Kann es wirklich sein, daß dieses Lied schon so alt ist wie ich (oder vielleicht sogar älter *hoff*?). Aber jedenfalls paßt es heute:
Es war ein schöner Tag
der letzte im August
Zeit mal wieder für eine kleine Bilanz, nein nicht dieses Sommers, aber zumindest des heutigen Tages:
- nach dem üblichen Morgenwahnsinn begebe ich mich mal wieder zu meinen Polizisten, auch wenn ich mich nach dem ganzen Schlamassel ein wenig frage, was ich dort eigentlich mache. Ich gönne mir zur Stärkung der Seele vorher einen Cappuccino und plaudere ein wenig mit einer anderen Dozentin. Unterricht ist wie immer gut, ich habe gerade eine tolle Lehrgruppe. Ich mache mich zusätzlich beliebt, indem ich mehrere Wespen mit Hilfe einer Zeitung erlege.
- Ich suche ein Einkaufszentrum auf, um die letzten Geschenke für Kind klein zu kaufen. Als Belohnung für meine großartige Unterrichtsleistung leiste ich mir außerdem zwei neue Jeans. Geschenke finde ich aber auch. Wer ist auf die Idee gekommen, daß der Kleine schon zwei werden soll, der war doch eben noch in meinem Bauch?
- Wieder zuhause beginne ich das Highlight des Tages, indem ich die Akkorde meines Lieblingsliedes, die mir der Sänger, den ich neulich noch mondkalbmäßig angegrinst habe, entzückenderweise auf meine Bitte hin zugeschickt hat, in Noten umwandele. Es klappt sogar einigermaßen. Auf Klarinette hört es sich noch ein wenig gewöhnungsbedürftig an, aber auf der Flöte gefällt es mir richtig gut. Musik ist toll!
- Ich melde das zurückkehrende Kind groß für nächstes Jahr zum Schüleraustausch mit Frankreich an. Der nächste warum-sind-meine-Kinder-schon-so-groß-Flash.
- Ich fahre Kind groß zum Kindergeburtstag und hole Kind klein und mittel aus dem Kindergarten.
- Ich beende die von Kind mittel daselbst angefangene Bastelarbeit, ausgerechnet ich...
- Nachmittagsgewusel
- Kind groß vom Geburtstag wieder abholen und mitsamt Freundin dort zum Übernachten abliefern.
- Mann hat lecker gekocht
- gebloggt
Eigentlich echt nicht viel los heute, aber ein schöner Tag, der letzte im August eben.
Aber mal ehrlich, ein bißchen hat das schon was von Wandertag, wenn ein Drittel meiner ehrwürdigen Behörde vor selbiger auf einen Bus wartet, jeder auf einer Liste abgehakt wird und dann noch der Organisator im Bus alle durchzählt. Wir bekommen wieder wichtige Namensschilder, die scheinen es in letzter Zeit auf mich abgesehen zu haben, nachdem uns noch Chef-himself alle mit Handschlag begrüßt hat. Die Stimmung ist jedenfalls gut, bis der Busfahrer den Fehler macht, etwas über EG-Gesetze zu erzählen. Kleiner Tipp für die Nicht-Juristen unter meinen Lesern: in Gegenwart einer ganzen Ladung voller Juristen sollte man das Wort Gesetz nicht einmal erwähnen, wenn man nicht Gefahr laufen möchte, einen längeren Vortrag anhören zu müssen. Von mir an dieser Stelle nur der kurze Hinweis, dass es keine EG-Gesetze gibt ;-). Wer näheres wissen möchte, melde sich bei mir.
Dieses Jahr führt uns der Ausflug jedenfalls in einen Wildpark, den ich zwar schon kenne -mit drei Kindern bin ich in sämtlichen Zoos und Tierparks der Umgebung zuhause-, aber in dem ich schon länger nicht mehr war. Wir werden zur Einstimmung von einem Offiziellen Marke Waldschrat begrüßt und können außerdem bewundern, wie einer der rangerartigen Mitarbeiter ein gewaltiges Lagerfeuer entzündet. Dann bekommen wir ein Frühstück mit abgezählten Brötchen, aber ich kann genau beobachten, wie mein Lieblingskollege sich heimlich zweimal ans Buffet schleicht. Aber man muß wohl bedenken, daß er alleine lebt und nicht immer regelmäßige Mahlzeiten bekommt.
