Nach meiner Rückkehr von der Wohlfühlwoche erwarten mich in meinem Büro nicht nur der übliche Stapel Akten, sondern auch noch ein größerer Packen Terminshandakten für heute. Mein eigener Fall, nämlich "mein" Intensivtäter, um den es gehen sollte, wird nicht verhandelt, wie ich eine lapidare Mitteilung vorfinde, als Ersatz habe ich aber dafür sämtliche anderen Sitzungen dieses Richters für heute bekommen. Na wie schön, endlich mal wieder auf den Boden der Tatsachen mit Dieben, Körperverletzern und Betrügern...immerhin bekomme ich noch einen Anruf, daß auch der letzte Termin aufgehoben worden ist.
Aber zumindest gibt es Cappuccino vorher. Und angenehme Gesellschaft dabei in Form von Rechtsanwalt Sportlich, der die erste Angeklagte verteidigt. Wir unterhalten uns nett bis zu dem Zeitpunkt, zu dem er seiner Mandantin ansichtig wird ;-). Aber dieses Spiel kenne ich natürlich schon. Er läuft zur Hochform auf, drückt kräftig auf die Tränendrüse angesichts der Tatsache, daß seine Mandantin immer an die falschen Männer gerät und zudem noch im Rollstuhl sitzt. Ich lasse mich erweichen, und es gibt eine Geldstrafe "auf Bewährung". Hoffentlich hält sie sich von schrägen Typen fern.
Danach kommt eine Bosnierin, die seit etwa drei Jahren in Deutschland lebt und seitdem ununterbrochen Straftaten begeht. Aber sie will jetzt damit aufhören, wie erfreulich...seit langem mal wieder beantrage ich eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Klappt zwar nicht, es gibt Bewährung, aber zumindest hat sie sich bei meinem Antrag mal kräftig erschrocken. Und ich gehe stark davon aus, daß die Bewährung in spätestens 3 Monaten ohnehin widerrufen werden wird.
Dann kommt der Betrüger. Wobei es sich hierbei mal wieder um einen der Fälle handelt, bei denen der Geschädigte derart blauäugig ist, daß man dem Angeklagter fast schon nachsehen muß, daß er das ausgenutzt hat. Aber zum Glück muß ich mir darüber gar keine Gedanken machen. Der Angeklagte wird nämlich in Handfesseln vorgeführt. Ach, der sitzt in Haft? Gut zu wissen...zwei Jahre hat er etwa eh noch zu verbüßen, aus den Straftaten heute müßten wir eine neue Gesamtstrafe basteln, also Einstellung des Verfahrens im Hinblick auf die zwei Haftstrafen, mit denen er gerade beschäftigt ist.
Das geht alles so schnell, daß ich hinterher unvermutet zwei Stunden Zeit habe, die ich in der Kantine absitze, zunächst mit einem Buch (und da weiß ich doch auch wieder, weshalb ich immer jede Menge Bücher auf meinem Handy dabei hab), später plaudernd mit einem "meiner" Richter, mit denen ich sonst zu tun habe und der außerordentlich nett ist. Ich gönne mir ein Mittagessen, und dann geht es weiter.
Ein Uralt-Fall, der aus verschiedenen Gründen so alt werden konnte. Wir sind innerhalb einer Viertelstunde fertig, weil wir das alles gegen eine Geldauflage einstellen. Und dafür sitze ich dann da so lange rum...der Richter ist übrigens erstaunlich unkommunikativ, was mir nach meinem Seminar natürlich besonders auffällt. Nicht nur, daß er die ganze Zeit in den Akten blättert und niemanden auch nur ansieht, er sieht sich auch nicht veranlaßt, Fragen zu stellen, so daß ich das dann mehr oder weniger notgedrungen tue. Nach Ende der Verhandlung verschwindet er geradezu blitzartig.
Also mal wieder ein ganz normaler Tag mit ganz normalen Straftaten. Ist ja auch mal eine hübsche Abwechslung. Noch mehr Abwechslung wird es heute Abend geben, wenn Frau Spock voraussichtlich auf eine fast schon erschreckende Weise der Seriösität anheim fallen wird. Aber dieses Thema wäre schon fast Stoff für einen eigenen Blog...
