Dienstag, 24. November 2009

Prozess zuende

Heute habe ich nun früher als erwartet meinen ersten großen Prozess zuende gebracht. Dafür, daß wir eigentlich bis Januar verhandeln wollten, haben wir es doch recht zügig über die Bühne gebracht, aber es ist trotzdem genug Zeit dbei drauf gegangen, und ich bin ganz froh, daß ich mich jetzt auch mal wieder dem Tagesgeschäft zuwenden kann. Mit dem Prozessausgang bin ich zufrieden, der Vielredner hat 1 Jahr und 5 Monate auf Bewährung bekommen, was durchaus sachgerecht ist. Auch das Plädoyer lief für die Verworrenheit des Falles ganz gut. Es ist jedenfalls schön, etwas größeres abgeschlossen zu haben. Jetzt werde ich mir einige Anklagen vornehmen, dann gibt es bald die nächsten Verhandlungen gg.

Gestern habe ich zudem eine Einladung von unserem neuen Justizminister bekommen, zu einem sogenannten Kamingespräch. Dazu werden offenbar alle neu eingestellten Richter und Staatsanwälte einmal im Jahr eingeladen, das ganze findet im Amtsgericht Schleswig im dortigen Kaminzimmer statt. Ich wußte bisher nicht, daß es dort ein Kaminzimmer gibt und bin schon sehr gespannt, wie es aussieht. Insgesamt kommen etwa 25 Personen, und es soll einen Imbiss geben, das allein ist ja wohl schon Grund genug, dorthin zu gehen.

Letzten Sonntag war Totensonntag, und wir waren auf dem Friedhof, um Adrians Grab winterfest zu machen und ein paar Kerzen anzuzünden. Leider regnete es ziemlich, so daß wir uns beeilen mußte, um nicht völlig zu durchnässen mit den beiden Mädels. Aber abends war es dann plötzlich trocken und sternklar, und ich bin mit der Großen noch einmal hingefahren, um die Kerzen wieder anzuzünden. Der Friedhof war stockduster und doch ein Meer von Kerzen, es war wunderschön. Hinterher waren wir noch bei einem Taizé-Gottesdienst, auch hier ein Kerzenmeer, und ich glaube, daß die Große es vor allem so gut fand, weil sie eine eigene Kerze bekam, an der sie die ganze Zeit rumpulte gg. Es war ein schöner und friedvoller Abschluß des Tages, und jetzt kann so langsam die Weihnachtszeit kommen.

Freitag, 20. November 2009

Neue Möbel und Vorstellungsgespräch

Nachdem ich eigentlich schon gestern teilweise neue Möbel für mein Büro bekommen sollte, wurde es dann doch auf heute verschoben, weil der Lieferwagen eine Panne hatte. heute war es nun soweit, und ich habe einen Beistelltisch für meinen Schreibtisch, einen runden Besuchertisch und zwei neue Aktenböcke bekommen, alles in einem wunderschönen roten Holzton. Jetzt ist mein Zimmer in einer einheitlichen Farbe ausgestattet, und ich bin ganz begeistert. Vielleicht werde ich nächste Woche noch ein wenig umbauen, aber für heute war ich erstmal sehr zufrieden.

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich mein Vorstellungsgespräch im Ministerium, um Staatsanwältin zu werden, und Anfang Dezember werde ich schon wieder dort sein, um mich vorzustellen, diesmal allerdings für eine Stelle als Richterin am Finanzgericht. Diese ist schon Anfang September ausgeschrieben worden, und ich hatte mein Interesse darauf bekundet, wie es bei uns so schön heißt, dann ewig nichts gehört und auf meine Nachfrage letzte Woche, kam dann die Einladung zum Gespräch. Bei meiner Bewerbung wurde mir seinerzeit gesagt, daß meine Aussichten nicht besonders gut sind, weil ich noch sehr wenig Erfahrung in der Justiz habe und es einiges an Konkurrenz gibt, zur Bewerbung wurde mir aber trotzdem geraten, damit ich für später schon einmal "auf der Liste" bin. Von daher finde ich es jetzt schon ganz gut, daß ich nicht gleich rausgeschossen wurde. Im Moment bin ich auch gar nicht so sicher, ob ich nicht ohnehin lieber bleibe, wo ich bin, es gefällt mir da ausgezeichnet. Andererseits ist das Finanzgericht sicherlich eine Chance, die man nicht ausschlagen würde, wenn sie einem dann geboten wird. Ich habe lediglich ein wenig Angst vor einer verstaubten Atmosphäre gg, die habe ich jetzt ganz und gar nicht. Ich werde also einfach mal abwarten, eigentlich habe ich Vertrauen, daß das richtige passieren wird.

Dienstag, 17. November 2009

Mal wieder die Fische

Eigentlich sollte man ja denken, daß so ein paar entzückende kleine Fische, die fröhlich im Wasser schwimmen, keine weiteren Probleme verursachen. Aber wenn man das denkt, kennt man wohl noch nicht die gefährlichen Kampf-Kirschflecksalmler, die wir uns aus Versehen zugelegt hatten, in der auch von der Tierhandlung bestätigten Annahme, daß diese ganz friedliche Vertreter ihrer Spezies sind. Aber weit gefehlt: als erstes haben die Tierchen die Guppys angeknabbert, so daß der eine von ihnen nur noch einen Schwanz hat, den man mehr erahnen als sehen kann. Dann haben wir einige kleine Neons angeschafft und konnten innerhalb weniger Minuten mit ansehen, wie die Kirschflecksalmler anfingen, diese nacheinander zu verspeisen. Die Große stand mit entsetztem Blick daneben, und ich habe schließlich schnell die Salmler herausgefangen und konnte so noch einige der Neons retten. Die brutalen Salmler haben wir heute zurück zur Tierhandlung gebracht und dafür einige neue Neons bekommen. Nun hoffe ich, daß Friede zwischen den Fischen herrscht und kein weiterer Kannibalismus entsteht.

Meine eigenen Tage drehen sich momentan immer noch in erster Linie um den Monster-Gerichtstermin mit dem dauerredenden Angeklagten. Sein Redefluß ist immer noch ungebremst, aber beim letzten Mal haben wir vor allem sogenannte "Deal-Gespräche" geführt, und dabei sind zum Glück nur die Verteidiger anwesend und nicht die Angeklagten selbst. Das war etwas entspannender als die sonstigen Termine, und ich hatte abends nicht das Gefühl, einen Blumenkohl am Ohr zu haben. Wir haben das Verfahren jetzt gegen zwei der Angeklagten beendet, wenn auch leider nicht das gegen den Vielredner gg, und haben die Hoffnung, nur noch drei weitere Verhandlungstage zu brauchen. Das wäre sehr erfreulich, denn es ist schon ganz schön zeitaufwendig und anstrengend, insbesondere wenn man sich so viel anhören muß. Aber der nächste Prozeß steht schon an, hoffentlich mit etwas schweigsameren Gestalten.

Donnerstag, 5. November 2009

Von Urlaub, großen Prozessen und Spracherkennungssoftware

Der Urlaub ist ja bald schon wieder so lange her, daß er fast gar nicht mehr wahr ist, und ich habe inzwischen schon meinen nächsten Urlaubsantrag für Weihnachten eingereicht und auch genehmigt bekommen. Aber es war so schön, daß ich doch gerne noch ein paar Worte darüber verlieren möchte. Wir waren ja wieder in "unserem" Haus, inzwischen haben wir schon eins in Frankreich und in Dänemark gg. Aber es ist dort so gemütlich, daß wir immer wieder da landen. Wir haben die Sauna und den Whirlpool ordentlich ausgenutzt und Frank die Küche, dort gibt es nämlich einen Induktionsherd, und den liebt er. Ich finde den auch ziemlich praktisch, komme aber kaum in den Genuß, ihn zu benutzen, weil ich dort meistens verscheucht werde. Wir hatten fast die ganze Woche über schönes Wetter, so daß wir viel am Strand waren und dort wieder diese großen Island-Muscheln gesammelt haben und natürlich in den Dünen rumgeklettert sind. Da geht sogar die Große noch gerne spazieren. Die Kleine ließ sich lieber fahren, ich glaube, sie traut dem Meer noch nicht so recht. Wir haben aber auch einige Ausflüge gemacht, unter anderem nach Hirtshals in das Aquarium zu den Mondfischen, die kennen wir inzwischen schon gut, aber auch nach Randers, wo es einen Regenwald-Zoo gibt, der mich sehr begeistert hat. Es war richtig liebevoll gestaltet wie in einem riesigen Gewächshaus, in dem die Tiere teilweise frei herum liefen (die Krokodile natürlich nicht gg). Die Mädchen waren beide ganz entzückt, die Kleine hatte allerdings Angst, daß es die Äffchen auf ihr Knäckebrot abgesehen haben könnten und hat es immer fest an sich gepreßt.

