Mittwoch, 29. Februar 2012

Meine Seite...

...des Gerichtssaals ist durchaus die reizvollste, wie ich auch bei der gestrigen Verhandlung wieder feststellen durfte. Ich kann mir jedes Image geben, das ich möchte: bin ich unfreundlich, wird das schon fast erwartet, bin ich nett, sind alle angenehm überrascht und fressen mir aus der Hand. Ich muß fast allem zustimmen, aber es letztlich nicht entscheiden. Die Rechtsanwälte, die mich immer wie Luft behandelt haben, als ich noch auf ihrer Seite war, sind plötzlich superfreundlich zu mir (bis auf einige auf Krawall gebürstete Ausnahmen gg), meistens wollen sie ja auch was...Ich finde die Seite jedenfalls gut.

Gestern hatten wir eine Steuerhinterziehung zu verhandeln. Der Angeklagte, ein junger Spund, bestritt alles: er habe keine Firma gehabt, keine Rechnung unterschrieben, kein gar nichts (gab es ihn überhaupt?). Immerhin räumte er ein, im Jahr 2008 keine Steuererklärungen eingereicht zu haben, was aber nur daran gelegen hätte, daß er ja kein Geld gehabt hätte (dies wäre eigentlich der richtige Moment für Kopf--->Tischkante...). Ich sah uns jedenfalls schon in einer umfangreichen Beweisaufnahme nebst Einholung eines Schriftgutachtens.

Aber der Richter war ein Fuchs und schlug einen Deal vor. Zu diesem Zweck zogen wir uns samt Verteidiger in das Beratungszimmer zurück. Besagter Verteidiger wirkte ein wenig verzweifelt, zum einen ob der desolaten finanziellen Situation seines Mandanten, die ihn erwarten ließ, niemals Honorar für seine Tätigkeit zu bekommen, zum anderen aufgrund von dessen Aussage, die nicht nur uns einigermaßen unglaubwürdig vorkam (was er aber natürlich nicht zugeben konnte). Jeder zweite Satz von ihm bestand in der Frage, ob man ihn nicht als Pflichtverteidiger beiordnen könnte (Anm. d. Verf. Dann bezahlt die Landeskasse zunächst sein Honorar...). Wir einigten uns jedenfalls für den Fall eines Geständnisses auf eine angemessene Strafe. Der Verteidiger nahm seinen Mandanten ins Gebet, damit auch dieser sich drauf einließ, und dann ging es ganz schnell, und ich konnte -sehr kurz- plädieren, das Urteil kam, fertig. Zwei Stunden Fahrt für eine Stunde Verhandlung, aber was tut man nicht alles für den Erhalt des Rechtsstaates ;-)?

Aber trotzdem: ich liebe Gerichtsverhandlungen!

Freitag, 24. Februar 2012

Was man so bekommt

Heute hatte ich Besuch einer (übrigens sehr netten) Dame von der Zollfahndung, die mir eigentlich nur eine Akte nach Abschluss der Ermittlungen in einem gemeinsamen Fall von Zigarettenschmuggel vorbeibringen wollte. Als ich dann aber mein Zimmer betrete, sitzt dort nicht nur besagte Dame mit Akte auf dem Tisch, sondern auf der Akte liegt ein Kampfmesser der Bundeswehr mit wahrhaft stattlichen Ausmaßen. Nach der Begrüßung ereignet sich daher folgender Dialog:

Ich: "Da haben Sie mir ja was nettes mitgebracht."
Sie: "Das haben wir in der Kiste mit den Zigaretten gefunden, und wir wollen das gar nicht haben."
Ich: "Hm, das möchte ich eigentlich auch nicht haben."
Sie: "Aber wir wissen gar nicht, wem das gehört und was wir damit machen sollen."
Ich: "Das weiß ich auch nicht...(die Scheide aufziehend), das ist ja schon total verrostet."
Sie: "Das kommt, weil es so lange bei uns in der Halle lag. Der Beschuldigte wollte sich dazu übrigens nicht äußern."
Ich: "Na super, dann werde ich es mal in die Asservatenkammer bringen lassen..."