Während Tagungen üblicherweise Freitag mittag enden, dauert unsere doch mal glatt einen ganzen Tag länger. Was aber niemanden von uns stört. Im Gegenteil, wir sind alle der Meinung, daß wir es noch gut eine Woche länger aushalten könnten. Der eine Kollege äußert in seiner Manöverkritik, daß es eine richtige "Wohlfühlwoche" war. Und er hat recht. Von der Tatsache mal abgesehen, daß es täglich vier Mahlzeiten gibt, man sich um nichts Gedanken machen muß, zwischendurch schwimmen gehen kann, habe ich wunderbare Menschen kennengelernt und hochinteressante Kurse gehabt. Besser geht´s nun wirklich kaum. Das Buch der Referentin habe ich zwischendurch auch durchgelesen und gebe eine fundierte Stellungnahme dazu ab. Manchmal blitzt die Literaturwissenschaftlerin doch noch ein wenig durch ;-). Es wundert mich übrigens nicht, daß sie es nicht verkauft bekommen hat, aber mich spricht es durchaus in gewisser Weise an, wenn auch vielleicht nur, weil ich zum einen ihre Stimme quasi darin hören kann, zum anderen mich gerade ohnehin mit diesen Themen beschäftigt habe.
Viel passiert nicht mehr an diesem Tag, aber wir sehen uns noch die letzten Videoaufnahmen an, bevor wir uns mit Umarmungen verabschieden. Das habe ich nach einem Seminar noch nie erlebt. Einige essen noch zusammen Mittag, dann fahre ich gemeinsam mit dem letzten verbliebenen Kollegen in einem Taxi zum Bahnhof.
Und dann geht es los mit dem Zugfahren...ganz einfach gestaltet sich das alles mal wieder nicht. Die Strecke von Trier nach Koblenz war die Tage vorher wegen eines Erdrutsches gesperrt, soll heute aber wieder geöffnet sein. Allerdings fährt der Zug nur mit Verspätung...aber ich habe eh eine ganze Weile Aufenthalt in Koblenz. Also geht es los, an der wunderschönen Mosel entlang:
In Koblenz muß ich dann recht lange warten. Aber es ist schönes Wetter, ich hole mir einen Kaffee und setze mich lesenderweise in die Sonne. Schließlich ist es fast soweit, ich stehe erwartungsvoll an meinem Gleis und warte auf das Einfahren des Zuges....statt dessen kommt eine Durchsage, daß der Zug heute auf einem anderen Gleis fahren würde. Keine Ahnung, weshalb das nicht ein paar Minuten früher angekündigt werden kann. Eine hektische Karawane setzt sich in Bewegung, die Wagenreihung ist natürlich auch umgekehrt, wenn schon, denn schon. Aber ich schaffe es trotzdem und sitze schließlich leicht außer Atem auf meinem Platz.
Die Fahrt entlang des Rheins ist übrigens auch ganz hübsch:
Der Zug kommt aus der Schweiz, und ich denke, das Personal ebenso. Zumindest der mit dem Imbißwagen, der immer wieder durch die Gänge läuft und mit aufreizender Langsamkeit "Buhutterkuhuchen" an den Mann bringen will. In der Zeit schaffe ich drei Sätze ;-). Der Mann mir gegenüber und ich lächeln uns immer wieder verständnissinnig an. Eines der Dinge, die ich am Zugfahren so mag.
Schon bei der Abfahrt in Koblenz ist mir klar, daß ich meinen Anschluß-Regionalexpress nicht bekommen werde. Also bin ich relativ entspannt, als ich spätabends ankomme, hole mir chinesisches Essen to go und schaffe dann auch noch die letzte Etappe. Ziemlich müde zwar und mit Verwunderung im Blick, weil in der Sitzgruppe gegenüber eine Zwiebel auf dem Seitentisch liegt und zwar hin und her kullert. Warum eine Zwiebel? Und mitten um Zug? Aber ich bin zu erschöpft, um mir allzu viele Gedanken darüber zu machen. Der Taxifahrer hier ist so wenig redselig, wie ich es gewohnt bin, und gegen Mitternacht falle ich dann endlich in mein eigenes Bett. Ist ja doch immer schön.