Die teilweise ja doch recht langen Autofahrten, die wir unternehmen, klappen mit den beiden immer ziemlich gut. Sogar die Kleine ist teilweise schon recht geduldig, wenn sie nur ihr Baby bei sich hat und es genug zu essen gibt. Sie liebt Pausen an Autobahnraststätten, besteht aber darauf, dort einen Kinderstuhl zu bekommen und von meinem Kaffee zu trinken. Das ist so niedlich, wenn sie laut jubelnd dort reinstürzt und einen Hochstuhl verlangt. Gut, daß die Raststätten inzwischen alle einigermaßen ausgestattet sind. Ansonsten sind beide während solcher Fahrten recht redefreudig und als die Große mich neulich fragte, was eigentlich ein Tinnitus sei, konnte ich ihr das ganz einfach erklären: wenn eine von rechts und eine von links auf mich einredet, klingelt es in meinen Ohren gg.

Wieder zurück ging es gleich kräftig zur Sache. Am Montag habe ich einen Prozess für einen Kollegen übernommen, der so viel anderes um die Ohren hatte. Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, was mir sonst noch blühte. Das habe ich ganz gut über die Bühne gebracht, Angeklagter und Richter waren glücklich, ich konnte mir allerdings nicht verkneifen, meinem Kollegen hinterher zu erzählen, daß er leider noch zu zwei Fortsetzungsterminen zwischen den Feiertagen müßte. Der entsetzte Blick war es wert, die Verhandlung für ihn übernommen zu haben.

Am Tag darauf ging dann mein eigener Prozess los, den ich aber eigentlich auch nur geerbt hatte, weil der zuständige Dezernent einen großen Prozess an der Hacke hat und es Terminüberschneidungen gab. Das wußte ich aber natürlich noch nicht, als ich für die andere Verhandlung zugesagt habe. Nun habe ich also ein richtiges Großverfahren mit erstmal 12 Terminen, aber ich denke mal, es werden noch mehr werden. Es geht um Steuerhinterziehung und ist eine ziemlich verworrene Angelegenheit, bei der ich nicht ausschließen möchte, daß sich das alles irgendwann in Wohlgefallen auflöst und alle frei gesprochen werden. Der eine Angeklagte redet wie ein Wasserfall, so etwas habe ich noch nie erlebt (immerhin ist es ein Mann). Man traut sich kaum, ihm eine Frage zu stellen, weil jede Antwort mindestens 10 Minuten dauert, eher länger, und das ist auch der Grund, warum ich denke, daß wir wohl mit unseren 12 Terminen nicht auskommen werden. Dazu kommen ja auch noch die beiden anderen Angeklagten, drei Verteidiger, die alle Fragen stellen und 5 Richter, die ebenfalls Fragen stellen. Das wird sich wohl noch eine Weile hinziehen. Da es sich um eine Steuersache handelt, habe ich einen Vertreter der Finanzbehörde dabei. Ich habe hier sogar zwei dabei, weil auch der Sachgebietsleiter der Bustra jedesmal anrückt, um dann friedlich in seinem Stuhl ein Schläfchen zu halten. So langsam ist mir das ein wenig peinlich, immerhin sitzt er ja auf meiner Seite des Saales, und die Verteidiger von gegenüber grinsen sich eins. Ich werde mal schauen, ob wir ihn noch irgendwie loswerden können. Der Fall an sich ist aber sehr interessant, wenn auch verworren. Im Büro bleibt aber allerhand liegen, wenn man sich die ganze Zeit nur am Gericht rumtreibt, hinterher bin ich dann tatsächlich zu geplättet, um noch viel zu arbeiten.

Eine sehr lustige Sache war in der letzten Woche die Fortbildung zum Spracherkennungssystem Dragon. Seitdem arbeite ich auch so, daß ich direkt in meinen Computer diktiere. Es klappt ziemlich gut, ich bin erstaunt, wieviel der Computer versteht. Es macht außerdem total viel Spaß, man kann nicht nur diktieren, sondern dem Computer auch andere Anweisungen geben. Ich fühle mich jedenfalls dem Star Trek-Ideal immer näher und hoffe, daß ich auch irgendwann am Schreibtisch sitzen und "Hallo Computer" sagen kann und dann einfach nur durch Anweisungen alles erledigen. Ob ich das noch vor der Rente erlebe, ist natürlich eine andere Frage.