Dienstag, 22. September 2009

Was ich so mache

Es ist ja tatsächlich nicht so, daß ich nur mit Betriebsausflügen, Konzerten oder ähnlichen angenehmen Dingen beschäftigt bin. Der Französisch-Kurs gestern war allerdings äußerst erfreulich, und ich mußte feststellen, daß ich noch nicht ganz so eingerostet bin, wie ich befürchtet hatte. Nächstes Jahr werde ich in Frankreich dann so richtig loslegen ;-)).

Im Büro habe ich momentan so ziemlich alle meine Akten in Umlauf gebracht, so daß gerade wenig auf meinem Schreibtisch liegt, aber ich wage kaum daran zu denken, wie es wird, wenn die alle wiederkommen. Das könnte ein heißer Herbst werden. Aber es sind sehr interessante Sachen dabei: einmal ein Schmuggel von über 1,5 Millionen Zigaretten, ein Verfahren gegen eine hier recht bekannte Persönlichkeit mit einem ebenso bekannten Verteidiger wegen Bankrotts (vielleicht wird aber auch noch ein Betrug draus), mehrere schöne Steuersachen und dann noch allerlei kleinere Insolvenzverschleppungen. Aber es sind eben alle unterwegs, und ich habe relativ wenig zu tun. Nächste Woche sind immerhin zwei Gerichtstermine angesagt, und wahrscheinlich kommen dann zeitgleich auch die Akten wieder, sonst wäre es ja langweilig.

Außerdem habe ich gerade eine Praktikantin und kümmere ich mich mit um einen weiteren Praktikanten, der bei unserem Wirtschaftsreferenten ist, der aber wiederum zur Zeit gerade Urlaub hat. Bisher haben wir sie ganz gut beschäftigt, die meiste Zeit schicke ich sie anderen mit zu den Gerichtsterminen ;-)). Aber ich lasse sie natürlich auch Akten ansehen und beantworte zahlreiche Fragen. Das männliche Exemplar studiert Wirtschaftsrecht im Fernstudium und ist ansonsten Soldat, und wir haben regelrechte Schwierigkeiten, ihn nachmittags dazu zu bewegen, Feierabend zu machen (mittags haben wir schon aufgegeben, das schaffe ich nur bei meiner Praktikantin). Offenbar ist er es gewohnt, eine gewisse Anzahl von Stunden "abzusitzen", unabhängig ob etwas zu tun ist oder nicht. Ich möchte davon natürlich nicht auf gewisse Gegebenheiten bei der Bundeswehr schließen gg. Na ja, ich hoffe, daß wir die beiden auch noch weitere zwei Wochen beschäftigen können, sie sind jedenfalls nett und willig. Aber mit Referendaren wäre es wahrscheinlich einfacher, die könnte man einen Fall bearbeiten und nicht nur lesen lassen.

Eine größere Entscheidung habe ich vor etwa zwei Wochen getroffen, nämlich die, bei der Staatsanwaltschaft zu bleiben und nicht als hauptamtliche Dozentin an die Fachhochschule zu gehen. Klingt schon eigenartig, wenn man weiß, daß das eigentlich immer mein Traumjob war. Das Problem war, daß die Stelle an der FH nur befristet ausgeschrieben war und leider auch keine Chance auf eine Entfristung besteht. Wäre ich schon Lebenszeitbeamtin, hätte ich mich für diese 6 Jahre beurlauben lassen können, aber so geht es leider noch nicht, und es hätte dann gut sein können, daß ich entlassen werde. Das Risiko wollte ich natürlich nicht eingehen. Nach einem vertraulichen Gespräch mit dem Personalrat habe ich dann meine Bewerbung zurückgezogen. In 6 Jahren wird die Stelle ja vermutlich wieder ausgeschrieben, bis dahin kann ja alles ganz anders aussehen. Nebenamtlich mache ich aber weiter, aber Ende der Woche habe ich wieder eine neue Lehrgruppe. Ein bißchen Bedauern ist aber durchaus noch da, es wäre eine Stelle wie für mich gemacht gewesen.

