Donnerstag, 26. September 2013

Der Gipfel der Stupidität

Den ganzen Tag im Büro sitzen zu müssen, ist ja schon fast eine Zumutung. Wenn man dann auch noch die Hälfte dieses Tages einen gewaltigen Stapel Unbekannt-Sachen abarbeiten muß, grenzt das schon an moderne Folter.. Und kann es überhaupt sein, daß mir ständig diese Unbekannt-Stapel untergeschoben werden?

Immerhin bleibt mir dieses Mal meine Haß-Stadt erspart. Aber auch hier passieren genug aufregende Straftaten. Kelleraufbrüche, Fahrraddiebstähle, Autos zerkratzt, bis ich dann endlich zum tragischen Höhepunkt gelange: zeigt doch tatsächlich ein Autofahrer einem anderen den Stinkefinger! Skandalös, welche Lektüre meine Augen da erblicken müssen. Und vor allem hat der derart Beleidigte sich das Autokennzeichen des Übeltäters notiert. Wieso ist das dann eigentlich eine Unbekanntsache? Also zurück zur Polizei damit, sollen die sich noch ein wenig damit amüsieren.

Ich amüsiere mich derweil weiter, noch mehr spannende Fälle sind -wie soll ich sagen, lösen ist wohl nicht das richtige Wort- abzuhaken und mit Datum und Namenszeichen zu versehen. Zwischendurch gibt es weitere Höhepunkte: in der täglichen Teerunde wird zunächst ausführlich erörtert, welchen Personen außerhalb der Abteilung die Ehre einer Einladung zur Abteilungs-Weihnachtsfeier zuteil werden soll, bevor sich Kollege Ich-trage-immer-schwarz in Ausführungen zu einer unglaublich spannenden Rechtsfrage ergeht, die irgendwas mit Vereinsvorständen zu tun hat. Ich muß zugeben, daß ich nicht ganz bei der Sache bin...

Zurück an meinem Schreibtisch mache ich dem restlichen Stapel den Garaus, um mich dann dem größten Problem des Tages zu widmen: ein klassisches Dilemma hat sich sozusagen vor mir aufgetan. Auf der einen Seite gibt es ein ausgezeichnetes Essen in der Kantine, das ich mir ins Büro liefern lassen könnte. Auf der anderen Seite ist draußen wunderbares Wetter, und die Mittagspause wäre ideal, um die Nase ein wenig in die Sonne zu halten. Letzteres gewinnt, und ich lande auch noch im In-Restaurant...ob das nun auch skandalös ist? Keine Ahnung, jedenfalls lecker. Und nächste Woche gibt es zwar immer noch Büro, aber hoffentlich wenigstens wieder spannendere Akten.

Mittwoch, 25. September 2013

Nix los...

Auch wenn ich mich über die ewigen Nord-Gerichts-Termine ein wenig beschwert habe: nachdem sie nun alle aufgehoben wurden, muß ich zugeben, daß es ein wenig langweilig geworden ist...keine Abwechslung, ich sitze am Schreibtisch und sitze und sitze...auf der anderen Seite tut das meinen Aktenstapeln natürlich ausgesprochen gut, denn sie verkleinern sich rapide. Erst heute habe ich dafür gesorgt, daß 9 Kartons mein Büro verlassen werden. Die entstehende Helligkeit wird mich vermutlich blenden.

Jedenfalls bin ich ausgesprochen produktiv. Ob das nun an einem plötzlichen Flow liegt oder an meinem neuen 22-Zoll Monitor, der geradezu auf meinem Schreibtisch thront und über den ich mich gar nicht beruhigen kann, oder daran, daß ich nicht abgelenkt werde (obwohl der neue Computer ein ganz ausgezeichnetes Mahjong zu bieten hat ;-)), kann ich gar nicht sagen.

Aber trotzdem: tagelang nur am Schreibtisch ist irgendwie öde...hoffentlich gibt es bald mal wieder etwas action!





Samstag, 21. September 2013

Von Shakespeare nach Irland

Aufräumen ist eine tolle Sache, findet man doch viele interessante Dinge dabei. Heute sind es alte Fotos aus Irland, die mir in die Finger fallen. Wie einige meiner geneigten Leser vielleicht wissen, habe ich dort mal für ein paar Monate gelebt, und die anderen werden eben einfach so damit belästigt ;-).
Hier eine alte Ruine, wenn ich nur noch wüßte, wo sie war. Aber nach über 10 Jahren darf das Gedächtnis wohl mal ein wenig nachlassen...

