Donnerstag, 28. Mai 2009

Bauernhof und Trotzphase

Dieser Mai entpuppt sich als ziemlich vollgestopfter Monat. Franks ewige Kongresse, dazu bei mir eine Menge Arbeit und die beiden Mädels, die mich auf Trab halten. Ein paar private Termine zwischendurch wären ja auch mal ganz nett, aber davon ist im Moment kaum die Rede, immerhin war einmal Stammtisch drin. Ich muß dringend eine Babysitterin suchen, damit ich auch mal weg kann, wenn Frank weg ist oder Spätschicht hat.

Den Freitag nach Himmelfahrt sind wir auf einen Bauernhof nach Ostfriesland gefahren und hatten dort eine gemütliche kleine Ferienwohnung und natürlich jede Menge Tiere um uns rum. Die Mädels waren begeistert. Von der Großen haben wir kaum etwas gesehen, so beschäftigt war sie. Wenn ich mit ihr reiten sollte, tauchte sie natürlich auf gg. Die Kleine stand immer nur verzückt im Stall, sagte "Hallo Kuh" und kriegte sich kaum wieder ein. Den Hund wollte sie allerdings lieber nur von weitem sehen, dabei war der ganz lieb. Aber dem traute sie wohl nicht so recht gg. Wir waren auch noch in einem Freizeitpark dort in der Nähe, und sie ist dort äußerst professionell mindestens 30mal mit einer Käferbahn gefahren. Ich bin allerdings sicher, daß sie auch in die Achterbahn gegangen wäre...

Ansonsten ist es momentan die Kleine, die am meisten Streß bereitet. Sie hat einen unglaublichen Dickkopf entwickelt, und ihre Trotzphase scheint sich dem Höhepunkt zu nähern (ich hoffe, daß es der Höhepunkt wird, denn danach müßte sie ja eigentlich abebben). Sie brüllt bei jeder Gelegenheit, und von denen gibt es viele. Dazu will sie alles alleine machen und reagiert äußerst ungehalten, wenn man sich erdreistet, ihr zu helfen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, daß die Große auch so eine heftige Phase hatte, aber vielleicht verklärt sich die Erinnnerung auch noch diesen doch schon recht vielen Jahren. Jedenfalls ist es manchmal recht nervig, so viel angebrüllt zu werden, und manchmal bin ich abends ein wenig erleichtert, wenn sie endlich im Bett liegt. Auf der anderen Seite ist sie natürlich super süß und macht im Moment gewaltige Entwicklungsschübe. Sie kann jetzt schon ziemlich viel sprechen und lernt ganz viel neues. Ich kann ja auch verstehen, daß das alles furchtbar aufregend ist und kann zum Glück meistens einigermaßen gelassen reagieren.

Mein Büro ist inzwischen neu dekoriert und gefällt mir sehr gut, vor allem dieses Bild von Paris und natürlich mein obligatorischer Leuchtturm aus Frankreich, der überall dabei sein muß. Ab Dienstag bekomme ich dann einen neuen Buchstaben dazu, außerdem die Vertretung für drei halbe Buchstaben für ca. neun Monate, weil der eigentliche "Inhaber" zur Generalstaatsanwaltschaft abgeordnet ist. Aber es kommt auch noch eine Kollegin aus der Elternzeit wieder und in unsere Abteilung, mal sehen wie sich dann alles verteilt. Es macht jedenfalls weiter sehr viel Spaß.

Zur Zeit habe ich gerade eine größere Verhandlung beim Landgericht vor der Strafkammer. Es ist der erste große Fall, den ich selbst angeklagt habe und jetzt vertrete, heute war schon der zweite Verhandlungstag. Es ist ziemlich spannend, ein wenig verworren, und ich lerne eine Menge. Heute mittag bin ich dann mit den (immerhin drei Verteidigern zur Verbesserung des Verhandlungsklimas essen gegangen ;-)). Insgesamt ist die Stimmung recht gut, und ich finde es wichtig, daß solche Verhandlungen nicht nur auf Konfrontation laufen, sondern man miteinander im Gespräch bleibt.