Samstag, 19. September 2009

Nostalgie pur

Lange hatte ich keinen so schönen Abend mehr wie gestern: wir waren im Chris de Burgh-Konzert. Seit vielen Jahren war er mal wieder hier, und ich habe schon im Februar die Karten dafür gekauft. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal in einem Konzert von ihm war, es ist sicher schon einige Jahre her, und es wurde mal wieder höchste Zeit. Es war so unglaublich schön, und ich habe mich die ganze Zeit über wie 20 gefühlt. Er hat ganz viele von seinen alten Liedern gesungen und insgesamt einfach eine tolle Show geboten. Am Ende ist er einfach ins Publikum gegangen und hat alle umarmt, die in seine Nähe kamen. Ich habe mich ein wenig geärgert, daß ich so hoch oben saß, daß ich nicht da hinkommen konnte gg.

Heute singe ich jedenfalls schon den ganzen Tag alte Lieder vor mich hin, sortiere in meinen CDs rum und suche Liedertexte raus. Hach, man sollte noch einmal so richtig jung sein. Ein Problem hatte ich heute allerdings: als ich im Unterricht war, machte meine Stimme nach einer Weile schlapp, und ich war reichlich heiser. Man sollte wohl doch nicht so laut mit gröhlen. Wie gut, daß es für mich immer die Möglichkeit gibt, meine Studis Fälle lösen zu lassen ;-)).

Ab Montag werde ich noch etwas nostalgischer werden, da fange ich nämlich einen französischen Konversationskurs an. Ich hatte das Gefühl, mal wieder etwas für meinen Kopf tun zu müssen, das nichts mit Jura zu tun hat. Ich hoffe, daß ich noch in der Lage bin, mich auf Französisch zu artikulieren und mich nicht allzu sehr blamieren werde.

Donnerstag, 17. September 2009

Golf mit dem K3

Ich möchte ja nicht, daß hier der Eindruck entsteht, daß mein Job überhaupt nicht aus Arbeit, sondern nur aus Vergnügungen besteht, aber gestern war schon wieder ein Betriebsausflug dran. Diesmal waren wir Golf spielen, nur unsere Abteilung gemeinsam mit den Kommissariaten aus Kiel und Flensburg, die für Wirtschaftsstraftaten zuständig sind. Und es war total lustig. Ich hatte noch nie einen Golfschläger in der Hand (wenn man jetzt von Minigolf einmal absieht) und stand dem ganzen ein wenig mißtrauisch gegenüber, aber nach einer gewissen Eingewöhnungszeit klappte es ganz gut. Das Geräusch, wenn ein Schlag gelingt, ist total genial, ein Knallen und dann ein Sausen, und dann zischt es durch die Luft. Ein paar Bahnen habe ich richtig gut hinbekommen, und es war einfach nur schön, mitten im Grünen mit netten Leuten durch die Gegend zu laufen. Es war alles sehr idyllisch gelegen, und das Wetter war traumhaft. So könnte man öfter mal einen Nachmittag verbringen.

Abends wurde gegrillt, und wir haben noch eine Weile zusammen gesessen. Es war gut, mal die ganzen Polizisten kennenzulernen, mit denen man doch immer wieder mal telefoniert. Ich bin schon gespannt, was nächstes Jahr ansteht.

Der Stimmung in der Abteilung tun solche Ausflüge auch sehr gut. Allerdings stellte sich vor einer Woche heraus, daß es einen treffen wird, der die Abteilung verlassen muß, weil die anderen so unterbesetzt sind, daß wir einen "abgeben" müssen. Das sorgt natürlich schon für eine gewisse Unruhe, denn freiwillig scheint dort niemand weg zu wollen. Das wundert mich eigentlich, denn sonst hört man immer, daß alle nur dort weg wollen. Aber jetzt haben sich wohl alle gut eingelebt. Nun sind wir gespannt, wen es trifft. Der Abteilungsleiter ist schon rumgegangen und hat fast alle gefragt, ob sich denn einer freiwillig melden würde, aber nur fast alle, mich hat er nämlich nicht gefragt und zudem noch neulich geäußert, daß Personen mit Spezialkenntnissen (wie z.B. im Steuerrecht) auf jeden Fall da bleiben würden. Also werde ich wohl mein schönes Büro behalten, aber ich bin trotzdem gespannt, wie es weitergeht.

Freitag, 4. September 2009

Abenteuer Betriebsausflug

Man sollte ja nicht meinen, daß man bei einer Behörde tatsächlich abenteuerliche Dinge erleben kann. Aber ein an sich harmloser Betriebsausflug nach Sylt kann wirklich eine aufregende Sache sein.

Es ging morgens mit dem Zug vom Hauptbahnhof los, das Wetter war leider nicht sehr vielversprechend, so daß einige gar nicht erst erschienen. Das war wiederum gar nicht so schlecht, weil wir sonst nie alle in eine winzige Nord-Ostseebahn gepaßt hätten. So aber bekamen wir unser Lunchpaket (und später noch einige Lunchpakete mehr, die mußten ja weg) und konnten ganz gemütlich erst nach Husum und von da aus weiter nach Sylt fahren, offenbar sogar ohne daß jemand beim Umsteigen verloren gegangen wäre. Auf Sylt hatte man verschiedene Unternehmungen buchen können. Die Fahrradtouren waren allerdings aufgrund des Wetters schon wieder abgesagt worden, und ich hatte mich für eine längere Wanderung, angeführt vom Behördenleiter, entschieden. Während der Zugfahrt stellte sich dann heraus, daß alle, die auch diese Wanderung "gebucht" hatten, nicht mitgekommen waren, so daß ich mit dem Chef ganz alleine gewesen wäre. Das ist zwar ein netter Mann, aber die Vorstellung fand ich dann doch ein wenig eigenartig. Er schaffte es aber, noch einige andere zu überreden, so daß wir immer fünf Personen waren, die sich in Keitum bei Regen tapfer auf den Weg machten, die Insel zu erkunden. Alle anderen wollten nach Westerland fahren und sich dort vermutlich in warme und trockene Lokale verziehen. Weicheier kann ich nur sagen gg!

Der Regen kam zunächst von hinten, so daß ich dort schön gleichmäßig naß war. Dann waren wir Kaffee trinken und hatten eine Phase wunderschönen Sonnenscheins, bei der wir alle wieder trockneten. Als wir das geschafft hatten, kam der nächste, ziemlich kräftige Schauer, diesmal aufgrund unseres zwischenzeitlichen Richtungswechsels von vorne, so daß ich gerechterweise nun auch dort durchnäßt war. Das einzige, was während des ganzen Tages übrigens nicht mehr trocknete, waren meine Schuhe. Es war trotzdem eine tolle Wanderung, und die Insel gefällt mir sehr gut, ich war ja noch nie da. Die Mitwanderer waren sehr nett, und wir haben uns gut unterhalten. Eine kleine Kirche haben wir uns angesehen und viele wunderschöne Strohdachhäuser mit Bauerngärten und das alles vermutlich in einer Preisklasse, die einem die Tränen in die Augen treibt.

Am Ende Wanderung kamen wir in Wenningstedt am Strand an, wo nach und nach auch die anderen alle eintrudelten, weil es Spiele am Strand geben sollte. Ich ließ mich überreden, bei einem der Teams mitzumachen und dann auch noch für meine Teamkollegen eine Scharade aufzuführen, die sie zum Glück innerhalb weniger Sekunden errieten. Es fing immer wieder an zu regnen, aber man konnte sich in Strandkörbe verkriechen. Es wird mir aber ewig schleierhaft bleiben, wie man bei Windstärke 6 einen Frisbee gezielt irgendwo hinwerfen können soll. Ich lernte auch noch einige Kollegen kennen, teilweise stellten wir fest, daß wir schon telefoniert oder gemailt hatten, und die Stimmung war trotz des Wetters sehr gut. Schließlich landete ich mit einigen anderen noch für eine Weile in einem Café, die waren dann aber alles aus meiner Abteilung.

Der abenteuerlichere Teil begann dann mit der Rückfahrt. Wir wollten mit dem Bus nach Westerland fahren und dort in Zug steigen. Zuerst fanden wir die Bushaltestelle nicht, weil wir uns alle nicht auskannten, konnten uns aber durchfragen. Daß es schon wieder in Strömen regnete, registrierten wir kaum noch, wir hatten uns wohl schon daran gewöhnt. In Westerland angekommen, trafen wir auf dem Weg zum Bahnhof einige Kollegen, die uns erzählten, daß heute kein Zug mehr fahren würde. Auf dem Hindenburgdamm war ein LKW vom Autoreisezug geweht worden und müßte noch geborgen werden. Kollegin Meike und ich überlegten sofort, in welchem Wellness-Hotel wir uns über Nacht einmieten könnten, gingen dann aber doch erstmal zum Bahnhof, um die Lage zu überblicken. Dort wurden wir vom Chef wiederum alle auf den Bahnsteig gescheucht, es sollte jetzt doch ein Zug fahren, und zwar in drei Minuten. Also nichts wie hin.