Ich also mit dem Messer zwischen den Fingerspitzen in die Geschäftsstelle, leichter Aufschrei der Mitarbeiterin und die Bitte, das gute Stück doch lieber zu unseren Wachtmeistern zu bringen, die es dann weiterleiten würden. Ab in die Wachtmeisterei, unsere Wachtmeister sind herzensgute Menschen, aber schon ein wenig in die Jahre gekommen und ein bißchen, wie soll ich es ausdrücken, phlegmatisch...Wachtmeister sieht Messer, schlürft seinen Kaffee zuende und meint nur lakonisch: "Leg mal dahin, ich kümmer mich drum..." Messer liegt mitten auf seinem Tisch neben der zu verschickenden Post. Ich verlasse die Wachtmeisterei und bin froh, mich nicht mehr um das Teil kümmern zu müssen.

Aber mal ehrlich, man bekommt schon seltsame Dinge mitgebracht in meinem Beruf...

Donnerstag, 23. Februar 2012

Die Tücken der Technik

Oder auch die Tücken der Anwenderin...

Nun ja, es ist nicht besonders geschickt, seinen Becher mit Mineralwasser über der Tastatur auszuschütten. Aber zuerst war alles in Ordnung, und ich konnte ganz normal weiterarbeiten. Irgendwann wurde es dann blöd...

Blöd, wenn man den Namen einer Stadt schreiben muß und einer der Buchstaben, der zweimal darin vorkommt, sich auf einmal nicht mehr schreiben läßt. Noch blöder, wenn man dann erstmal zum Mittagessen geht, sich wie gewohnt am Computer abmeldet und einem dann während des Essens einfällt, daß man zum Wiedereinloggen sein Kennwort braucht und in diesem Kennwort besagter Buchstabe ebenfalls vorkommt.

Gut jedoch, wenn man dann eine Ersatztastatur im Schrank hat, die man offenbar in einem Anfall von Weitsicht seinerzeit nicht zurückgegeben hat, als man eine ergonomische Tastatur bekommen hat. Schade aber, wenn man die schöne ergonomische trotz Herauspulens des Buchstabens nicht wieder in Gang bekommt. Nun sitze ich mit der alten Gurkentastatur an...

Aber eine meiner "Haldenakten" habe ich trotzdem vom Tisch bekommen, er Stapel wird so langsam kleiner...

Mittwoch, 22. Februar 2012

Mädels on tour

Ich muß ja zugeben, daß ich Klassenfahrten früher nicht besonders mochte (bis auf die letzte in der 12. Klasse, die wäre fast einen eigenen Eintrag wert...), aber die Klassenreisen hatten ja auch den Nachteil, daß man sich die Teilnehmer nicht selbst aussuchen konnte. Wenn man aber seine Gesellschaft selbst wählt, kann so eine Gruppenreise eine durchaus amüsante Angelegenheit sein, und so begab es sich, daß sich Mitte Februar mehrere Frauen aus verschiedenen Teilen unseres schönen Landes in eine norddeutsche Großstadt begaben, um dort die Gegend unsicher zu machen.

Eigentlich begann es ganz harmlos, was aber vermutlich vor allem daran lag, daß zwei der Damen sich schon am Abend vorher trafen und gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachteten und zudem noch auf eine Party gingen, deren Titel mir nicht über die Zunge bzw. die Tasten kommt. Nach den Erzählungen von Frau K. und Frau B. muß die Stimmung an diesem Abend schon recht gut gewesen sein, so daß es am nächsten Morgen vergleichweise moderat war ;-). Wir jedenfalls trafen uns in einem Restaurant der gehobenen Klasse zum Frühstück und waren zunächst einmal froh, daß die andere Frau B. einen Tisch reserviert hatte, denn dort war es brechend voll. Das Frühstück war ausgezeichnet, das Personal noch steigerungsfähig, was Freundlichkeit und Tempo angeht. Praktisch finde ich eigentlich auch, wenn Kellner tatsächlich der deutschen Sprache soweit mächtig sind, daß sich mich verstehen, wenn ich etwas bestelle oder bezahlen möchte, zumindest wenn ich mich in einem Lokal in Deutschland aufhalte. Ganz erschlossen hat sich mir auch nicht das System, daß man bei 6 Personen, die bezahlen, bei jeder einzelnen Zahlung erstmal Richtung Küche verschwinden muß, bevor man endgültig abrechnet, aber ich bin ja auch keine Gastronomin.