Das zauberhafte Boyne-Tal. Irgendwo dort tanzen bestimmt die Waldfeen...








Und gleich daneben Newgrange...













 Die wilden Klippen von Howth. Auch wenn´s hier nicht so aussieht, wild waren sie...
Glendalough und Kind klein beim Küssen des Wishing Cross. Was sie sich wohl gewünscht hat?
Dun Laoghaire oder vielmehr der Blick dorthin. Ein wunderbarer Weg, den man an der südlichen Küste von Dublin entlanggehen konnte.
Und irgendwie hab ich ein wenig Heimweh und das Gefühl, unbedingt eine Revival-Tour zu brauchen...

Mittwoch, 18. September 2013

Hasta la vista, Baby!



Wir bleiben dienstlich. Es geht wieder einmal an das weit entfernte Amtsgericht. Das ohne Ca…nein, ich sage es mal nicht, um Wiederholungen zu vermeiden. Auf dem Weg dorthin ertappe ich mich dabei, mit meinem Navi die Strecke zu diskutieren. Das stimmt mich bedenklich. Entweder habe ich einen Mangel an Kommunikation, oder ich sollte es mal ohne versuchen, so langsam sollte ich den Weg eh kennen…

Nicht vermeiden kann ich die Wiederholung, dass ich schon wieder Genosse Herzinfarkt als Angeklagten zu Gesicht bekomme. Der Richter und ich sind uns einig, dass wir das Verfahren endlich zu einem Ende bringen sollten, bevor er sich entschließt, erneut zu erkranken. Und im übrigen muß ich mal anmerken, dass er das ist, was man im allgemeinen als „Unsympath“ bezeichnet.

Es geht los. Frau Spock ist ein wenig verschnupft, und das nicht nur im übertragenen Sinne, weil irgendjemand meinte, mir wieder einmal seine Erkältung vererben zu müssen (und ich habe da auch schon einen sehr konkreten Tatverdacht!), und verfügt über eine außerordentlich beeindruckende Reibeisenstimme. Und die 6 cm, um damit vor jemandem auf- und abzuklappern, sind auch mal wieder vorhanden. Wer also möchte…ich habe noch Kapazitäten frei ;-).

Aber erst einmal schöpfen wir Hoffnung, als der Verteidiger darum bittet, den geladenen Zeugen zunächst nicht zu vernehmen, weil er einen Vorschlag zu unterbreiten hat. Will er vielleicht doch ein Geständnis ablegen? Nicht ganz leider, statt dessen wäre er bereit, den Tatvorwurf einzuräumen, wenn ihm im Gegenzug Verluste angerechnet werden, die er auf eine meiner Meinung nach den Steuergesetzen völlig zuwiderlaufende Weise berechnet, um so auf einen verbleibenden Steuerschaden von rund 50.000,- zu kommen. Nur als Vergleich: Angeklagt habe ich 650.000,-…

Ich berate ein wenig mit der Kollegin vom Finanzamt, aber wir werden uns schnell einig, dass wir das nicht akzeptieren können. Als wir dies dem Verteidiger mitteilen, wird er sichtlich gereizt. Ob wir denn wirklich annehmen würden, dass er auf ein Angebot eingehen würde, bei dem die Verluste nicht anerkannt würden? Nein, meinen wir nicht, und haben wir nicht eigentlich gerade sein Angebot abgelehnt? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, ihm eines gemacht zu haben.

Aber nun gut, es geht weiter. Wir hören den Zeugen, einen Steuerfahnder, der in einer sehr ruhigen Art, dabei mit unwahrscheinlicher Sachkenntnis, darlegt, weshalb unsere Rechtsauffassung richtig ist. Der Angeklagte schneidet Grimassen, der Verteidiger versucht, seine Fahndungsergebnisse madig zu machen, der Richter ist genervt, ich habe Hunger (und das ist nie gut!).

Endlich Mittagspause. Ich stürze in die Stadt, um mir zumindest ein Brötchen zu holen (und einen Cappuccino, so!). Wieder zurück überrascht der Richter uns mit der Ankündigung, dass er das Verfahren aussetzen wird, bis über das steuerliche Verfahren entschieden worden ist, weil hier Rechtsfragen zu klären seien, die die Kapazitäten eines Strafgerichts übersteigen würden.