Und heute? Einfach nur Entspannung...die liebe M. schleppt mich erst zum Frühstücken in ein Café und dann auf einen riesigen Flohmarkt. Ich finde so allerlei unglaublich nützliche Dinge...als Revanche zerre ich M. nachmittags an den Strand, und so endet die Woche dann wie so viele:
Es geht zuende, also die Tagung. Was bedauerlich ist, denn sie ist nicht nur außerordentlich interessant, auch die Gruppe versteht sich ganz wunderbar. Die Referenten schälen sich so langsam aus ihren Anzügen, wir duzen uns inzwischen alle, und bis eben gab es noch einen leckeren Wein in geselliger Runde...
Heute steht den ganzen Tag Prozeßspiel auf dem Plan. Wir verteilen die Rollen, und ich bin diesmal die Angeklagte, die mit ihrem Motorrad einen Sturz gehabt haben und dabei ein Auto angekratzt haben und dann weggefahren sein soll. Unfallflucht also. Dabei kann ich nicht einmal Motorrad fahren...glücklicherweise werde ich am Ende frei gesprochen, sowas würde ich ja auch nie tun ;-). Eigenartig fühle ich mich aber schon in dieser Rolle. Bis zur Mittagspause sind wir jedenfalls gut beschäftigt bis zum Urteil.
Nach dem Essen gehe ich ein letztes Mal schwimmen. Eigentlich ist die Halle schon gar nicht mehr geöffnet, nachdem die Paralleltagung bereits abgereist ist. Aber es gelingt mir, den Hausmeister zu bequatschen, und er meint, ich könnte schwimmen, wann und solange ich wolle. Also nichts wie hin, daran könnte ich mich glatt gewöhnen.
Nach der Pause sehen wir uns die Aufnahmen an. Es ist immer noch ein wenig seltsam, sich selbst auf Video zu sehen. Vor allem kann ich einen Kicheranfall kaum unterdrücken, weil mir auf einmal eine Szene aus "Harry Potter IV" in den Sinn kommt, in der Hermine ihr anderes Ich sieht und trotz aller Gefahren sinnierend meint "So sieht meine Frisur also von hinten aus...". Ich muß zugeben, daß mir ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen, als ich mich dort sehe. Aber letztlich kommt es auf meine Rolle ja gar nicht so an.
Das letzte Abendessen, und dann sitzen wir noch eine ganze Weile zusammen. Aber jetzt muß ich noch dringend ein Buch zuende lesen, das nämlich die Psychotherapeutin-Referentin geschrieben hat und das ziemlich interessant ist und irgendwie überhaupt zu meiner Situation paßt...
Oder esoterische Romantik, ist mir ja völlig egal. Jedenfalls begrüßt mich nach dem Aufwachen dieses Bild
und versetzt mich in eine angenehme Stimmung. Etwa, als wenn ich mich mitten in einem Gemälde befinde.
Irgendwie sogar passend heute dieses Gefühl. Heute gibt es den ganzen Tag Selbsterfahrung, und wir spielen ein Kartenspiel. Das bedeutet, daß wir uns jeder zwei Postkarten aussuchen, eine, die wir positiv finden und eine, die wir negativ finden. In kleinen Gruppen sollen wir uns beschreiben, was wir an unserer Karte jeweils schön oder abstoßend finden und was das vielleicht auch alles mit uns zu tun haben könnte. Auch wie die Gegensätze unter Umständen doch irgendwie zueinander passen.
Eine meiner Karten war übrigens diese hier:
Der geneigte Leser mag selbst überlegen, ob ich sie denn wohl positiv oder negativ finde (btw: das Bild stammt von Vogeler aus Worpswede). Jedenfalls ist das, was sich aus den jeweiligen Karten deuten läßt und was auch die Referentin noch so erkennt bei allen unglaublich stimmig, auch bei mir. Regt zum Nachdenken an und zeigt mir mal wieder, daß die Dinge, die ich in letzter Zeit getan habe, richtig waren, auch wenn sie vielleicht nicht immer ganz schmerzlos vonstatten gingen. Und das ist doch schon mal eine erfreuliche Erkenntnis.
