Montag, 5. August 2013

Da sind sie wieder!


Also die Akten an diesem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub. Jede Menge davon sogar. Irgendwer hat aus ihnen einen hübschen Turm in meinem Posteingang gebaut, der zugegebenermaßen ein wenig von der Wand gestützt werden muss. Aber das ist ja wohl auch der Grund, weshalb der Aktenbock nicht mitten im luftleeren Raum steht.

Wie eigentlich immer bin ich so früh da, dass ich den An- und Abtransport der Akten durch die Wachtmeister miterleben darf. Jedesmal im übrigen ein erhebendes Ereignis, ein bisschen wie Weihnachten, man weiß nie so genau, was und wie viel man bekommt…Heute kann ich zudem beobachten, wie hinter der professionellen Aktenverteilerin ein junges Mädchen hertrabt, das offenbar als Aushilfe in die neuen Aufgaben eingewiesen werden soll. Ich verspüre sofort einen Anflug von Nostalgie, hatte ich vor etlichen Jahren doch auch mal so einen Job, aber das wäre schon beinahe wieder Stoff für eine eigene Geschichte…jedenfalls gehen die beiden erst in das Zimmer meiner Kollegin gegenüber, um dann bei mir hereinzukommen. Die Wachtmeisterin wünscht mir einen guten Morgen, was ich selbstverständlich erwidere. Das junge Mädchen sieht sie erstaunt an: „Ach, hier muss ich auch rein?“
„Nein, lassen Sie ruhig,“ schalte ich mich grinsend ein. „Und bringen Sie mir vor allem keine Akten!“
Ich ernte einen verständnislosen Blick und kichere noch ein wenig in mich hinein, während die beiden mit einem Stapel Akten verschwinden.
Selbstverständlich folgt die Strafe auf dem Fuß, und mein Computer schmiert erst einmal ab. Ja, ja, hab ich ja verdient…

Ich checke etliche unfassbar wichtige Emails, telefoniere ein wenig herum, vor allem um sich überschneidende Termine verlegen zu lassen und produziere natürlich in erster Linie einen großen Stapel in meinem Ausgangsfach. Dann fällt mein Blick auf den Sitzungsplan für nächste Woche, und ich stelle fest, dass ich an drei Tagen bei Gericht sein werde, an zweien davon weit weg. Fast zeitgleich ruft mich die Gerichtsterminverteilerin an und möchte wissen, ob ich wirklich so viele Sitzungen wahrnehmen will. Ach, man kann sich das neuerdings aussuchen? Wieso sagt mir das denn niemand? Ich mache sie darauf aufmerksam, dass es sich um meinen eigenen Sachen handelt und ich daher wohl kaum eine Wahl habe. Sieht sie dann auch ein.

Es ist übrigens immer noch ziemlich warm, und ich bin mittags trotzdem so verrückt, mir einen heißen Latte macchiato zu holen. Aber nach drei Wochen ohne habe ich schon leichten Entzug…dann sitze ich leise vor mich hinköchelnd in meinem Büro und warte darauf, mir durch die Heimfahrt auf dem Fahrrad ein wenig Kühlung durch den Fahrtwind verschaffen zu können…äh…bearbeite hochkonzentriert und mit intellektueller Scharfsinnigkeit etliche weitere Akten…

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