Freitag, 15. Mai 2009

Allerlei

Puh, es ist einigermaßen anstrengend, die beiden Mädels jeden Morgen rechtzeitig in Gang zu setzen, und ich bin jedesmal froh, wenn ich es geschafft habe und dann an meinem Schreibtisch sitze. Ich sage ja immer, arbeiten ist erholsam gg. Bis ich aber soweit bin, hat die Kleine schon mehrere Wutanfälle hinter sich, weil ich ihr bösartigerweise die Schuhe angezogen oder die Mütze aufgesetzt habe, was sie lieber selbst tun wollte. Man sollte auch nie versuchen, sie zu füttern oder sie gar die Treppe hochtragen. Das hat Gebrüll von unvorstellbarer Lautstärke zur Folge. Nebenbei unterhalte ich mich mit der Großen über die Frage des Erinnerungsvermögens von Embryos im Mutterleib, über das "Libelungenlied" (ob es etwas mit netten Lungen zu tun hat?) oder andere wichtige Fragen der Menschheitsgeschichte. Nachmittags und abends geht es in etwa so weiter, nur daß die Kleine dann zusätzlich noch bei jeder Gelegenheit versucht, sich auszuziehen. Heute war ich mit ihr beim Musikgarten, das findet sie ziemlich lustig, und hier zuhause hat sie eifrig weitergesungen.

Im Büro habe ist ein neuer Kollege gekommen, der auf genau die Stelle gesetzt wurde, die ich eigentlich haben wollte. Das allein ist schon ärgerlich, aber ich weiß auch noch aus sicherer Quelle, daß er ein Blödmann ist, der seine Familie jahrelang hintergegangen hat, und daher gönne ich es ihm kein bißchen. Und ich wollte natürlich gerne selbst auf die Stelle. Aber es werden im Lauf des Jahres aus der Abteilung wohl noch zwei gehen, so daß ich weiterhin Hoffnung habe. Allerdings gehen auch aus anderen Abteilungen jede Menge Leute, so daß es schwierig wird, Ersatz zu finden und ich nicht so einfach weg kann. Ich habe daher beschlossen, jetzt erstmal davon auszugehen, daß ich in meinem Büro bleibe, ist ja auch nicht schrecklich gg. Ich habe jedenfalls die Bilder meiner Vorgängerin abgenommen, die dort immer noch waren und war heute bei Ikea, wo ich mir ein riesiges Bild gekauft habe, auf das ich es schon lange abgesehen hatte, Paris bei Nacht. Außerdem habe ich noch ein wenig Deko-Krimskrams besorgt, und am Montag werde ich dann alles schön einrichten. Ab Juni werde ich ja auf jeden Fall noch neue Fälle dazu bekommen und auch in die ganzen notwendigen Vertretungen mit einbezogen. Ich habe meinen Abteilungsleiter gestern nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, daß er mich wie alle anderen einsetzen kann und bei der Gelegenheit auch noch mal mit meiner Bestandsdezimierung "angegeben", immerhin soll er mir Ende Juni das erste Zeugnis schreiben, da sollte man doch nochmal auf seine Leistungen hinweisen. Er fand es jedenfalls gut und stellte noch fest, daß ich ja erfreulicherweise das alles sehr praktisch anpacken würde.

Vorletzte Woche habe ich mit einer Freundin zusammen den neuen Star Trek Film gesehen, und es war herrlich. Von Spock einmal abgesehen, fühlte ich mich in meine Studienzeit zurückversetzt. Damals war ich noch Mitglied im Star Trek Forum, habe regelmäßig den "Communicator" gelesen und hatte eine Brieffreundin, mit der ich regelmäßig über die Enterprise gefachsimpelt habe. Wir haben uns zusammen Geschichten über den "Außenposten 31" und die USS Antares ausgedacht. Was war das schön! Meine Brieffreundin ist sie noch immer, auch wenn die Themen inzwischen andere geworden sind. Aber das mit diesen Geschichten könnte man eigentlich wieder aufgreifen.

Bei Studium fällt mir außerdem ein, daß ich letzte Woche meine letzte BaföG-Rate bezahlt habe. Nachdem ich noch einiges durch Kindererziehung erlassen bekommen habe, konnte ich den Rest tatsächlich aus der "Portokasse" nehmen. Es ist jedenfalls schön, eine solche Verpflichtung weniger zu haben.