Und damit ist die Sache beendet…1200 km umsonst gefahren. Bis in 5 Jahren oder so dann, wenn vielleicht auch der Bundesfinanzhof sich der Sache angenommen hat. Könnte ja sogar sein, dass ich bis dahin nicht mehr für den Fall zuständig bin, aber das wäre wohl der Gipfel des Optimismus´…

Montag, 16. September 2013

Ausgeklügelte Verweisungstechniken



Um dann auch mal wieder dienstlich zu werden, nicht dass einer meiner geneigten Leser noch denkt, das Leben der Staatsgewalt würde nur aus den zuvor geschilderten Annehmlichkeiten bestehen. Heute nun also ganz besonders dienstlich: Frau Spock hat Bereitschaftsdienst.

Bei der Tagesbereitschaft fühlt man sich neben der Funktion als Kummerkasten für die Probleme aller möglichen Personen auch ein wenig wie die Telefonzentrale zur Verteilung der Anrufer an die richtigen Adressaten.
Während am Vormittag nicht ein Anruf eingeht, was mich dazu veranlasst, in der Zentrale nachzufragen, ob das Telefon überhaupt auf mich umgestellt worden ist (Weiß aber keiner, dann kann ich auch nichts machen…), geht es dann typischerweise in dem Moment los, in dem ich mir das Mittagessen auf den Tisch gestellt habe. Aber Essen wird ja bekanntlich im allgemeinen und im besonderen ohnehin überbewertet.

Heute beschäftigen mich unter anderem die folgenden Probleme:

Ein Polizeibeamter möchte einem betrunkenen Autofahrer eine Blutprobe entnehmen lassen: ich verweise ihn an die zuständige Richterin.
Ein Anrufer aus der Bundeshauptstadt ist der Meinung, dass seine Kontodaten von einer Firma missbraucht wurden: ich verweise ihn an den Dezernenten für Datenschutz. Der Anrufer erzählt mir auch sonst noch so allerlei, um schließlich mit der Frage „Möchten Sie wissen, weshalb ich so penetrant bin?“ zu enden. Ich bin heute vom Diplomatie-Gen geküsst und lasse ihn selbstverständlich diese Geschichte auch noch zum besten geben.
Ein weiterer Polizeibeamter möchte wissen, was es mit den neuesten auf whats app kursierenden Kettendrohungen auf sich hat (könnt Ihr mal sehen, mit was für brandaktuellen Dingen wir uns hier befassen): ich verweise ihn an die Dezernentin für Cybercrime.
Jemand braucht einen Beschluss nach § 100g StPO (Was war das doch gleich?): ich verweise ihn an die für den Buchstaben und die Stadt zuständige Dezernentin.
Die Wachtmeisterin ruft an und möchte irgendeinen Anwalt zu mir durchstellen, der irgendwas über irgendeinen Fall, den ich überhaupt nicht kenne, wissen möchte: ich überzeuge sie davon, dass es –freundlich ausgedrückt- suboptimal ist, wenn ich ihm irgendwas zu irgendeinem Fall, den ich überhaupt nicht kenne, erzähle, zumal ja auch immer die Gefahr besteht, die Ermittlungen zu beeinträchtigen, und bitte sie, den entsprechenden Dezernenten ausfindig zu machen.
Und in der Art geht es weiter…

Woran wieder einmal zu merken ist, dass Tagesbereitschaft bedeutet, für alles und nichts zuständig zu sein: alle rufen erst einmal bei mir an, um dann festzustellen, dass ich nichts für sie tun kann, sondern es jemand anders tun muss. Und ich bin nebenbei gesagt eine große Freundin davon, dass die Fälle gleich von demjenigen bearbeitet werden, der das ohnehin tun sollte.
Jedenfalls sitzt Frau Spock mit geradezu waldfeenhafter Gelassenheit an ihrem Schreibtisch und harrt weiteren Klingelns.