Mittags gehe ich wieder schwimmen, nachmittags geht es weiter. Zum Abendessen gibt es Zwiebelkuchen mit Federweißer, und danach hätte ich mich eigentlich bei einer Vernissage einfinden sollen, schwänze die aber, die Bilder gefallen mir schlichtweg nicht besonders. Und ich möchte ja keine negativen Assoziationen bekommen...;-)
Aus Gründen des unterschiedlichen Biorhythmus´ der Teilnehmer werden heute die Gruppen getauscht, und meine Gruppe darf mit dem Prozeßspiel nebst Videoaufzeichnung beginnen. Der Raum ist eisig kalt, offenbar vertritt auch diese Akademie die Ansicht, daß vor Oktober keine Heizung in Betrieb genommen werden darf. Allerdings muß ich einräumen, daß uns recht bald warm wird.
Es gibt einen neuen Fall, bei dem die drei anwesenden Damen incl. meiner Wenigkeit diesmal als Zeuginnen benötigt werden. Aber Staatsanwältin war ich ja auch schon gestern...wir bekommen neben dem Fall noch Regieanweisungen, in denen steht, welche Art von Zeugin wir jeweils darstellen sollen. Meine Rolle besteht darin, den Richter schlichtweg totzuquatschen, ohne dabei irgendwas konkretes zu sagen. Hat da etwa irgendjemand "War ja klar!" gesagt? Ich muß doch sehr bitten! "Mein" Richter ist auch noch ausgerechnet der ruhigste und freundlichste Kandidat der Gruppe, und es tut mir fast ein wenig leid...denn es stimmt schon, jemanden mit einem Redeschwall zu überschwemmen, ist eines meiner geringeren Probleme ;-). Er managt das aber wirklich gut, auch wenn ich hinterher ein wenig erstaunt bin, wieviel ich tatsächlich geredet habe. Ich hätte wahrscheinlich schon längst die Geduld verloren und mich unterbrochen in seiner Situation. Mir macht es jedenfalls einen Heidenspaß.
Die nächste Zeugin ist die "alte Jungfer", aus der man quasi nichts herausbekommt, und danach folgt die "Punkerin und Beinahe-Terroristin", die mit dem System so gar nicht einverstanden ist und überhaupt nicht einsieht, was sie da soll. Die Kollegin aus Berlin verfügt über ungeahnte schauspielerische Talente, und wir amüsieren uns köstlich. Ich glaube allerdings, daß sie eine Alt-68erin ist ;-). Eigentlich wäre das Ganze geeignet, um es auf einem entsprechenden Kanal im Internet einzustellen...was wir natürlich nicht tun werden.
Ich verzichte diesen Mittag auf´s Schwimmen, es ist der "freie" Nachmittag, was bedeutet, daß wir bis 16 Uhr Pause haben. Also auf in die Stadt und ein wenig bummeln. Das Wetter ist wunderbar, ich gönne mir einen Cappuccino mit Apfelstrudel in einem Café und bin jetzt geneigt, meine Leser wieder einmal mit Bildern zu belästigen:
Die wunderschöne Liebfrauenkirche.
Das kurfürstliche Schloß. Leider wird es schon seit Jahren renoviert, was den Gesamteindruck massiv stört...
Ein entzückendes Muster...
Irgendetwas, von dem ich nicht recht weiß, was es ist...;-)
Die Kaisertherme hinter Gittern, wie passend.
Mit dem Bus geht es zurück und zur Selbsterfahrung, die heute sehr persönlich und sehr berührend ist und darum hier nichts zu suchen hat. Zum Abendessen ein wunderbares Fischbuffet, wir sitzen noch eine ganze Weile zusammen, so kleine Gruppen haben definitive Vorteile, aber dann ruft mich die Pflicht...äh der Blog...oder was auch immer...
Nein, die heutige Weinprobe hat meine Sinne nicht so sehr vernebelt, daß ich der deutschen Ortographie nicht mehr mächtig wäre. Aber lecker sind die Weine an der Mosel hier schon...