Derart gestärkt ging es weiter. Da wir uns in einer Großstadt befanden und mein Auto zudem einen recht guten Parkplatz hatten, entschlossen wir uns, mit der U-Bahn zu fahren. Für eine von uns stellte dies tatsächlich eine Premiere dar, die aber tadellos gemeistert wurde. Wir wollten auf´s Eis, zum Glück war es kein dünnes, denn nach etlichen Tagen klirrender Kälte waren die Gewässer fast überall zugefroren, und in der norddeutschen Großstadt fand ein Ereignis statt, daß es vor zehn Jahren das letzte Mal gegeben hatte. Ich war jedenfalls sehr erstaunt, wieviele Leute auf dem Eis Platz fanden.

Ziemlich rutschig war es allerdings, und einige von uns bewegten sich nur seeeeehr langsam voran, während ich meistens voranschlitterte und mich wie in der Grundschule auf der Eisbahn fühlte, die reinste Verjüngungskur gg. Ich hoffe übrigens, daß das Rote im Bild oben kein Blut der zahlreichen Opfer ist, sondern nur Farbe, die auf ungeklärte Weise dorthin gekommen ist.

Wir erreichten aber alle unbeschadet das gegenüberliegende Ufer und machten uns auf dem Weg zurück zum Auto, ich dabei eifrig nach Kronkorken Ausschau haltend (die Große sammelt die seit neuestem, wer also welche für mich hat, möge sich melden...). Es war unwahrscheinlich voll, solche Menschenmengen kenne ich sonst nur hier von unserem lokalen Volksfest im Sommer. In mein Auto paßten wir alle rein (erwähnte ich das gute Stück eigentlich schon mal? Ich liebe es jedenfalls!) und fuhren zu unserem nächsten Ziel, das man wohl nur als Gruselkabinett bezeichnen kann. Unter normalen Umständen wäre es dort vielleicht wirklich ein wenig gruselig, aber in einer Gruppe kichernder Mädels schienen wir den Ernst der Lage nicht ganz erfaßt zu haben.

Jedenfalls bekamen wir einen Gruppenrabatt (aber wahrscheinlich nur, weil sie noch nicht wußten, worauf sie sich mit uns einlassen, sonst hätten wir vermutlich drauf zahlen müssen...) und mußten dann ziemlich lange warten, bis es endlich losging mit der Führung. Es gab aber genug zu sehen und zu hören, vor allem die Schreie der anderen Besucher, denen wir sicherheitshalber ein wenig Schützenhilfe durch Mitschreien leisteten, und Frau B. (die in der Großstadt beheimatete) knüpfte außerdem zarte Bande zu einem dortigen Mitarbeiter mit Namen Sammy (was uns immerhin später einen weiteren Rabatt bescherte gg).

Schließlich wurden wir doch in den nächsten Raum gelassen, in dem wir schon wieder warten mußten, aber hier gab es immerhin Abwechslung durch eine weitere Mitarbeiterin, die ab und zu erschien, einige der Anwesenden mitnahm und dabei etliche Pöbeleien zum Besten gab. Ich erkannte spontan, meinen Traumjob verfehlt zu haben, berufsmäßig Leute zu beschimpfen, die das auch noch gut finden, muß einem eine gewaltige Befriedigung verschaffen. Irgendwann war es dann soweit, daß sie auch uns mitnahm, und zwar in den Fahrstuhl des Grauens mit Namen Bärbel. Dies löste bei der anderen Frau B. eine spontane Lachsalve aus, die natürlich Fragen hervorrief und Frau B. zu der -im übrigen unwahren- Aussage veranlaßte, sie würde ebenfalls Bärbel heißen.