Zugegebenermaßen mag ich Bereitschaftsdienst. Nie führt man sonst so viele nette Telefonate, die alle mit den Worten „Sind Sie die Bereitschaftsstaatsanwältin?“ beginnen (Und allein die Möglichkeiten, auf diese Frage zu antworten, sind exorbitant und reichen von einem einfachen „Ja“ über „Nein, die Putzfrau, aber ich dachte, ich könnte auch mal ans Telefon gehen“ bis zu „Eigentlich bin ich der Wissenschaftsoffizier, aber versuchen wir´s doch mal.“ Aber keine Sorge, selbstverständlich verkneife ich mir –fast- jedwede Ironie in solchen Fällen.).

Aber jetzt gibt es erst einmal wieder business as usual. Falls man hier irgendetwas als normal bezeichnen kann…;-)

Sonntag, 15. September 2013

Erst shoppen, dann aufräumen

Dringende Gefahr im Verzug, Frau Spock ist in Aufräumstimmung. Kommt ja auch nicht so häufig vor, aber wenn, dann tut man gut daran, seine Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen.

Ein gutes Stück habe ich hier schon geschafft, aber es gibt ja immer was aufzuräumen: im Haus, im Büro, im Leben...

Samstag, 14. September 2013

Shopping-Queen

Kinder sind etwas wunderbares! Leider haben sie aber die unpraktische Angewohnheit zu wachsen. Am beliebtesten ist dabei die Variante, daß alle drei zugleich sich dem Wachstum hingeben und feststellen, daß ein Großteil der Kleidungsstücke nicht mehr paßt. Diesmal sind es die Schuhe, aus denen sie auf einmal alle herausgewachsen sind.

Also ist ein Vormittag in einem mehr oder weniger nahe gelegenen Gewerbegebiet angesagt. Kind klein wünscht sich dringend Pinguin-Hausschuhe, da er schließlich jetzt in der Pinguin-Gruppe ist. Kind mittel verliebt sich in knallrosa Stiefel, während Kind groß vor dem Stiefel-Regal der Erwachsenen herumlungert und dabei eine Größe benötigt, mit der sie mich schon lange überholt hat (was den unbestreitbaren Vorteil mit sich bringt, daß sie meine Schuhe nicht mehr mopsen kann ;-)). Frau Spock stellt fest, daß ein Winter ohne schwarze Stiefel absolut unmöglich auszuhalten ist, und so fällt erfreulicherweise immerhin für mich auch noch ein Paar ab.

Nachmittags ziehe ich dann noch einmal mit Kind mittel allein los, auf der Suche nach einer Regenhose, diesmal leider weniger erfolglos. Aber mit den Sportschuhen klappt es. Und ich amüsiere mich wie immer damit, Menschen zu beobachten. Es gibt dort eine Kinderbetreuung, aber ich bin sicher, daß eine "Männerbetreuung" wesentlich sinnvoller wäre, wenn ich mir die Blicke der mitgezerrten Herren so ansehe. Falls ich mal einen neuen Job brauche, hätte ich da jede Menge Ideen...Kind mittel ist allein wie immer das entzückendste Kind, das man sich nur vorstellen kann, zuhause erwartet mich ein gutes Essen, und jetzt sitze ich bei Rotwein und Schokolade hier und muß wieder einmal den Film sehen, der in den nächsten Tagen unweigerlich zu ergiebigen Regenschauern führen wird...all is well!

Freitag, 13. September 2013

Das Ende der Saison

So will es mir jedenfalls scheinen, wenn man plötzlich wieder einen menschenleeren Strand vorfindet.

Ein unverhofft doch freier Freitag (Was mir im übrigen von Kind groß die entrüstete Frage einbringt, weshalb ich eigentlich so wenig arbeite...im Interesse eines harmonischen Morgenwahnsinns lasse ich diese Frage sicherheitshalber unbeantwortet.) und genauso unverhofftes sonniges Wetter treiben Frau Spock schnurstracks hinaus ans Wasser. Dort ist es ruhig und leer, leises Meeresrauschen, quasi keine anderen Spaziergänger, das gab es lange nicht mehr.


Und ich laufe einfach nur, bestimmt eine Stunde, noch einmal barfuß im seichten Wasser den Strand entlang, das letzte Mal vermutlich in diesem Jahr.
 
Ich picknicke irgendwo im Sand mit diesem wunderbaren Blick vor Augen.
Von mir aus kann der Sommer ruhig bleiben...