Das Frühstück ist eine recht harmonische Angelegenheit. Ich gehöre scheinbar zu der Frühaufsteher-Gruppe, und die meisten wirken doch noch ein wenig müde, und es werden nicht allzu viele Gespräche geführt. Vielleicht bin ich auch nur so früh dran, weil ich um die Uhrzeit einfach Hunger habe, da ich normalerweise wesentlich früher frühstücken muß. Am Tisch des Parallel-Seminars "Umgang mit "schwierigen" Menschen (Kunden/Mitarbeitern)" geht es wesentlich temperamentvoller zur Sache, aber die sind vermutlich auch nicht so tiefenentspannt wie wir.
Morgens geht es mit der Selbsterfahrung weiter. Wir führen allerlei Gespräche, machen Übungen und sollen uns schließlich unsere eigenen Werte bewußt machen und darüber in der Gruppe diskutieren. Allerdings nur drei Werte pro Person, ziemlich wenig, zumal wir alle ähnliche haben. Am Schluß gibt es wieder eine Entspannungsübung, diesmal sollen wir uns an unseren Lieblingsort versetzen. Den habe ich sofort parat und bin innerhalb weniger Augenblicke dort...
Beim Mittagessen sind wir dementsprechend wieder alle sehr entspannt, und ich nutze die Pause außerdem erneut, um schwimmen zu gehen. Diesmal bin ich die ganze Zeit alleine, wunderbar.
Hinterher wird es dann ernst, und das erste Prozeßspiel mit Videoaufzeichnung steht an. Es geht um eine Schlägerei vor einer Diskothek, drei Zeugen sagen alle unterschiedliche Dinge aus, jugendliche Märchenstunde also, mein Traum ;-). Ich bin -wie überraschend- die Staatsanwältin und vergesse die Kamera nach einer Weile tatsächlich. Hinterher bin ich dann nicht einmal allzu schockiert, mich selbst zu sehen. Nur meine Stimme kommt mir völlig fremd vor, ist die wirklich so tief?
Danach Abendessen, und dann gibt es besagte Weinprobe. Sieben Weine sind es, die wir probieren dürfen, alle recht interessant. Ich verwirre meinen Sitznachbarn, einen Kollegen aus Koblenz, der zumindest so tut, als wenn er sich auskennt, mit allerlei Duftnoten, die ich angeblich im Wein wahrnehme. Meine Aussage, daß einer der Weine für mich nach Zimt riecht, veranlasst ihn zu außerordentlich intensiven Schnuppern. Die Melone beim nächsten Wein nimmt er mir dann sogar ab und als ich beim vorletzten Wein verkünde, daß ich den Geruch einer blühenden Kleewiese mit einer zarten Honignote wahrnehme, erscheint er sogar angemessen beeindruckt. Manchmal ist Schein eben alles...;-). Ich verzichte dennoch auf den Ankauf von Wein, zu schwierig zu transportieren.
Das Wort "Selbsterfahrung" in der Tagungsausschreibung hätte mich wohl darauf vorbereiten müssen, daß auch eine gewisse Esoterik hier eine Rolle spielt. Was ich im übrigen keineswegs negativ finde, habe ich doch selbst immer wieder einen gewissen Hang dazu. Dennoch kann ich einen leichten Schrecken nicht unterdrücken, als die Referentin beim Frühstück etwas von einem Stuhlkreis murmelt, weil ich sofort ein Szenario mit einem hin und her zu werfenden Wollknäuel, einer brennenden Kerze und Jogi-Tee vor mir sehe. Das Frühstücksbuffet ist im übrigen wieder großartig.
Hinterher finden wir uns im Lehrsaal ein und werden nach dem üblichen Vorgeplänkel in zwei Gruppen eingeteilt, obwohl wir ohnehin schon sehr wenige sind. Die Gruppen sollen im Wechsel Prozeßspiele unter Einsatz von Videokameras durchführen und sich eben der Selbsterfahrung hingeben. Ich beginne mit letzterem.