Wir überlebten jedenfalls den Fahrstuhl des Grauens und auch alle anderen Stationen, von denen ich die Nachstellung einer gerichtlichen Inquisitionsszene aus dem Mittelalter besonders ansprechend fand. Wie praktisch es doch sein muß, Ankläger und Richter gleichzeitig zu sein, es würde einem viel lästige Arbeit ersparen. Trotz meiner roten Haare landete ich übrigens nicht im Netz der Inquisition, ich hatte mich aber auch in eine hintere Ecke des Raumes verkrochen. Insgesamt fürchte ich, daß wir nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache waren...die zarten Bande der Frau B. sorgten übrigens am Ende dafür, daß wir Bilder von uns zu einem sehr günstigen Preis bekamen, und ich gönnte mir dann noch einen kleinen Richtertisch der Inquisition zum Aufstellen in meinem Büro. Man soll seine Ideale ja vor sich sehen ;-).

Hinterher war es dann Zeit, sich etwas zu essen zu suchen. Schweren Herzens brachten wir Frau K. zum Bahnhof, da sie noch eine weitere Strecke vor sich hatte, und versuchten, einen Platz in unserem "Stammlokal" zu ergattern, was uns aber leider nicht gelang, da es völlig ausgebucht war. Nach einigem Hin und Her landeten wir schließlich in einer spanischen Tappas-Bar, in der es richtig gut war. Hier war nicht nur das Essen, sondern auch das Personal außerordentlich erfreulich, Frau B. (diesmal wieder die aus der Großstadt) ergatterte sogar noch das Rezept für eine Sesamsauce, und ich und Frau S. (die mit der U-Bahn gg) schwelgten gemeinsam in nachfolgender Dessertplatte:



Danach trennten sich dann unsere Wege, aber nicht für lange hoffe ich, denn ein solcher Tag schreit doch geradezu nach einer Wiederholung. Also Mädels, wann geht es wieder los?

Dienstag, 21. Februar 2012

Bereitschaftsdienst

Der Tagesbereitschaftsdienst ist ja inzwischen eigentlich schon ein Selbstgänger, den man so nebenbei erledigt, wenn nicht gerade um 15.30 Uhr noch eine Haftsache eintrudelt...

Gestern war es also mal wieder soweit, und ich bin rechtzeitig im Büro gewesen und freute mich eigentlich, endlich mal wieder einen langen Tag zu haben. Und den hatte ich tatsächlich, einen langen ruhigen Tag mit gespenstischer Stille am Telefon. Ich war richtig begeistert, bis plötzlich der Kollege aus dem Zimmer nebenan bei mir erschien und fragte, ob ich denn heute Bereitschaftsdienst hätte. Als ich bejahte, sagte er: "Oh, dann ist es ja seltsam, daß alle Anrufe bei mir auflaufen..." Tat mir ja nun echt leid gg.

Aber auch, nachdem er in der Zentrale darum gebeten hatte, doch bitte richtige Bereitschaftstelefon aufzuschalten, passierte nicht viel. Immerhin hatte ich einen Besucher, der sich anschickte, mir seine Scheidungsgeschichte in allen Einzelheiten zu erzählen und dem nicht so ganz einfach klar zu machen war, daß ich ihm da wenig helfen kann, solange seine Ex-Frau keine Straftaten begeht. Jetzt weiß ich wieder ganz genau, weshalb ich kein Familienrecht mache und warum es mir gar nicht leid tut, keine Anwältin mehr zu sein, vielleicht gar nicht so schlecht für die Motivation gg.

Jedenfalls alles gut überstanden, die nächsten Wochen sind erstmal Pause mit Bereitschaft, nebenbei habe ich fast die ganze Wand hoch Akten weggearbeitet, ein erfolgreicher Tag insoweit.