Während des Frühstücks wird der Höhepunkt des Tages vorbereitet: wir bekommen alle einen Zettel mit einem Tier darauf und finden uns in Gruppen für eine Wildpark-Rallye zusammen. Ich bin übrigens in der Uhu-Gruppe. Mit dabei ein Abteilungsleiter (allerdings nicht der Telefonmuffel), ein Gruppenleiter, der Geschäftsstellen-Guru der Abteilung für Mord und Totschlag und drei nette Mädels. Wir bekommen etliche Seiten Papier zum Bearbeiten und machen uns auf den Weg. Startpunkt, wer hätte es gedacht, die Uhus, die es nun erst einmal zu finden gilt. Während wir Mädels eifrig Fragen beantworten, besprechen Abteilungs- und Gruppenleiter ca. eine Stunde lang wichtige Dienstgeschäfte, und wir müssen aufpassen, daß sie uns nicht unterwegs abhanden kommen. Ich nutze zwischendurch die Gelegenheit, einen vorbeikommenden Jäger und eine Tierpflegerin auszufragen und so schon eine Menge der Fragen beantworten zu können. Einiges googeln wir auch...
Als wir schließlich feststellen, daß es mit der Zeit knapp wird, packt den Gruppenleiter auf einmal der Ehrgeiz, und er treibt uns unbarmherzig voran. Wir rasen von einem Gehege zum nächsten, was aber nicht bedeutet, daß wir uns die Tiere ansehen würden, vielmehr lesen wir nur die dazugehörigen Tafeln. Aber wir schaffen es schließlich tatsächlich, alle Fragen zu beantworten und als erste wieder am Grillplatz zu sein. Hier müssen wir noch einige Geschicklichkeitsspiele absolvieren, und ich stelle fest, daß ich gar nicht so schlecht im Darts-Werfen bin, dann haben wir Pause, und so nach und nach trudeln auch die anderen ein.
Aber Pause gibt es nicht. Statt dessen geht es zu einer Flugshow der Greifvögel. Die ist auch wirklich beeindruckend, auch wenn ich gerne darauf hätte verzichten können, daß ein riesiger Uhu mit gerade mal 2 cm Abstand über meinen Kopf hinweg saust. Dann gibt es endlich einen Kaffee und ein wenig Kuchen, während Chef-himself und Kollege-Oberschlau sich schon mal daran machen, den Grill anzufachen. Dieses Trauerspiel will ich mir allerdings lieber nicht ansehen und zerre daher meinen mit leichten Erschöpfungszuständen kämpfenden Lieblingskollegen zur Wolfsfütterung. Hier erfahren wir, daß die Wölfin leider depressiv ist und sich wohl deshalb nicht blicken lassen wird.
Also wieder zurück, der Grill ist wider Erwarten doch heiß geworden, und bald brutzeln die ersten Würstchen. Es dauert aber alles ziemlich lange, und das Salatbuffet ist schon geplündert, bevor noch alle ihr erstes Stück Fleisch bekommen haben. Aber zumindest die Getränke reichen. Irgendwann sind alle versorgt, und angenehme Plaudereien breiten sich aus. Ich überlege, ob ich den Lieblingskollegen um eine Zigarette anschnorren soll (psst, weglesen!), aber er ist gut erzogen und geht zum Rauchen immer woanders hin, ohne daß ich es mitbekomme. Bleibe ich also weiter abstinent, ist ja schließlich eh gesünder.
Schließlich versammeln sich alle um das immer noch brennende Lagerfeuer zur Siegerehrung. Die Uhu-Gruppe belegt sowohl bei der Rallye als auch bei den Geschicklichkeitsspielen einen furiosen zweiten Platz. Erstaunlicherweise gewinnt in allen Disziplinen die Gruppe von Chef-himself...danach wird gesungen. Da wir leider noch keine Behörden-Hymne haben, gibt es eben bekannte Lieder. Super, "Country roads" kann ich lautstark mitschmettern, während Lieblingskollege neben mir vor sich hin brummt und einer der Gruppenleiter gar ganz boykottiert. Chef-himself ist jedenfalls begeistert und freut sich vermutlich schon auf die Weihnachtsfeier, bei der mußten wir letztes Jahr auch singen.
Dann geht es nachhause, wieder durchzählen im Bus, etwas gedämpfte Stimmung, weil die meisten müde sind oder aber die gewonnenen Gummibärchen verputzen. Hinter mir sitzt die Vertreterin von Chef-himself, und ich bekomme allerlei Interna zu hören, die wahrscheinlich nicht für meine Ohren bestimmt sind.
Den spektakulären Höhepunkt des Tages gibt es dann aber zuhause, als Kind groß bei meinem Anblick ausruft: "Mami, Deine Haare sehen heute aber echt cool aus!" Na bitte, besser kann´s doch nicht gehen :-).
