt dann an zu malen, wobei sie durchgehend eine Geschichte mit mindestens drei Personen erzählt, in deren Rollen sie abwechselnd schlüpft. Zumindest aber scheint sie keine Antwort von mir zu erwarten .Kind klein wacht nach einer Weile auf, bemerkt, daß es kalt und hart unter ihm ist und fängt sicherheitshalber an, jämmerlich zu weinen, flüchtet sich in meine Arme und schläft wieder ein.

Genug der Pädagogik. Ich bestelle eine gewaltige Pizza. Während wir warten, erfreut uns Kind mittel mit Übungen auf der Flöte. Kind groß hält mir einen längeren Vortrag über geographische Unkorrektheiten ein Lied über eine Reptilienart betreffend. Aber egal, ich singe trotzdem, bißchen jedenfalls. Danach zerlegt sie mit den Worten "Seht den Meister und fangt an zu weinen" die Pizza fachkundig mit Hilfe einer Geflügelschere in kindgerechte Stücke.

Ich beantworte noch 237 Warum-Fragen je nach Qualität der Fragen und Alter des Fragenden mit "Weil das so ist", "Weiß ich auch nicht", "Das hat der Gesetzgeber so festgelegt" oder einer fundierten wissenschaftlichen Erläuterung, um dann die Kleinen ins Bett zu verfrachten, natürlich nicht ohne eine ausgefeilte Performance von "Eine Insel mit zwei Bergen" und "Biene Maja" zum besten zu geben. Und von "O Tannenbaum"...ich fürchte, das schlechte Wetter bekommt dem Nachwuchs nicht.

Und jetzt ist hoffentlich Feierabend, und ich werde ein wenig vor mich hindaddeln, mich durch einen neuen Blog lesen, den ich gefunden habe und ganz entschieden Schokolade essen! Falls jemand das perfekte Leben irgendwo findet, möge er es mir bitte vorbeibringen ;-)

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