Mittwoch, 11. September 2013

Die Zeit danach

Wonach kann der geneigte Leser sich jetzt natürlich fragen. Nach dem Konzert? Nach einer Woche Krankschreibung? Nach Beginn des Septembers? Nach Auffinden der ersten Weihnachtsartikel in den Geschäften?
Ich kann es selbst nicht so genau sagen, aber ich habe mich schon des Längeren von der Vorstellung verabschiedet, allwissend sein zu müssen.

Jedenfalls suche ich am Montag nach einer Woche "Pause" mein Büro auf, noch rechtschaffen müde von den Anstrengungen des Wochenendes. Ein Blick durch meine Tür ist geeignet, mich sofort wieder zu meiner nicht so sehr sadistischen Ärztin zu begeben und mich noch eine weitere Woche krank schreiben zu lassen. Oder vielleicht auch bis Weihnachten oder so...die Akten stapeln sich nicht nur den Aktenbock hinauf, sondern füllen auch den Fußboden in einer Art und Weise, die mir Schwierigkeiten verursacht, überhaupt zu meinem Schreibtisch zu gelangen.

Aber so schnell gibt eine Frau Spock schließlich nicht auf. Ich mache mich unter einigen Stoßseufzern an die Arbeit und schreibe und stapele und tippe und stapele und lese und stapele. Bis mittags gelingt es mir als Meisterin meines Metiers tatsächlich, der Fluten Herr (oder Frau) zu werden, und ich blicke zufriedenen Auges auf den Stapel hinter mir, um mich dann umzudrehen und mich anderen Dingen zuzuwenden (ist ja nicht so, daß keine anderen Akten mehr vorhanden wären...). Gerade habe ich mich abgewandt, als selbiger Stapel einen leisen Seufzer ertönen läßt und sich mit einem rauschenden Geräusch über meinen Teppich ergießt.

Das sind so Momente im Leben, die einen das Erfordernis einer gewählten Sprache vergessen lassen...

Über den Rest der Woche breite ich lieber den Mantel des Schweigens ;-).


Sonntag, 8. September 2013

Und ihr so am Wochenende?




Panik geschoben ;-)?

Aber selbstverständlich würde sich die liebreizende und friedfertige Frau Spock niemals solchen Aktivitäten hingeben. Vielmehr hat sie das Wochenende damit verbracht, ihre geographischen und kulturellen Kenntnisse zu erweitern! Geographisch durch eine Reise, die sie durch die Weiten unserer schönen Republik unternommen hat, kulturell durch eine Verfestigung ihrer schon bestehenden Erfahrungen mit irischer Musik und Neu-Erfahrungen mit mittelalterlicher Musik. Wenn das nicht ein anspruchsvolles Programm war...

Es beginnt damit, daß ich morgens um halb sechs (nochmals: um halb sechs) an der Bushaltestelle auf die liebe M. warte, um mit ihr zusammen zum Bahnhof zu fahren. Unterbrochen wird diese angenehme Tätigkeit durch einen Fahrradfahrer, der mir samt Gefährt quasi vor die Füße fällt und auf meine an ihn gerichteten Frage, ob denn alles in Ordnung wäre, nur "das kommt alles vom Rock´n Roll" gröhlt. Meinen Einwand, daß es wohl eher an ein paar Bier zuviel liegt (was auch immer er meint), läßt er nicht gelten. Aber da er sich aufrappelt und insgesamt unversehrt scheint, verzichte ich darauf, Einsatzkräfte zu informieren. In diesem Moment erscheint außerdem M., besinnt sich ihrer erzieherischen Aufgaben und tadelt mich, weil ich schon wieder mit Fremden spreche (das soll an diesem Tag noch öfter vorkommen...), um mich dann sicherheitshalber in den Bus zu zerren, der derweil eingetroffen ist.

Es geht zum Bahnhof und von dort nach Erwerb eines Latte macchiatos mit dem ICE Richtung Gießen. Nach dem ersten Stop in einer Großstadt steht auf einmal überraschenderweise Frau B. vor uns, die auf dem Weg zu einer Hochzeit ist. Da wir letztes Jahr gemeinsam schon einmal die Freuden der irischen Musik-Kultur erleben durften, setzt sie sich kurzerhand zu uns, und wir ergehen uns in allerlei intellektuell anspruchsvollen Diskussionen über eben jenen Kulturbereich. Leider können wir sie nicht überreden, die Hochzeit sausen zu lassen und für eine weitere Auffrischung ihres kulturellen Wissens zu sorgen, also verlassen wir sie schweren Herzens in Kassel, von wo aus uns ein Regionalexpress nach Gießen bringt.