Was für ein blöder Spruch! Und was für ein wahrer! Wie immer hält auch in Ausnahmesituationen das Leben einfach nicht an, sondern die Erde dreht sich einfach weiter. Und ich drehe mich mit. Vielleicht ist es auch gut so, denn letztlich ist es das, was mich im Flow hält und dafür sorgt, daß ich aus meinen Löchern auch wieder herauskrabbele.
Heute ging nun vor allem die Jugendgerichtsverhandlung von vor ein paar Wochen weiter. Inzwischen weiß sogar schon die Mittlere, daß eine weiße Bluse Gerichtstermin bedeutet, ich trage die wohl zu selten im normalen Leben.
Ich bin wieder früh in der betreffenden Stadt und gönne mir noch vor dem Termin einen Latte macchiato in einem der zahlreichen neuen Cafés dort. Ich sitze draußen in der Sonne, es ist zwar noch etwas frisch, aber es gibt dort eine Decke, in die ich mich einmummeln kann. Herrlicher Tagesbeginn, das sollte man eigentlich immer so machen.
Nach mehreren Jahren Berufserfahrung fällt es mir inzwischen leicht, mich von der Privatperson in die offizielle Person zu verwandeln und mit strenger Miene auf meiner Seite des Gerichtssaals zu sitzen. Heute stehen zahlreiche Zeugen auf dem Programm. Wie fast immer bei Jugendgerichtsverhandlungen kommt die Vernehmung jugendlicher Zeugen einer Märchenstunde sehr nahe. Immerhin war heute zumindest nicht bei allen das Erinnerungsvermögen wie durch Zauberhand ausgelöscht, aber dafür haben wir eine Menge über die Beziehungen oder Nicht-Beziehungen der Kandidaten erfahren. Irgendwie läßt sich dann auch aus dem Ganzen eine einigermaße plausible Geschichte zusammenbasteln, woraufhin es der Angeklagte auf einmal vorzieht, ein Geständnis abzulegen. Das hätte er auch gerne schon beim letzten Mal tun können, dann hätten wir uns den heutigen Termin sparen können, so schön der Besuch vorher im Café auch war.
Also kann ich plädieren, und dann gibt es endlich eine Mittagspause, während sich das Gericht berät. Man merkt deutlich, daß der Vorsitzende Richter ein Mann ist, denn er verhandelt ohne Pause durch, während mein Magen schon deutlich knurrt. Ich beantrage übrigens eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Das kommt nicht so häufig vor, aber ich kann das trotzdem und dabei dem Angeklagten sogar in die Augen sehen, während ich ihm erzähle, daß ich unter anderen Umständen -wenn er nämlich ein Erwachsener wäre- mindestens das doppelte beantragt hätte.
Nach dem sehr eiligen und kärglichen Mittagessen gibt es das Urteil: 2 Jahre und 6 Monate, die Prognose für hinterher auch nicht gerade rosig, das hat sogar die Vertreterin vom Jugendamt erklärt, und die Damen sind normalerweise hoffnungslos optimistisch. Ich fahre noch kurz ins Büro, um die heutige Post zu erledigen, dann reicht es auch. Funktionieren tue ich jedenfalls, aber das hat wohl auch niemand anders erwartet ;-).
zerplatzt es wie Seifenblasen: Hoffnungen, Lebensträume, mal eben, ganz kurz vor dem Ziel, und dann sagt einem noch derjenige, der einem die Hoffnung gemacht hat, man solle es doch bitte nicht persönlich nehmen, na vielen Dank auch.
Und was macht man dann?
Laute Musik - done
auf´s Sofakissen einschlagen - done
wüste Rachepläne überlegt - done
Aber richtig besser wird es nicht...
...Anzeigenerstatter, Geschädigte, Denunzianten oder wer sonst noch meint, mich während meines Bereitschaftsdienstes mit irgendeinem Quatsch belästigen zu müssen: ich höre mir das geduldig alles an, spiele gerne die Telefonseelsorge für Euch, biete super Lösungsvorschläge an und bin auch bereit einen Kurs über psychologische Betreuung notorischer Nervensägen zu machen, um Euch noch besser beraten zu können.
Aber beachtet bitte eines: sollte ich schlecht gelaunt sein, so wie es heute der Fall war, solltet Ihr mich nicht am Telefon anpöbeln. Meine kampfsportgeschulte Stimme wird auf jeden Fall lauter als Eure sein und wenn auch einer der Abteilungsleiter meint, nicht mit Euch fertig zu werden (übrigens hat er eine Gehaltsstufe mehr...), ich werde es auf jeden Fall.
Haben wir uns verstanden? Danke! Dann bis zum nächsten Mal in freundlichem Tonfall...