Es gibt tatsächlich einen Stuhlkreis und eine sehr ausführliche Vorstellungsrunde, allerdings keine Wollknäuel. Die Referentin -ihres Zeichens Psychotherapeutin- erzählt allerlei über die Wichtigkeit des Sorgens für sich selbst, mit dem ich mich sehr gut identifizieren kann, habe ich mich doch in den letzten Monaten schon selbst recht intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Aber vor allem soll es in dem Seminar ja darum gehen, wie wir auf andere wirken und welchen Eindruck wir gleichzeitig von uns selbst haben. Und damit geht es weiter. Im Wechsel sollen wir uns gegenseitig erzählen, wie wir uns nach dem ersten Eindruck einschätzen würden. Viel Gekichere natürlich, aber es ist auch sehr interessant, wie die verschiedenen Gegenüber einen denn so sehen und wie unterschiedlich ihre Einschätzungen teilweise sind. Am schmeichelhaftesten finde ich dabei im übrigen, daß ein Amtsgerichtsdirektor aus östlichen Gefilden mich für ein wenig flippig hält und meint, ich wäre bestimmt keine Püppi. Im Gegenzug unterstelle ich ihm, früher immer den Klassenclown gegeben zu haben. Wir fühlen uns beide recht gut erkannt ;-).
Dann kommt zur Entspannung am Ende eine Phantasiereise, in der wir uns alle in Bäume verwandeln. Ich verwandele mich in einen perfekten Mandelbaum im Botanischen Garten meiner Universitätsstadt, in voller Blüte stehend natürlich. Seitdem habe ich ziemlich großen Appetit auf Marzipan, habe aber ungünstigerweise nur Zimtsterne dabei...
Nach dem Mittagessen tue ich das, was ich eigentlich schon vor dem Frühstück tun wollte: ich gehe schwimmen. Auf diese Idee komme zu dem Zeitpunkt nur ich, und es ist wunderbar, das ganze Schwimmbad für sich allein zu haben. Erst bei den letzten 20 meiner 100 Bahnen erscheint noch eine Person, die ich mangels Brille allerdings nicht erkennen kann.
Nach einer kurzen Pause geht es weiter. Diesmal bei den beiden anderen Referenten, beides Juristen. Aber sie verschonen uns heute noch mit Videoaufnahmen, und wir besprechen allgemein Kommunikationskonfliktpotentiale im Rahmen einer Hauptverhandlung. Aufgrund der Größe (oder eher Nicht-Größe) der Gruppe kommen sehr interessante Gespräche zustande. Aber morgen wird dann wohl die Kamera zum Einsatz kommen, ich bin sicher, daß alle schon innerlich zittern...
Fazit des ersten Tages: mal eine ganz andere Veranstaltung als der übliche Frontalunterricht vor großen Gruppen, bei dem einem in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Stoff untergejubelt werden soll. Sehr interessant, auch mal diese anderen Aspekte des Berufslebens zu beleuchten. Im übrigen sollte es verboten sein, bei Seminaren derart gutes Essen zu servieren ;-). Und morgen ist auch noch eine Weinprobe angesagt...
Ach nee, Fortbildung nennt sich das ja, was Frau Spock sich von Zeit zu Zeit als Auszeit gönnt (und natürlich ein bißchen auch zur Erweiterung der Fachkenntnisse ;-)). Und was für eine. Diese hier trägt den gigantisch-pompösen Titel " Empfindung und Wirkung im Einklang: Die Hauptverhandlung im Strafprozess - Kommunikationsanalyse und Selbsterfahrung": Klingt doch großartig. Es ist von Selbsterfahrungs- und Planspielgruppen auf dem Programmheft die Rede, von Videoaufnahmen, und ich bin sicher, daß wir uns alle der Reihe nach gründlich blamieren werden, da werden dann sicher ein paar schöne Blogeinträge bei abfallen.
Aber heute findet nicht viel mehr als die Anreise statt. Ich genieße es, zum Bahnhof gebracht zu werden, um es gleich darauf zu genießen, daß der Regionalexpreß mit so viel Verspätung überhaupt erst abfährt, daß ich es schon absehen kann, meinen ICE nicht mehr zu erreichen. Wider Erwarten klappt es aber doch, ich glaube, der Regionalexpress hat sich einfach vorgedrängelt, so daß ich im richtigen Zug lande und sehr froh über meine Sitzplatzreservierung bin, es ist nämlich brechend voll.