Donnerstag, 16. Februar 2012

Geschwisterliebe

Ich bin immer wieder erstaunt, wie eng das Verhältnis von Geschwistern zueinander sein kann. Der Altersabstand der beiden Mädels ist ja recht groß, so daß sie nicht immer viel miteinander anfangen können, aber die Mittlere und der Kleine kleben aneinander und lieben sich heiß und innig. Es ist einfach zu schön anzusehen, wie er strahlt, wenn sie nur in seine Nähe kommt, und er folgt ihr wie ein Hündchen. Heute morgen saß er auf meinem Schoß und als sie kam, wollte er runter, reichte ihr seine Hand und tapste mit ihr Richtung Badezimmer zum Zähneputzen.

Und die Mittlere ist eine richtig stolze und liebevolle große Schwester. Sie sorgt immer dafür, daß er auch etwas bekommt, wenn man ihr etwas gibt, erklärt ihm alles, erzählt ihm stundenlang aus ihren Bilderbüchern und spielt mit ihm. Im Kindergarten bringt sie ihn in seinen Raum, frühstückt dort mit ihm, wenn er das möchte, und als neulich ein anderes Kind ihn wegschubste (sehr harmlos allerdings gg), stürzte sie sich auf den Bösewicht und machte ihm sehr deutlich, daß ihr Bruder so nicht behandelt werden darf.

Es ist pures Glück, die beiden zusammen zu sehen, auch wenn sie jede Menge Quatsch machen und ich den Kleinen mehr als einmal aus einer prekären Situation retten mußte, weil er natürlich vieles noch nicht kann, was sie macht, aber dennoch alles mitmachen möchte. Ich bin immer wieder verzückt und hoffe sehr, daß die beiden auch weiterhin so gut zusammenhalten werden.

Ich habe schon eine tolle Rasselbande!

Dienstag, 14. Februar 2012

Dienstliches...

Nicht, daß hier jemand meint, dieser Blog würde seinen Zweck gar nicht erfüllen und nur über meine außerdienstlichen Aktivitäten berichten. Tatsächlich war der Januar dann auch ziemlich ruhig, weil ich unter anderem eine ganze Woche krank geschrieben war. Inzwischen bin ich aber wieder fit und munter und habe mich mit vollem Einsatz meiner Aufgabe gewidmet...nur diese eine Haß-Akte will einfach nicht von meinem Schreibtisch verschwinden, ich plane, sie mir morgen vorzunehmen. Ein guter Vorsatz ist ja schon mal die halbe Miete ;-).

In den letzten Wochen gab es jedenfalls drei dienstliche Höhepunkte, die ich hier verewigen möchte:

Es begann mit der Fortsetzung der Fortbildung "Krisen- und Interventionsmanagement", die in gleicher Zusammensetzung mit der sehr netten Gruppe von letztem Mal stattfand. Referent war diesmal jemand anders, aber auch derjenige war sehr nett und bot zudem einen erfreulichen Anblick...Die Kommunikationsübungen beschränkten sich diesmal nicht nur auf die bereits bekannten Floskeln "Was soll das?" und "Möchten Sie das?" (dieses Mal noch verfeinert durch den Ausdruck "Ist es das, was Sie wollen?"), sondern wurde durch "Ich mache Ihnen folgendes Angebot..." ergänzt, auch wenn ich nicht ganz sicher bin, welche verlockenden Angebote ich meinen "Kunden" machen könnte gg. Wir durften auch wieder auf Schlagkissen einschlagen und gegen Schienbeine treten (mit Schutz natürlich), was sehr viel Spaß macht. Und ich merke, daß in meinen Tritten und Schlägen noch ganz schön Wumms ist, auch wenn ich jetzt schon länger nicht mehr trainiere. Gelernt ist eben gelernt. Zwischendurch habe ich bei der Fortbildung dann noch mit einer netten Kollegin einen langen Spaziergang um den See gemacht und dann einen gaaaanz ruhigen Abend genossen. Sehr schön, gerne bald wieder.