Oder auch mittelschwerer Frust...das Wichtige scheint ganz knapp nichts geworden zu sein. So ein Sch...ich ärgere mich gerade so richtig!
...tue ich etwas wichtiges, von dem ich hier leider nicht sagen kann, was es ist. Aber wenn es weiter so heiß ist, könnte es mich ganz schön ins Schwitzen bringen, zumal auch noch in-Schale-werfen angesagt ist.
Daumen und Zuspruch werden jedenfalls gerne genommen ;-).
Nachdem es erst den Anschein hatte, daß der Sommer dieses Jahr völlig auf seine Existenz verzichten möchte, kommt er momentan um so geballter, und es ist gerade richtig heiß. Dennoch haben wir heute eine exklusive Bespaßung für Kind mittel unternommen und sind mit ihr zu den Karl-May-Festspielen gefahren. Exklusiv deshalb, weil Kind klein dafür noch zu klein ist, und Kind groß meint, sie wäre inzwischen zu groß für solche Amusements.
Einigen war die Hitze wohl tatsächlich zu viel, und das Rote Kreuz hatte eine Menge zu tun. Aber allein der Gesichtsausdruck der Mittleren war es schon wert, die das erste mal dort war und quasi die ganze Zeit mit geöffnetem Mund und weit aufgerisssenen Augen auf die Bühne starrte. Dazu stellte sie haufenweise Fragen und wollte unter anderem wissen, woher denn der (mitspielende abgerichtete) Adler wüßte, daß er auch mitspielen würde und ob es sich bei dem Bösewicht um Räuber Hotzenplotz handeln würde. Zwischendurch hat sie zwei Portionen Popcorn verdrückt und wirkte durchaus zufrieden.Nach zweieinhalb Stunden war ich dann aber auch ganz froh, aus der Wärme zu kommen. Vor den Toren wartete schon die Feuerwehr und bespritzte diejenigen, die es wollten, aus ihren Schläuchen mit Wasser. Ich fand es gut. Ein schöner Tag jedenfalls, jetzt kühle ich erstmal ein wenig ab.
Mit einem Tag Verspätung, aber gestern hatte ich keine Lust mehr...
Ich gönne es mir, ein wenig länger zu schlafen, immerhin bis halb sieben. Laufen schaffe ich leider nicht, aber dafür packe ich meinen Koffer, frühstücke in Ruhe, und dann geht es in die letzte Runde. Noch immer ist der erfrischend norddeutsche Professor da, dem man seinen Doktorvater (den ich im Studium auch genießen durfte) deutlich anmerkt, eine gewisse Arroganz ist ihnen gemeinsam, und sie sehen sich sogar relativ ähnlich, wenn ich recht überlege.
Schließlich ist es vorbei, wir essen noch Mittag, und dann geht es an die Rückfahrt. Fazit: es war eine interessante und schöne Woche, aber ich weiß auch wieder, weshalb ich die geballte Präsenz von Juristen sonst meide. BGH-Gurus, Anti-BGH-Gurus, ganz Schlaue, was wissen sie doch alle viel, da kommt man sich schon manchmal vor wie der letzte Provinzler, dafür aber auch wie jemand, in dessen Leben es noch andere Themen gibt...aber es hat Spaß gemacht, und ich habe mal eine Woche richtig von allem hier zuhause abgeschaltet.
Auf der Rückfahrt im Zug ist es wieder voll, und nach 5 Tagen Dauerbeschallung mit Recht gönne ich mir jetzt ein paar Stunden Beschallung mit Musik. Herrlich, schade, daß man nicht laut mitsingen kann, ohne dumm aufzufallen. Leider hat der IC Verspätung, so daß mir mein Anschlußzug in HH fast direkt vor der Nase wegfährt. Zum Glück geht es trotzdem einigermaßen zügig weiter, ein paar skurrile Gestalten laufen noch rum, und gegen 20 Uhr bin ich wieder zuhause, was den Kleinen veranlasst, sich bis etwa 22 Uhr nicht mehr von meinem Arm runterzubewegen. Und er hat mindestens 20 neue Wörter gelernt in diesen paar Tagen.
Jetzt erstmal Wochenende, heute ging es gleich mit einem Frühstück mit meiner Lieblingsschwägerin los, und ab Montag muß ich mich wohl so langsam mal wieder an den Büroalltag gewöhnen...