Aber so klappt alles. Ich komme pünktlich in Köln an, vorbei an meiner "Schloßbrücke" (für diejenigen, die sich erinnern), und fühle mich da schon einigermaßen heimisch. Wieder ein Regionalexpress, der fast drei Stunden durch das große Nichts fährt, in dem es absolut nicht nach Mosel aussieht. Letztes Jahr war es eine andere Strecke. Mangels anderer interessanter Tätigkeiten beschäftige ich mich von Zeit zu Zeit damit, andere Menschen dabei zu beobachten, die das WC aufsuchen wollen. Ca. 99% sind nicht in der Lage, das Besetzt-Zeichen entweder überhaupt zu sehen oder zu akzeptieren und verlangen dennoch energisch Einlaß. Dabei wird doch sogar durch entsprechende Farben beim Erkennen geholfen...
In Trier angekommen, nehme ich mir ein Taxi. Der Fahrer hat sichtlich Redebedarf und erzählt mir eine längere Geschichte, wie ihm sein Taxi gestohlen wurde, während er daneben stand und mit dem angeblichen Fahrgast gesprochen hat. Ganz raffiniert die Jungs, aber sie haben offenbar nicht damit gerechnet, daß die Taxi-Zentrale ihre sämtlichen Autos ständig über GPS orten kann, jedenfalls wurde der Wagen schon kurz darauf geortet und sichergestellt. Aber ich mag ja glückliche Enden von Geschichten.
Ich beziehe mein Zimmer, ruhe mich ein wenig aus, und dann gibt es auch schon Essen, das wieder ziemlich sensationell ist und nach dem aushängenden Plan auch bleiben wird. Neben mir eine Wiesbadener Kollegin, die sich vor allem durch eine exorbitant laute Stimme auszeichnet, sich die ganze Zeit beklagt, wie anstrengend es doch mit ihrem -einen- Kind wäre und wie sehr sich doch erholen müßte und mir dann noch erklären will, welcher Dialekt denn in meiner Region so gesprochen wird. Nun ja...ich bin nicht unglücklich, daß sie in der anderen Gruppe ist.
Morgen früh geht´s dann richtig los, ich bin gespannt...
Im Moment gibt es in meinem Leben die ein wenig irritierende Tendenz, daß nacheinander Menschen wieder darin auftauchen, die es zuvor verlassen hatten. In rückwärtiger Reihenfolge und im Abstand von 9 Tagen. Der nächste Kandidat wäre demnach am 26.9. fällig, und ich ertappe mich dabei, heimlich zu überlegen, wer denn wohl dran wäre.
Die vorgebrachten Gründe, um bei mir zu erscheinen, sind übrigens so fadenscheinig wie ein schlecht gewebter Teppich, und bisher habe ich sie alle genauso hochkant wieder hinauskatapultiert, wie sie plötzlich wieder erschienen sind. Denn für mich gilt immer noch diese Devise:
Nicht so schwer zu verstehen, oder? Ich war noch nie eine Freundin von halben Sachen.
Und wer nannte mich da neulich eine Moralapostelin (ich habe da die starke Vermutung, daß das noch einer von den weniger couragierten Herrschaften ist)? Mag sein, und ich fühle mich gar nicht mal so unwohl in der Rolle. Vielleicht sollte ich diese Tätigkeit ein wenig ausweiten, denn es gibt schließlich Positionen, in denen ein moralisch einwandfreier Leumund unbedingt erforderlich ist.
..., es finden sich überall die tieferen Wahrheiten. Sogar im allergewöhnlichsten Supermarkt springen sie einen plötzlich an, und man hat keine andere Wahl, als sie mit sich zu tragen und der Öffentlichkeit sichtbar zu machen...;-):
Zunächst einmal muß ich einräumen, daß es einem als Blog-Verfasserin durchaus gewisse Macht-Phantasien verleiht, wenn man einem nicht-genehme Kommentare einfach löschen kann. Sorry Jungs, Presse- und Meinungsfreiheit ist woanders...;-)
Niemals löschen würde ich natürlich die Kommentare meines Undercover-Agenten, die mir und meinen geneigten Lesern so deutlich vor Augen führen, daß das Projekt erfolgreich angelaufen ist. Herr Mops erstattet weiterhin Zwischenberichte und bloggt auf Anforderung seine Erlebnisse. Gut im Griff würde ich sagen, wenn ich bei so einem Verhalten auch leichte Assoziationen an devote Amtspersonen bekomme, die man ja aus so vielen Erzählungen kennt. Aber ich will mich selbstverständlich nicht beschweren!
