Mittwoch, 19. September 2012

An manchen Tagen…

…so wie heute gibt es hier einen veritablen Morgenwahnsinn, der den Namen auch verdient. Mann hat Frühdienst und setzt sich entsprechend zeitig ab, immerhin hat er vorher noch zahlreiche Brotdosen befüllt.

Zunächst ist noch alles gut, wenn man einmal von der Tatsache absieht, dass Kind mittel mich alle 10 Sekunden fragt, wann ich ihr denn endlich die Rosinen für ihr Müsli geben kann, und außerdem ständig am Kindermesser von Kind klein rumfummelt, was ihn zu lauten „Meeeeeeeiiiiiiiinnnnns“-Schreien veranlasst. Ich scheuche Kind groß aus dem Bett, versorge Kind mittel mit den gewünschten Rosinen und bereite einen Toast für Kind klein vor, nebenbei schaffe ich es sogar irgendwie, für mich selbst nicht nur was zum Frühstück, sondern sogar auch etwas zum Mitnehmen für´s Büro fertigzumachen.

Für kurze Zeit herrscht zufriedene und gefräßige Stille, aber dann nimmt das Unheil seinen Lauf: Kind klein erinnert sich nach der Hälfte seines Toastes, dass er eigentlich auch viel lieber Müsli essen möchte. Ich lehne das aus hauptsächlich pädagogischen Gründen ab, ein wenig aber auch deswegen, weil ich jetzt gerne auch selbst essen würde. Daraufhin besinnt sich Kind klein darauf, dass er gerade zwei Jahre alt geworden ist und in diesem Alter, wie man in allen Erziehungsratgebern nachlesen kann, die Trotzphase anzufangen hat.

Also nutzt er die Gelegenheit, mich mit seinem Toast zu bewerfen (und jetzt weiß ich auch, weshalb ich die immer zusammenklappe…) und sich dann von seinem Stuhl zu stürzen. Er landet unsanft auf den Fliesen, was erneutes Gebrüll zur Folge hat. Ich puste und mache ihn erneut darauf aufmerksam, dass er kein Müsli bekommen wird. Das Gebrüll wird lauter, und er flüchtet sich in die Arme von Kind mittel, nachdem er vorher mehrmals vergeblich nach Papa gerufen hat. Schließlich holt er sich einen Schnuller aus dem Regal.

Eine kurze Pause tritt ein, dann schnappt sich Kind groß die beiden, um mit ihnen Zähne zu putzen, während ich die Küche aufräume. Hierzu ist es nun einmal erforderlich, den Schnuller zu entfernen, was einen erneuten Brüllanfall hervorruft und zudem die strikte Weigerung, die Zahnbürste auch nur in die Nähe seines Mundes kommen zu lassen. Als ich schließlich auch nach oben gehe, sitzt er auf der Treppe und gibt jämmerliche „Bissu Papa?“-Töne von sich. Aber als geübte Rabenmutter lasse ich mich davon nicht beeindrucken.

Erfreut, dass ich zu selektivem Hören (sprich: dem Zuklappen meiner Ohren bei allzu lauten Nebengeräuschen) fähig bin, mache ich mich selbst fertig, überrede den jungen Mann schließlich doch noch dazu, sich die Zähne putzen zu lassen und schicke die Kinder nach unten, um ihre Sachen zu holen. Während ich die Tür des Badezimmers noch einmal kurz hinter mir schließe, plumpst er eine Treppenstufe hinunter, und es brüllt schon wieder.

Jetzt helfen nur noch Sofortmaßnahmen: neue Schuhe! 6 cm größer fühle ich mich auch dieser Herausforderung gewappnet, überzeuge Kind klein, dass er nicht mit Gummistiefeln in den Kindergarten gehen muss, Kind mittel, dass sie ihre Bastelarbeiten zuhause lassen soll und Kind groß, dass Mathe ihr Lieblingsfach ist (nein, halt, das ist glatt gelogen…). Ich liefere zwei freudestrahlende Kinder im Kindergarten ab und nutze den restlichen Weg, um mich mit Musik vollzudröhnen, bevor ich erschöpft auf meinem Schreibtischstuhl niedersinke.

Ein bisschen komatös scheine ich noch zu sein, denn ich melde mich freiwillig für einen Be-reitschaftsdienst (zum Glück war jemand anders schneller…), überstehe einen Computerabsturz und hätte jetzt gerne irgendjemanden hier, vor dem ich mit meinen 6 cm auf und ab klappern kann. Er muss auch gar nicht reden, sondern nur entsprechend beeindruckt aussehen. Wer also seine Wohnung durchsucht haben, festgenommen, verurteilt oder auch nur vernommen werden möchte, melde sich bitte umgehend bei mir! Ich verspreche, es gibt die Spezial-Sonderbehandlung für schwere Fälle…

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