Langsam nähert sich hier alles dem Ende. Trotzdem stehe ich wieder um 6 Uhr auf, um zu laufen. Meine Beine tun noch ziemlich weh, und ich denke erst, daß es nichts wird, aber es klappt im Gegenteil hervorragend, und ich schaffe bestimmt zwei Drittel der Strecke. Herrlich, ich werde den See mit nachhause nehmen. Hinterher plaudere ich noch kurz mit einem Mit-Jogger, der mich immerhin nur zweimal überholt hat, und treffe auf Kollegin Mein-Gott-was-hab-ich-doch-viel-zu-tun, bin aber nicht sicher, ob sich mich auch erkennt. Wahrscheinlich hat sie schon die ersten Akten hinter sich. Morgen früh werde ich es vermutlich nicht schaffen, der Unterricht geht früher los, und ich muß auch noch Koffer packen. Schade eigentlich.
Als Referent ist heute morgen immer noch der gleiche Oberstaatsanwalt wie gestern nachmittag dran. Er ist schon recht lustig, aber zum Ende hin wird ihm bewußt, daß er seinen Stoff einfach nicht schafft, und dementsprechend redet er immer schneller. Mit leichtem Klingeln in den Ohren gehe ich zum Mittagessen. Hinterher kommt ein Professor, der sogar an der gleichen Uni studiert hat wie ich. Endlich jemand aus Norddeutschland, der ein angemessenes Redetempo einhält ;-). Spannend ist es auch noch, und es gibt pünktliche Pausen, was will man mehr? Er wird morgen auch den Abschluß machen.
Tja, und nun sitze ich hier und genieße den letzten freien Abend. Ich muß zugeben, daß ich mich so langsam daran gewöhne, nichts weiter zu tun zu haben, als mir was anzuhören und zwischendurch regelmäßige Mahlzeiten vorgesetzt zu bekommen. Vielleicht bleibe ich einfach noch ein bißchen...
I like to roam and to act a bit weird
I won't put off my plans, 'cause I live now and here
So search for me, when I fail to appear
And bring good news and a sixpack of beer.
Once in a while the road is steep and narrow winding
Once in a while I play the game not knowing what I'm really doin'
But when I listen to the sound to get my feet back on the ground
It's the sound that keeps me going another mile.
Tatsächlich gelingt es mir wieder, mich um 6 Uhr aus dem Bett zu erheben und um den See zu laufen. Diesmal schaffe ich schon fast die Hälfte der Strecke. Wenn der Lehrgang noch ein paar Wochen dauern würde, würde ich auch die ganze Runde laufenderweise hinbekommen. Aber bis Freitag wird das wohl eher nichts. Aber es ist trotzdem wunderschön so früh morgens im Wald.
Beim Frühstück begegne ich schon dem heutigen Referenten, der zugegebenermaßen einen erfreulichen Anblick bietet und berichtet, daß er sich schon immer hobbymäßig mit der strafbefreienden Selbstanzeige beschäftigt hat. Äh ja, nun gut, aber sein Vortrag ist tatsächlich der bisher beste. Da klappt sogar das Zeitmanagement, und ich lasse mich sogar hinreißen, einen Fall zu lösen. Natürlich richtig, gelernt ist eben gelernt ;-). Zwischendurch nutze ich noch die Gelegenheit, mir durch das Öffnen einer Flasche Mineralwasser ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Wer hat die bitteschön vorher geschüttelt?
Nach der heute nur kurzen Mittagspause geht es mit einem neuen Referenten weiter, der über Insolvenzstrafrecht berichtet, ohnehin nicht mein Lieblingsgebiet. Es ist allerdings durchaus einigermaßen kurzweilig, er kann ganz gut reden. Aber auch er schafft es nicht, sich an die vorgegebenen Zeiten zu halten und redet wie ein Buch, so daß ich mich schließlich gezwungen sehe, ihn durch sehr demonstratives Betrachten meiner Uhr an die Pause zu erinnern. Kollege von-Schön -heute übrigens ganz lässig in Jeans- kommentiert dies mit den Worten "Das war aber deutlich", wobei ich bis jetzt nicht ganz sicher bin, ob das ein Kompliment war oder nicht gg. Den ersten Schwund bei den Zuhörern gibt es heute auch...
Nach Ende der Veranstaltung esse ich kurz zu Abend und mache ich mich dann auf den Weg an den See, um wenigstens mal meine Füße ins Wasser zu halten. Ich begegne zahlreichen halbnackten jungen Männern, die jeweils zu viert eine Kiste mit Bier transportieren. Ihre Aufgabe scheint nicht nur zu sein, für den Transport der Kiste zu sorgen, sondern auch die darin befindlichen Flaschen zu leeren. Einige schummeln übrigens, indem sie den Inhalt der Flaschen ins Gebüsch gießen. Aber gut, es gibt jedenfalls schlimmere Anblicke.
Im Wasser ist es wundervoll, und ich bedaure, keine Badesachen mitgenommen zu haben. Ich gehe barfuß zurück, was mir einige erstaunte Blicke einbringt. Ein wenig pieksig ist es auch, aber das macht nichts.