Selbstverständlich nicht ich. Dazu bin ich zum einen viel zu seriös, zum anderen bekommen die Juristen ja nie die interessanten Aufgaben...aber ich verfüge zum Glück über Connections. Connections, die es mir ermöglichen, andere Personen irgendwo einzuschleusen. Wagemutige, risikofreudige Personen (was für eine seltene Spezies...), die keinen persönlichen Einsatz scheuen, um an Informationen zu gelangen.
Und so hat sich jemand in das Vertrauen von Mr. Mops geschrieben und ist gleichzeitig gewillt, mich mit Neuigkeiten zu versorgen. Wer ist Mr. Mops, wird sich der geneigte Leser jetzt fragen (und wie schon öfter erwähnt: wer sich das nicht fragt, sollte sich vielleicht eine andere Lektüre suchen...). Mr. Mops ist sozusagen ein Konkurrent von mir, also im Blog-Geschäft. Ich habe nichts gegen Konkurrenz, sie belebt schließlich das Geschäft. Und dem Blog von Mr. Mops habe ich hier sogar schon einen eigenen Beitrag gewidmet, so zauberhaft finde ich ihn. Da ist es doch mehr als angebracht, ein wenig hinter die Kulissen zu sehen und weitere Details sozusagen aus dem Off zu erhalten...
Und die ersten gab es auch schon. Bei seinem letzten Date am gestrigen Abend hat Mr. Mops jede Nasepuder-Pause seiner Abwechslung aus dem glücklichen Eheleben genutzt (und derer gab es scheinbar so einige), um meinem Undercover-Agent Bericht über den Verlauf des Abends zu erstatten. Doppel-Date könnte man wohl auch dazu sagen. Stellt sich jetzt die Frage, ob die Dame doch nicht so abwechslungsreich war wie erhofft oder ob Herr Mops ein Talent im Multitasking ist.
Man darf also gespannt sein, was es noch so aus dem Leben von Mr. Mops zu erfahren gibt. Und was er in seinem eigenen Blog über die entsprechenden Begebenheiten zum besten gibt.
Ich wurde von der lieben N. -und nicht zu Unrecht- darauf aufmerksam gemacht, daß ich mich im Verzug befinde. Ich hoffe jetzt einfach mal, daß sie das nicht im juristischen Sinne gemeint hat, das wird immer so teuer...;-).
Aber es stimmt natürlich. Meine Nachlässigkeit kann ich nur damit rechtfertigen, daß ich in letzter Zeit sehr viel unterwegs war und im übrigen gar nicht weiß, welches der zahlreichen hochspannenden Ereignisse meine Lebens ich zuerst verfrühstücken soll: den Besuch besagter N. bei mir? Den Betriebsausflug? Das wohl letzte Mittelalterfest der Saison? Die neuesten Erkenntnisse meines Feldforschungsprojektes über das starke Geschlecht? Die dienstlichen Nicht-Geschehnisse? Der geneigte Leser sieht, daß die Auswahl unglaublich schwer fällt...
Um aber den Schnitt meiner Posts nicht allzusehr herabzusenken und weil es mir eh gerade im Kopf herumschwirrt, gibt es zumindest heute ein kleines Liedchen und das ernsthafte Gelöbnis, bald weiter über die hochwichtigen und unverzichtbaren Begebenheiten aus dem Leben der Frau Spock zu berichten...:
Mit dem Urteil vom 12. Mai 1998 hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass man durch die Anbringung eines Links die Inhalte der gelinkten Seiten ggf. mit zu verantworten hat. Dies kann nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesem Inhalt distanziert. Für alle Links auf dieser Homepage gilt: Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seitenadressen auf meinem Blog und mache mir diese Inhalte nicht zu eigen. Die Bilder in diesem Blog sind mein Eigentum und dürfen nicht ohne meine Zustimmung weiterverbreitet werden.
Sämtliche Personen (im Zweifel sogar ich) und Geschichten in diesem Blog sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind Zufall und keinesfalls beabsichtigt.