Mittwoch, 24. Oktober 2012

Die Tücke mit den Zigaretten

Dieses ist eindeutig ein lehrreiches Seminar, denn ich lerne alles, was man nur so über geschmuggelte Zigaretten wissen sollte. Zum einen, daß Rauchen zwar ungesund ist, es aber noch ungesünder ist, gefälschte Zigaretten zu rauchen, weil sich in diesen angeblich geschredderte CDs, Rattendreck und noch andere unschöne Dinge befinden, die offenbar den Schädlichkeitsgrad des Nikotins noch toppen, zum anderen, daß sich einige der gefälschten Marken so gut verkaufen, daß inzwischen schon Fälschungen der Fälschungen hergestellt werden, die allerdings mit einigen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen haben.
Wir bekommen Steuerbanderolen zu sehen und einige Beispielspackungen, so etwa eine Packung der Sorte "Marldoro" mit dem Warnhinweis "Do not smoke, I tell you!" Ein bißchen mehr Mühe hätte man sich da aber schon geben können.
Manche der Packungen sehen aber doch ziemlich echt aus, und wir bekommen gezeigt, wie man sie dennoch erkennen kann: durch die Bestrahlung mit Schwarzlicht nämlich. Gefälschte Packungen und Steuerbanderolen leuchten, die echten nicht. Die Raucher unter uns probieren das natürlich sofort mit ihren eigenen Packungen aus, und es gibt gewaltiges Gelächter, als die Packung einer Kollegin, die im übrigen nahe der polnischen Grenze tätig ist, für alle sichtbar leuchtet.
Auch das Dream-Team ist wieder voll im Einsatz, und das stöhnende Geräusch von Oberstaatsanwalt Zackig neben mir ist mir inzwischen schon sehr vertraut. Eine der Damen scheint zudem heute Geburtstag zu haben, und ihr Handy klingelt alle paar Minuten, bis sich tatsächlich mal jemand beschwert. Sie scheint aber nicht in der Lage zu sein, es leise zu stellen. Hätte natürlich auch den Nachteil gehabt, daß wir dann alle nicht mitbekommen hätten, wie beliebt sie ist.
Nach der Mittagspause erscheinen zwei Steuerfahnder, die ohne weiteres als skurriles Duo in einem Krimi auftreten könnten. Einer von ihnen ist krampfhaft bemüht zu sprechen, ohne dabei den Mund öffnen zu müssen. Es klappt durchaus, ist der Qualität der Sprache aber nicht unbedingt zuträglich. Ihr Bericht geht über ein Großverfahren, mit dem sie seit mehreren Jahren befaßt sind, was auch sehr interessant ist. Auch schafft das Dream-Team es wieder, allerlei mehr oder weniger notwendige Fragen zu stellen -besonders beliebt ist es, erst für eine Weile den Raum zu verlassen und dann die Fragen zu stellen über die Dinge, die während der Abwesenheit schon beantwortet wurden...-, dabei fing die Einheit eigentlich gut an und wurde von meiner Stuttgarter Richterin mit den Worten "Oh, sieh mal, die Kollegin schläft, dann kommen wir schneller voran" kommentiert. Leider wird sie durch das Klingeln ihres Handys sehr schnell wieder aus ihren Träumen gerissen.
Die beiden Referenten wissen zwar durchaus spannend zu erzählen, überziehen ihren Vortrag aber um etwa eine Stunde, so daß sich mein ursprünglicher Plan, heute nach Köln zu fahren und den Dom zu besichtigen, zerschlägt. Das finde ich schon ein wenig ärgerlich. Ich mache stattdessen diesmal mit meiner Richterin einen Spaziergang um den See.
Nun geht es schon wieder in den Endspurt, morgen kommt ein neuer Referent.

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