Obwohl der Kurs erst um 9 Uhr beginnt, stehe ich um 6 (in Worten: sechs!) Uhr auf und laufe eine Runde um den hier ansässigen See. Meine Kondition war schon besser, und der See ist größer, als ich ich gedacht hätte, aber ich schaffe es trotzdem in einer angemessenen Zeit und bin pünktlich zum Frühstück wieder hier. Ich gönne mir zur Belohnung ein großes Müsli.
Um 9 geht es dann los, und einer nach dem anderen trudelt im Kursraum ein. Die Referenten sind zunächst die selben wie gestern. Viel langsamer reden sie immer noch nicht, überziehen ständig und liefern sich zwischendurch noch eigene juristische Streitgespräche. Neben mir wieder Kollege von-Schön, der aber weitgehend friedfertig damit beschäftigt ist, seinem Titel gerecht zu werden. Anders jedoch Frau Vorsitzende Richterin am Landgericht Dr. Ich-bin-wichtig-und-weiß-ganz-viel, die etliche Fragen an die Referenten stellt und mit den Antworten jeweils offensichtlich unzufrieden ist. Frau Vorsitzende Richterin am Landgericht Mein-Gott-ich-habe-so-viel-zu-tun hat da eine andere Taktik: sie kommentiert jeweils halblaut die Statements der Referenten, so daß bald jeder über ihren umfassenden Wissensstand informiert ist. Und dann ist da noch Staatsanwalt Was-bin-ich-genau, der viele kleine Fälle aus seiner praktischen Arbeit zum besten gibt, an denen man sehen kann, wie gut er sie doch alle löst.
In den Pausen stelle ich fest, daß es hier einen Kaffeeautomaten mit großartigem Cappuccino gibt. Auch das Mittagessen ist sehr gut, und hinterher haben wir immerhin eine längere Mittagspause. Danach kommt ein neuer Referent. Was der andere zu schnell geredet hat, redet er zu langsam, leiert vor sich hin und ergeht sich in unendlich vielen Beispielen. Auch er überzieht, diesmal liegt es wohl am mangelnden Tempo. Ich wundere mich ehrlich gesagt, daß hier keiner das Zeitmanagement beherrscht. Meine Studis würden einfach den Raum verlassen, wenn ich nicht aufhören würde zu reden (beliebt ist es auch, Schilder mit dem Wort "Pause" drauf hochzuhalten gg). Ich dachte, das wären alle Profis, die schon häufiger solche Kurse gegeben haben.
Nun ja, morgen geht es weiter. ich werde jetzt weiter an dem Vortrag arbeiten, den ich nächste Woche halten soll und bei dem ich mich peinlich genau an die Zeitvorgabe halten werde...
Ich sitze um 6.20 Uhr im Zug, ganz schön früh. Eigentlich wäre ich heute zumindest lieber zuhause, um an Adrians Geburtstag wenigstens auf den Friedhof zu gehen, aber alles kann man eben nicht haben...ich war zum Glück schon gestern dort. Nun stehe ich also am Bahnhof und stelle fest, daß sowohl der Koffer, den ich der Mittleren geschenkt habe, als auch meine neue Fan-Handtasche zum Verreisen bestens geeignet sind, weil beide ein schier unglaubliches Fassungsvermögen haben. Noch am Bahnhof treffe ich meinen Kollegen, der auch zu der Fortbildung fährt, und man merkt einen deutlichen Unterschied zwischen Mann und Frau. Während ich mit einem großen Koffer und ein paar Brötchen bewaffnet bin, hat er nur eine kleine Reisetasche und als einzige Sorge, daß es noch keine Zigaretten zu kaufen gibt. Als Gemeinsamkeit haben wir immerhin beide einen Becher Kaffee in der Hand. Wir sitzen allerdings nicht zusammen, worüber ich nicht so unglücklich bin, denn so nett er auch ist, wüßte ich doch nicht, worüber ich mich mit ihm 6 Stunden lang unterhalten sollte.
In Hamburg erwische ich gerade noch den ICE, ich habe die Umsteigezeiten diesmal ziemlich knapp kalkuliert, liegt wahrscheinlich daran, daß ich ohne Kinder unterwegs bin. Es ist voll und eng, und ich stelle fest, daß man in der ersten Klasse wirklich besser aufgehoben ist. Aber ich komme dennoch ohne Probleme an dem Ort an, an den ich will, viel mehr als den Bahnhof und ein Schloß direkt gegenüber scheint es allerdings nicht zu geben. Unglaubliche Hitze schlägt mir entgegen. Während mein Kollege, den ich hier wiedertreffe, noch einen Geldautomaten suchen will, tue ich mich mit zwei anderen Leuten zusammen, um uns ein Taxi zur Bundesfinanzakademie zu suchen. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß alle, die hier ausgestiegen sind, dorthin wollen. Viel mehr scheint es hier auch wirklich nicht zu geben, auch die Taxifahrerin fragt sofort, ob es dorthin gehen soll.