Der nächste interessante Termin war eine Gerichtsverhandlung. Seit längerem war ich mal wieder in einer allgemeinen Sache unterwegs, die nichts mit Wirtschaft zu tun hatte, und die sich dazu noch gegen einen sogenannten Intensivtäter richtete, die bei uns inzwischen eine gewisse Sonderbehandlung "genießen". Ich hatte jedenfalls 21 Anklageschriften mit über 50 Taten im Gepäck und hatte ehrlich gesagt schon bei der Vorstellung, dies gleich alles verlesen zu müssen, Halsschmerzen gg. Zunächst einmal aber schaffte ich es aufgrund der Wetterlage und einer größeren Baustelle gerade so eben rechtzeitig in den Gerichtssaal, nur um dort zu erfahren, daß der Angeklagte, der aus der JVA herangeschafft werden mußte, ebenfalls im Stau stand und sich deshalb verspäten würde. Also Adrenalin wieder runterfahren. Auf dem Flur wimmelte es von Zeugen, von denen die eine gleich mitteilte, daß sie auf keinen Fall in Anwesenheit des Angeklagten aussagen könnte, da sie hochschwanger sei und Angst vor ihm hätte. Zum Glück kamen wir nicht in die Verlegenheit, über dieses Ansinnen entscheiden zu müssen.

Es begann also mit der Verlesung der ersten Anklageschrift, begleitet vom unterschwelligen Gemurmel der Dolmetscherin, die, wie sich später herausstellte, die Mutter einer meiner Studentinnen war. Dieses Dolmetschergemurmel kann einen ziemlich verrückt machen, es ist in etwa so, als wenn im Hintergrund die Kinder quasseln, während man versucht, sich mit irgendwem zu unterhalten. Zum Glück bin ich genau an dieses Szenario ja gewöhnt, so daß ich es einigermaßen ausblenden kann. Danach ging alles ganz schnell. Dem Angeklagten wurde vom Richter ein Angebot gemacht, das man nicht ablehnen kann, woraufhin er alles gestand. Ich verlas mehr oder weniger schnell die restlichen 20 Anklageschriften, alle Zeugen wurden entlassen (zur allgemeinen Erleichterung), wir stellten die paar Anklagepunkte ein, die alles kompliziert gemacht hätten, und ich konnte plädieren, der Verteidiger schloß sich mir an, und kurz darauf gab es ein Urteil, das dafür sorgte, daß er jetzt einige Jahre von der Bildfläche verschwinden wird. Seine größte Sorge war übrigens, ob er denn nach der Haft sein beschlagnahmtes Handy wiederbekommen würde...dazu muß man aber nichts sagen, oder? Ach ja, und dann kam noch ein Polizeibeamter und wollte wissen, warum denn kein Vertreter des Ausländeramtes da sei, gegen den Angeklagten gäbe es doch eine Ausweisung. Immer wieder schön, wenn man fremde Fälle übernehmen muß und gut über alle Umstände informiert wird.

Bei der heutigen Durchsuchung lief das natürlich ganz anders ab, hierbei ging es nämlich um einen meiner eigenen Fälle gg. Ich wurde pünktlich von zwei (gut duftenden) Steuerfahndern abgeholt, und wir landeten in einem schmucken Bürogebäude mit leicht aufgeregten Mitarbeitern. Ist ja auch klar, so etwas ist ja nie angenehm. Wir suchten alles zusammen, was wir brauchten, als dann auch der Chef eintrudelte. Er war mäßig begeistert, versicherte uns dann aber, daß er uns ja Akteneinsicht gewähren würde (ihm war irgendwie nicht so richtig klar, daß er da nichts zu gewähren hatte und wir im übrigen die ganzen Unterlagen mitnehmen würden). Zum Glück erklärte ihm das auch sein kurz darauf erscheinender (recht smarter gg) Anwalt, der ansonsten ein wenig erstaunt war, daß dies tatsächlich mein Fall ist und ich nicht nur zur Dekoration mitgekommen bin. Manchmal wundere ich mich über das Bild, was die Leute von uns haben gg.