Eine freundliche Mitarbeiterin der Bahn erstellt uns dort einen Busplan, mit dem wir das Gelände der kulturellen Erbauung erreichen können. Höchst erfreut machen wir uns auf den Weg, um dann an der Umsteigebushaltestelle festzustellen, daß die Busse zum besagten Gelände nur sonntags fahren. Ein Blick auf den ausgedruckten Plan verrät uns, daß sich die freundliche Mitarbeiterin offenbar im Datum vertippt hat. Nun ja, man ist ja flexibel. Wir erkundigen uns in einer Bäckerei nach anderen Möglichkeiten des Transports. Diese sind gering, so daß wir uns schließlich zu Fuß auf den Weg machen, immerhin verlaufen wir uns nicht.

Schweißgebadet und mit ersten Erschöpfungsanzeichen erreichen wir nach einer Stunde und 20 Minuten unser Ziel. Unsere Map-App verrät uns, daß wir gerade ca. acht Kilometer hinter uns gebracht haben. Wir beglückwünschen uns zu unserer ausgeprägten Kondition und wollen auf das Festival-Gelände, auf dem ein netter Security-Mitarbeiter als erstes auf die Idee kommt, uns unsere Wasserflaschen abzunehmen, auf daß wir den dortigen Umsatz des Getränkeverkaufs ankurbeln. Nach leicht jammervollen Blicken dürfen wir dann zumindest die schon angebrochenen Flaschen behalten. Ich muß sagen, daß ich mir die Frage stelle, was sie mit den ganzen einkassierten, nicht angebrochenen Flaschen tun werden...wir sinken an einem der zum Glück zahlreichen Tische nieder, so nach und nach trudeln noch weitere Mitglieder des Fanclubs...äh...des Kulturvereins ein, und wir ergehen uns in weiteren erbaulichen und lehrreichen Diskussionen über Zukunft und Perspektiven der irischen Folkmusik und ihrer Akteure.

Zu meiner Ehrenrettung sollte ich an dieser Stelle vielleicht mal anmerken, daß ich nicht nur wegen Fiddler´s Green durch halb Deutschland gereist bin, sondern daß auch noch weitere Bands dort spielen, die ich größtenteils nicht kenne. Es ist das letzte open air-Konzert der Saison, und es ist wieder einmal einfach nur toll. Wir haben super Wetter, jede Menge netter Leute, tolle Musik von mittags bis Mitternacht, hinterher wieder einmal nette Plaudereien am Merch, wir werden zu einer Party auf dem Zeltplatz eingeladen, die wir uns aber angesichts der vorgerückten Uhrzeit und dem plötzlichen Erscheinen eines Taxis verkneifen, fallen müde und aufgedreht zugleich in unser Bett im Hotel und wenn ich ehrlich bin, könnte ich immer noch ein wenig Schlaf vertragen...

Ab morgen ist dann wohl wieder seriös angesagt, das dürfte lange Hosen, kein Fan-T-Shirt und neue Aktenberge bedeuten. Aber keine Hoffnung, im Oktober beginnt die kulturell anspruchsvolle Herbsttour ;-).

Freitag, 6. September 2013

Bald ist Wahl...

Da ich mich schon genügend in das Leben fremder Menschen einmische, ist Einmischung in die Tagespolitik eigentlich kein Thema in diesem Blog. Aber heute habe ich mich amüsiert. Und weil ich gerade wenig Gelegenheit habe, die Skurrilitäten des Lebens bei der dafür zuständigen Stelle anzubringen, müssen eben die lieben Leserinnen und Leser leiden ;-).

Frau Spock fährt also nichtsahnend durch die Stadt, als ihr ein Wahlplaket der Weiß-ich-nicht-mehr-Partei ins Auge sticht, auf dem der Auftritt von Herrn Wie-hieß-er-doch-gleich für heute abend angekündigt wird. LIVE!!!! Wie in großen Lettern quer über das Plakat geschrieben wurde.