Die Bundesfinanzakademie (allein diesen Namen muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) entpuppt sich als moderner Bau mit richtig guten Zimmern. Wir bekommen zur Begrüßung ein wichtig aussehendes Namensschild und eine W-Lan-Kennung für das Zimmer, sehr praktisch. Ich trinke noch einen Cappuccino im Garten, wo ich den ersten meiner Kollegen kennenlerne, Staatsanwalt "von Schön" mit einem unsäglichen badischen Akzent. Dann geht es in den Kursraum. Kollege von Schön sitzt auf der einen Seite neben mir, auf der anderen Seite eine Oberstaatsanwältin von gar nicht so weit weg. Anhand der ausliegenden Teilnehmerliste und den Namensschildern stelle ich fest, daß ich die nächste Besoldungsstufe niemals im Leben erreichen werde, weil ich einfach nicht der Frauentyp dafür bin. Zumindest meine Haare müßte ich dafür noch um mindestens 20cm kürzen, und das liegt nicht in meiner Absicht. Also nichts mit Beförderung...
Dann geht der Kurs los -übrigens eine Fortbildung im Wirtschafts- und Steuerstrafrecht für Richter und Staatsanwälte-, es referieren zwei wissenschaftliche Mitarbeiter des Bundesgerichtshof, ein Mann und eine Frau. Jegliche Grundsätze der Pädagogik mißachtend, reden sie, insbesondere er, durchgängig ohne Punkt und Komma. Ich bin wohl schon zu norddeutsch, denn mir war nicht bewußt, daß ein Mann in der Lage sein kann, so viel und so schnell zu reden. Aber gut, daß Thema ist immerhin interessant. Netterweise ist es dann mein Handy, das mittendrin klingelt, weil ich vergessen habe, es auf stumm zu schalten. Aber so kommen wenigstens alle in den Genuß meines neuen wunderschönen Klingeltones. So langsam habe ich außerdem fürchterlichen Hunger, da ich meine mitgebrachten Brötchen im Zug nicht gegessen, sondern entsorgt habe (die waren irgendwie eklig...) und mich somit bislang nur von zwei Kaffee und zwei RitterSport mini ernährt habe.
Aber irgendwann geht auch der längste Vortrag zu Ende. Es gibt -sehr gutes- Abendessen, wir sitzen noch ein wenig zusammen, und nun nutze ich den unglaublichen Luxus des W-Lans und blogge. Ist es nicht schön?
Es gibt sicherlich vieles, das ich in meinem Leben schon vergessen habe und noch vergessen werde. Aber diese drei Tage vor 6 Jahren, in denen ich im Krankenhaus lag und meinen toten Sohn zur Welt gebracht habe, werden bestimmt niemals dazu gehören. Ich weiß noch immer jede Einzelheit dieser vielen Stunden.
Und nun ist morgen schon sein 6. Geburtstag...
There´s so much that I could have shown you
So many things left undone...
And so I feel so alone
I needed you here
And now you are gone.
Happy Birthday, lieber Adrian!!!!
Manchmal kommt man zu einer Gerichtsverhandlung wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Gerade bin ich erfolgreich die eine für heute losgeworden, erkrankt ein Kollege, und ich erkläre mich bereit, für ihn einzuspringen. Immerhin habe ich ja eh gedacht, daß ich heute unterwegs sein werde.
Interessant ist, daß diese Verhandlung in der Stadt stattfindet, in der ich immerhin fast 6 Jahre als Rechtsanwältin gearbeitet habe, bevor es mich auf die andere Seite verschlagen hat. In der ganzen Zeit seitdem bin ich noch nicht einmal dort zu einem Gerichtstermin gewesen, keine Ahnung ob das Zufall war. Ich bin jedenfalls früh dort und habe noch Zeit für einen Kaffee und einen kleinen Spaziergang. Es ist erstaunlich, was sich alles verändert hat in den paar Jahren. Passenderweise geht mir gerade die Zeile eines Liedes durch den Kopf:
Sometimes I return to the places in my past
Did you know nothing did last.