Nach vier Stunden Zugverkehr-Totalausfall war dieser Zug gerammelt voll, und wir standen wie die Ölsardinen in den Gängen. Abwechslung gab es immerhin dadurch, daß wir neben dem Zugbegleiter unterkamen und seine Gespräche mit der Fahrdienstleitung mithören konnten. Dabei erwähnte er unter anderem, daß es ihm scheißegal wäre, was die Fahrdienstleitung meine und schließlich er und nicht sie diese ganzen Fahrgäste auf der Pelle hätte, um unmittelbar danach eine sehr freundliche Durchsage zu starten, mit der er uns begrüßte und seine Freude darüber zum Ausdruck brachte, daß wir alle mit der Deutschen Bahn reisen würden. Ich bin ziemlich sicher, daß der arme Mann sich noch gestern abend für mindestens eine Woche krank gemeldet hat.

Immerhin kamen wir irgendwann in Husum an, ziemlich genau zwei Minuten, nachdem unser Anschlußzug weggefahren war. Uns wurde mitgeteilt, daß die Nord-Ostseebahn grundsätzlich nicht auf andere Züge warten würde, auf diese Information hatten wir alle gewartet. Der nächste Zug sollte eine Stunde später gehen. Erwähnte ich, daß ich noch immer nasse Füße hatte und diese nach den vielen Fußmärschen des Tages auch langsam weh taten? Jedenfalls nutzten wir die Zeit, um einen heißen Kaffee zu trinken und dann zum Bahnhof zurück zu hetzen, damit wir wenigstens nicht den nächsten Zug versäumen. Als dieser dann auch schon zwei Minuten Verspätung hatte, erschien plötzlich auf der Anzeigetafel die Nachricht, daß der Zug ausfallen würde. Ob so etwas tatsächlich erst dann bekannt wird, wenn der Zug eigentlich abfahren sollte? Das wäre mal interessant zu wissen. Jedenfalls versicherte uns eine Bahnmitarbeiterin, daß der nächste Zug, wieder eine Stunde später- auf jeden Fall fahren würde. Daraufhin haben fünf weitere Kollegen und ich uns ein Taxi gesucht, einen vernünftigen Preis ausgehandelt und uns nachhause fahren lassen.

Die Autofahrt war dann einigermaßen ereignislos. Wir ließen uns erstmal bei einem Imbiß mit einem großen M vorbeibringen, um ein wenig Wegzehrung aufzunehmen. Der Fahrer mußte dann auch noch tanken, und wir saßen immer noch ein wenig wie die Ölsardinen. Spannend war es wieder, als der Fahrer in eine ziemlich kleine dunkle Straße einbog, woraufhin wir überlegten, ob er uns vielleicht an seine Bandenmitglieder verkaufen wollte. Wir machten ihn zur Sicherheit auf unseren Beruf aufmerksam, Ralf regte an, doch wenigstens die Männer frei zu lassen, aber er fuhr dann doch nur auf die Bundesstraße Richtung Autobahn, und eine Stunde später waren wir alle wohl behalten wieder hier. Ich ließ mich von ihm hinterher direkt hierher bringen, und mit mir allein fragte er dann etwas schüchtern, ob wir den wirklich von der Staatsanwaltschaft wären. Der gute Mann muß jetzt einen etwas seltsamen Eindruck von unserem Berufsstand haben. Ich gönnte mir eine heiße Dusche, war danach endlich einmal an diesem Tag trocken und fiel ins Bett. Meine Füße schmerzen heute aber immer noch.

Obwohl ich ja sonst freitags nicht arbeite, war ich heute im Büro, und es war sehr witzig. Wir schlichen da alle müde und k.o. herum, aber die Stimmung war total klasse, die Teerunde (der Abteilungsleiter hat allerdings auch Urlaub) außerordentlich lustig, und damit ist das Ziel eines Betriebsausflugs doch wohl erreicht. Wir haben sogar schon überlegt, ob wir nicht von der Bahn unser Geld zurückfordern und den Ausflug wiederholen können.