Dienstag, 12. Mai 2009

Aufräumen im Dezernat

So langsam scheint es Form anzunehmen. Ich habe heute meine Zahlen für die Monate März und April bekommen, also die Eingänge und Erledigungen bei den Akten, und ich habe den Aktenbestand schon um 20 reduziert. Das finde ich sehr erfreulich, jetzt ist es hoffentlich bald kein versacktes Dezernat mehr. In den letzten Wochen hat es ganz gut geklappt, und es macht immer noch viel Spaß. So viel, daß ich meine Arbeitszeit ab dem 1.6. erhöht habe, so daß ich dann eine 75%-Stelle haben werde. Mal sehen, welchen Buchstaben ich dann noch dazu bekomme. Es waren jedenfalls alle höchst erfreut, weil bei uns gerade ziemlicher Personalmangel herrscht und dieses Jahr noch einige Kollegen weggehen. Der Abteilungsleiter schaute mir auch zuerst ein wenig mißtrauisch auf den Bauch, als ich ihn um ein Gespräch bat, war dann aber um so zufriedener, als ich ihm den Grund mitteilte. Das Ministerium muß jetzt noch zustimmen, aber das ist wohl normalerweise unproblematisch.

Ansonsten geht es im Moment recht ruhig zu. Letzte Woche sollte ich eigentlich zwei Gerichtstermine haben, aber wir haben alles schon nach einer halben Stunde abgebügelt, so daß eine Menge zusätzliche Zeit hatte. Ende des Monats und Anfang Juni wird es dann wieder aufregender, da beginnt ein größerer Prozeß in einer Sache, die ich selbst angeklagt habe. Das könnte spannend werden, im Moment habe ich fast ständig Kontakt zum ermittelnden Beamten und zum Gericht, um letzte Einzelheiten zu klären.

Frank hat sich heute nach Portugal abgesetzt und bleibt bis Sonntag dort, allerdings soll es dort recht kühl sein gg. Leider hat sein Wecker heute nacht nicht geklingelt, so daß der Taxifahrer in aus dem Schlaf klingeln mußte, und das um vier Uhr. Ich habe das gar nicht mitbekommen, mir war nicht klar, daß ich einen so festen Schlaf habe. Aber ich denke jedenfalls, daß er es noch rechtzeitig zum Flughafen geschafft hat.

Die Kleine ist nicht so begeistert und stellte den ganzen Morgen über "Papa weg" fest, recht hat sie. Ihre Sprachkünste machen im Moment enorme Fortschritte, und sie lernt jeden Tag mindestens drei neue Wörter. Aber sie entwickelt auch eine ausgesprochen heftige Trotzphase und liefert mir täglich mehrere gesalzene Wutanfälle. Ihre neueste Lieblingsbeschäftigung ist außerdem, sich auszuziehen. Das hat sie uns neulich sehr anschaulich anstatt ihres Mittagsschlafes demonstriert, leider war das Bett dann reichlich naß, wie sie empört zur Kenntnis nahm. In der Krippe hat sie ihre Fähigkeiten fortgesetzt, ebenfalls beim Mittagschlaf und diesmal mit wesentlich kompakterem Windelinhalt. Die Erzieherinnen haben es zum Glück mit Humor genommen und mir versichert, daß das ein äußerst wichtiger Entwicklungsschritt wäre. Zugegebenermaßen bin ich nicht so unglücklich, daß ich diesen Schritt nun gerade verpaßt habe gg.

Die Große hat heute ihre erste VERA-Arbeit geschrieben und für "babyeierleicht" befunden. Donnerstag ist schon die nächste dran, mal sehen, ob sie über Mathe das gleiche sagen wird. Letzten Sonnabend hat die Präsentation der Enrichment-Kurse stattgefunden, das haben wir uns natürlich angesehen. Es war schon sehr beeindruckend, was einige Kinder dort geboten haben. Die Große hatte einen Kurs über den Körper und Medizin, und sie haben einen schönen Stand aufgebaut und dazu mehrere Erste-Hilfe-Vorführungen gezeigt. Schon klasse, und sie freut sich auf den nächsten Kurs im Herbst. Im Sommer darf sie außerdem mit einer Freundin für eine Woche auf einen Ponyhof und ist natürlich schon ordentlich aufgeregt.