Und jetzt sitze ich hier und frage mich, ob es wirklich so etwas besonderes ist, daß ein Politiker im Wahlkampf live auftritt. Machen die das nicht immer? Und würde tatsächlich dort jemand hingehen, wenn Frau Merkel, Herr Steinbrück oder eben Herr Wie-hieß-er-doch-gleich nicht live erscheint? Ich stelle mir vor, wie dort eine große Leinwand aufgestellt wird und einer der Genannten darauf eine flammende Wahlrede hält. Beeindruckend das...bleibt natürlich noch die Frage, ob Herr Wie-hieß-er-doch-gleich wenigstens in live ein paar Zuschauer haben wird. Ich gönne es ihm ja, denn ich werde es definitiv nicht unter ihnen sein ;-).

Ach, und falls jemand eine goldene 100 für mich hat, weil ich soeben das hundertste Posting in diesem Jahr verfaßt habe -und das schon Anfang September, wie ich anmerken möchte-, ist er herzlich eingeladen, mir diese zukommen zu lassen!

Dienstag, 3. September 2013

Manche lernen´s nie

Frau Spock zum Beispiel ist eindeutig so ein lernresistenter Fall. Einmal läßt man sie zum Elternabend, und -wumms- ist sie auch schon wieder Elternvertreterin. Ja, ja, ich weiß, macht man nicht...

Auf der anderen Seite ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn ein wenig juristische Stringenz in die Sache gebracht wird, wie ich auch beim gestrigen Elternabend wieder feststellen darf. Die neue Klassenlehrerin von Kind mittel erweist sich zum Glück auch weiterhin als toughe, aber dennoch außerordentlich humorvolle Person, die sich wie alle anderen Lehrerinnen (erstaunlicherweise ist die einzige männliche Lehrkraft der Schule der Rektor, aber ich behalte meine Ansicht dazu jetzt einfach mal für mich...) begeistert über ihre neue Klasse äußert. Alle Kinder seien freundlich, lieb, nett zueinander, arbeiteten höchst konzentriert und so weiter. Ich frage mich einige Male, ob ich vielleicht beim falschen Elternabend gelandet bin, aber nein, auf allen Listen steht eindeutig der Name meiner Tochter. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß die vorige Klasse der Lehrerin nach ihren Erzählungen ein wenig -oder auch ein wenig mehr- chaotisch war.

Wir bekommen allerlei fachliches zu hören, und ich kann nützliches Wissen über die umstrittene Methode "Lesen durch Schreiben" anbringen (man weiß ja echt nie, wozu es gut ist, das nützliche Wissen), und die Lehrerin erklärt erfreulicherweise, daß sie diese Methode "nicht vertritt", wie sie es diplomatisch nannte.

Dann aber treten diejenigen auf den Plan, die man als Elternvertreter unbedingt vermeiden sollte, wenn man eine Chance auf ein Ende des Elternabends vor Mitternacht haben möchte: Mütter, die gleichzeitig Lehrerinnen sind. Auch nach einigen Jahren Schule aus Sicht einer Mutter, die ich nun schon wieder hinter mir habe, bestätigt sich dies wieder einmal (ja, ja, motzt ruhig, manchmal hab ich eben doch Vorurteile).

Diesmal erweist sich Mama Religionslehrerin als besonders hartnäckig. Sie würde ja in ihren 5. Klassen immer wieder erschreckende Wissenslücken feststellen, ob nicht auch noch dies und das und jenes unterrichtet werden könnte. Sie liefert sich ein längeres Rededuell mit der nichtsahnenden Schul-Religionslehrerin, die letztlich nur auf den Lehrplan verweisen kann. Dann ist die Mathelehrerin dran. Weshalb sie sich denn erdreisten würde, mit den Kindern Rechenübungen mit (Spiel-)Geld zu planen und auf diese Weise die Affinität der lieben Kleinen zum schnöden Mammon zu manifestieren? Finde ich ehrlich gesagt auch schockierend, es könnte doch tatsächlich passieren, daß meine Tochter etwas über die Realitäten dieser Welt erfährt. Geht ja gar nicht! Zum Glück aber läßt sie sich von der Mathelehrerin dahingehend beruhigen, daß es auch Rechenübungen mit Tieren und ähnlichen, offenbar harmlosen Dingen geben würde.

Erfreulicherweise erscheint um kurz vor zehn der Hausmeister und macht uns darauf aufmerksam, daß wir doch jetzt bitte das Gebäude verlassen sollten...ich wundere mich mal wieder, was man so alles problematisieren kann in diesem Leben, aber ansonsten hilft auf jeden Fall noch dies hier: