Um dann auch mal wieder dienstlich zu werden, nicht dass einer meiner geneigten Leser noch denkt, das Leben der Staatsgewalt würde nur aus den zuvor geschilderten Annehmlichkeiten bestehen. Heute nun also ganz besonders dienstlich: Frau Spock hat Bereitschaftsdienst.
Bei der
Tagesbereitschaft fühlt man sich neben der Funktion als Kummerkasten für die
Probleme aller möglichen Personen auch ein wenig wie die Telefonzentrale zur
Verteilung der Anrufer an die richtigen Adressaten.
Während am Vormittag
nicht ein Anruf eingeht, was mich dazu veranlasst, in der Zentrale
nachzufragen, ob das Telefon überhaupt auf mich umgestellt worden ist (Weiß
aber keiner, dann kann ich auch nichts machen…), geht es dann typischerweise in
dem Moment los, in dem ich mir das Mittagessen auf den Tisch gestellt habe.
Aber Essen wird ja bekanntlich im allgemeinen und im besonderen ohnehin überbewertet.
Heute beschäftigen
mich unter anderem die folgenden Probleme:
Ein Polizeibeamter
möchte einem betrunkenen Autofahrer eine Blutprobe entnehmen lassen: ich
verweise ihn an die zuständige Richterin.
Ein Anrufer aus der
Bundeshauptstadt ist der Meinung, dass seine Kontodaten von einer Firma
missbraucht wurden: ich verweise ihn an den Dezernenten für Datenschutz. Der
Anrufer erzählt mir auch sonst noch so allerlei, um schließlich mit der Frage
„Möchten Sie wissen, weshalb ich so penetrant bin?“ zu enden. Ich bin heute vom
Diplomatie-Gen geküsst und lasse ihn selbstverständlich diese Geschichte auch
noch zum besten geben.
Ein weiterer
Polizeibeamter möchte wissen, was es mit den neuesten auf whats app
kursierenden Kettendrohungen auf sich hat (könnt Ihr mal sehen, mit was für
brandaktuellen Dingen wir uns hier befassen): ich verweise ihn an die
Dezernentin für Cybercrime.
Jemand braucht einen
Beschluss nach § 100g StPO (Was war das doch gleich?): ich verweise ihn an die
für den Buchstaben und die Stadt zuständige Dezernentin.
Die Wachtmeisterin
ruft an und möchte irgendeinen Anwalt zu mir durchstellen, der irgendwas über
irgendeinen Fall, den ich überhaupt nicht kenne, wissen möchte: ich überzeuge
sie davon, dass es –freundlich ausgedrückt- suboptimal ist, wenn ich ihm
irgendwas zu irgendeinem Fall, den ich überhaupt nicht kenne, erzähle, zumal ja
auch immer die Gefahr besteht, die Ermittlungen zu beeinträchtigen, und bitte
sie, den entsprechenden Dezernenten ausfindig zu machen.
Und in der Art geht
es weiter…
Woran wieder einmal
zu merken ist, dass Tagesbereitschaft bedeutet, für alles und nichts zuständig
zu sein: alle rufen erst einmal bei mir an, um dann festzustellen, dass ich
nichts für sie tun kann, sondern es jemand anders tun muss. Und ich bin
nebenbei gesagt eine große Freundin davon, dass die Fälle gleich von demjenigen
bearbeitet werden, der das ohnehin tun sollte.
Jedenfalls sitzt
Frau Spock mit geradezu waldfeenhafter Gelassenheit an ihrem Schreibtisch und
harrt weiteren Klingelns.
Zugegebenermaßen mag
ich Bereitschaftsdienst. Nie führt man sonst so viele nette Telefonate, die
alle mit den Worten „Sind Sie die Bereitschaftsstaatsanwältin?“ beginnen (Und
allein die Möglichkeiten, auf diese Frage zu antworten, sind exorbitant und
reichen von einem einfachen „Ja“ über „Nein, die Putzfrau, aber ich dachte, ich
könnte auch mal ans Telefon gehen“ bis zu „Eigentlich bin ich der
Wissenschaftsoffizier, aber versuchen wir´s doch mal.“ Aber keine Sorge,
selbstverständlich verkneife ich mir –fast- jedwede Ironie in solchen Fällen.).
Aber jetzt gibt es
erst einmal wieder business as usual. Falls man hier irgendetwas als normal
bezeichnen kann…;-)
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