So ist es wirklich, es sieht alles anders aus, sogar die Gerichtssäle sind renoviert und verändert. Zeit jedenfalls, in meine Rolle zu schlüpfen, erstaunlich was so eine Robe alles ausmachen kann. Angeklagt ist ein junger Mann, der im November erst aus der Haft entlassen worden ist und seit März schon wieder in Untersuchungshaft sitzt. Sein Werdegang traurig wie meistens in solchen Fällen.
Sein Unrechtsbewußtsein ist aber ehrlich gesagt auch traurig. Er erzählt frisch und frei von seinen Taten, einige bestreitet er, die meisten räumt er ein. Er scheint kein rechtes Problem damit zu haben, daß er Straftaten begeht. Immerhin sieht er ein, daß er ein Drogenproblem hat, meint aber auch unbefangen zur Mitarbeiterin des Jugendamtes, daß ihn momentan nur die Untersuchungshaft daran hindert, welche zu nehmen, ansonsten würde er sofort wieder anfangen. Etliche Hilfsangebote der Ämter wurden nicht angenommen, auf der anderen Seite wünscht er sich Beruf und Familie. Ob sich der Wunsch je erfüllen wird?
Wir schaffen es heute nicht zu einem Ende, sondern vertagen uns, weil noch Zeugen gehört werden müssen. Aber wie immer nach Jugendgerichtsverhandlungen bin ich ein wenig frustriert, weil ich das Gefühl habe, daß von diesen Jugendlichen so vielen geholfen werden könnten, wenn man nur früh genug eingreifen würde und wenn es mehr Möglichkeiten für sie geben würde. Und ich stelle an solchen Tagen fest, wie unglaublich privilegiert meine Kinder doch aufwachsen können, nicht nur materiell, sondern auch vor allem mit einer Familie, in der man füreinander da ist.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit meines beruflichen Lebens ich schon damit zugebracht habe, auf Gerichtsfluren zu sitzen und zu warten, aber es müssen viele, viele Stunden gewesen sein. Warten darauf, daß es losgeht, warten darauf, daß es weitergeht. Schnell noch ein Cappuccino, ein letzter Blick in die Akten, ein letztes Gespräch mit Vertretern von Finanzamt oder Zoll oder wer auch immer gerade dabei ist, oft genug aber auch ganz alleine.
Manchmal muß ich noch irgendwen treffen und hoffe, daß ich ihn überhaupt erkenne. Fast immer fragen sich die die ebenfalls wartenden Leute, wer ich denn sein mag, offiziell aussehend und offensichtlich wissend, wo ich hinwill, aber doch nicht so recht einzuordnen. Oft genug enden die Gespräche, wenn ich komme, und die Angeklagten werden von ihren Verteidigern von mir weggezerrt, damit ich ihre Strategie nicht belauschen kann. Die Verteidiger jedenfalls erkennen mich meistens, ein weißer Kragen spricht in unserem Metier eben Bände. Von Zeit zu Zeit werde ich von Zeugen angesprochen, die ja sehr häufig auch Geschädigte sind, und wissen möchten, wie es nun weitergeht. Aber meistens bin ich tatsächlich alleine und warte vor mich hin, in dieser seltsamen Position, nicht als Richter, der die "Hoheit" dort hat, aber auch nicht als jemand, der von außen kommt.
So auch heute wieder, und dann ist die Angeklagte unentschuldigt nicht erschienen. Das ist ärgerlich, wenn man bedenkt, was dort alles in die Wege geleitet wurde: Richter, zwei Schöffen, eine Protokollkraft, zwei Zeugen, ein Verteidiger und ich sind alle gekommen, nur sie hatte es nicht nötig. Nun ja, beim nächsten Mal wird sie dann eben von der Polizei vorgeführt werden. Aber ganz ehrlich: heute war ich gar nicht so unglücklich darüber, denn in dem Gerichtssaal war es derart stickig, daß ich in meine Robe gehüllt schon wieder befürchtete, stundenlang dort in der Hitze ausharren zu müssen...;-)
ist Frau Spock erschöpft, aber glücklich!
Wie schön, wenn man einfach mal so eben zu einem (supertollen) Konzert nach Hannover fahren kann.
Und wie blöd, wenn einem dann vor dem Konzert genau der Sänger, den man toll findet, vor die Füße läuft, und man nicht in der Lage ist, mehr als ein mondkalbmäßiges Grinsen herauszubringen und er dann auch schon wieder weg ist. Das muß ich wohl noch üben ;-).
Und sie ist einfach nur schön!!!! Ich bekomme sogar noch ein paar Töne hat nach all den Jahren. Nach zehn Minuten spielen, ist mein Lungenvolumen übrigens schon mindestens um 10% gestiegen, da muß man wirklich ganz schön reinpusten. Mal schauen, ob ich es wieder hinbekomme.