Mittwoch, 18. September 2013

Hasta la vista, Baby!



Wir bleiben dienstlich. Es geht wieder einmal an das weit entfernte Amtsgericht. Das ohne Ca…nein, ich sage es mal nicht, um Wiederholungen zu vermeiden. Auf dem Weg dorthin ertappe ich mich dabei, mit meinem Navi die Strecke zu diskutieren. Das stimmt mich bedenklich. Entweder habe ich einen Mangel an Kommunikation, oder ich sollte es mal ohne versuchen, so langsam sollte ich den Weg eh kennen…

Nicht vermeiden kann ich die Wiederholung, dass ich schon wieder Genosse Herzinfarkt als Angeklagten zu Gesicht bekomme. Der Richter und ich sind uns einig, dass wir das Verfahren endlich zu einem Ende bringen sollten, bevor er sich entschließt, erneut zu erkranken. Und im übrigen muß ich mal anmerken, dass er das ist, was man im allgemeinen als „Unsympath“ bezeichnet.

Es geht los. Frau Spock ist ein wenig verschnupft, und das nicht nur im übertragenen Sinne, weil irgendjemand meinte, mir wieder einmal seine Erkältung vererben zu müssen (und ich habe da auch schon einen sehr konkreten Tatverdacht!), und verfügt über eine außerordentlich beeindruckende Reibeisenstimme. Und die 6 cm, um damit vor jemandem auf- und abzuklappern, sind auch mal wieder vorhanden. Wer also möchte…ich habe noch Kapazitäten frei ;-).

Aber erst einmal schöpfen wir Hoffnung, als der Verteidiger darum bittet, den geladenen Zeugen zunächst nicht zu vernehmen, weil er einen Vorschlag zu unterbreiten hat. Will er vielleicht doch ein Geständnis ablegen? Nicht ganz leider, statt dessen wäre er bereit, den Tatvorwurf einzuräumen, wenn ihm im Gegenzug Verluste angerechnet werden, die er auf eine meiner Meinung nach den Steuergesetzen völlig zuwiderlaufende Weise berechnet, um so auf einen verbleibenden Steuerschaden von rund 50.000,- zu kommen. Nur als Vergleich: Angeklagt habe ich 650.000,-…

Ich berate ein wenig mit der Kollegin vom Finanzamt, aber wir werden uns schnell einig, dass wir das nicht akzeptieren können. Als wir dies dem Verteidiger mitteilen, wird er sichtlich gereizt. Ob wir denn wirklich annehmen würden, dass er auf ein Angebot eingehen würde, bei dem die Verluste nicht anerkannt würden? Nein, meinen wir nicht, und haben wir nicht eigentlich gerade sein Angebot abgelehnt? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, ihm eines gemacht zu haben.

Aber nun gut, es geht weiter. Wir hören den Zeugen, einen Steuerfahnder, der in einer sehr ruhigen Art, dabei mit unwahrscheinlicher Sachkenntnis, darlegt, weshalb unsere Rechtsauffassung richtig ist. Der Angeklagte schneidet Grimassen, der Verteidiger versucht, seine Fahndungsergebnisse madig zu machen, der Richter ist genervt, ich habe Hunger (und das ist nie gut!).

Endlich Mittagspause. Ich stürze in die Stadt, um mir zumindest ein Brötchen zu holen (und einen Cappuccino, so!). Wieder zurück überrascht der Richter uns mit der Ankündigung, dass er das Verfahren aussetzen wird, bis über das steuerliche Verfahren entschieden worden ist, weil hier Rechtsfragen zu klären seien, die die Kapazitäten eines Strafgerichts übersteigen würden.

Und damit ist die Sache beendet…1200 km umsonst gefahren. Bis in 5 Jahren oder so dann, wenn vielleicht auch der Bundesfinanzhof sich der Sache angenommen hat. Könnte ja sogar sein, dass ich bis dahin nicht mehr für den Fall zuständig bin, aber das wäre wohl der Gipfel des Optimismus´…

Keine Kommentare: