Der Montag fing schon gleich spannend an. Ich wollte mich gerade auf den Weg zu meiner Verhandlung machen, als das Telefon klingelte, und die Polizei mir mitteilte, daß einer meiner Spezialisten bei ihnen im Gewahrsam säße und sie gerne einen Haftbefehl hätten. Da konnte ich natürlich nicht so recht behilflich sein und habe den Herrn erstmal an den Bereitschaftsstaatsanwalt verwiesen.
Dann bin ich zu meiner Sitzung gesaust, mein Abteilungsleiter erschien kurz danach ebenfalls im Gerichtssaal. Die Verhandlung war nicht weiter aufregend, das sind Berufungssachen ohnehin selten, und ich habe zum Schluß ein schönes Plädoyer gehalten, das ich mit einem ausgeklügelten Bandwurmsatz beenden wollte, dessen letztes Wort mir dann leider nicht mehr einfiel. Vielleicht sind kürzere Sätze doch ratsamer. Aber das ganze endete jedenfalls weitgehend mit dem, was ich auch beantragt habe. Heute eröffnete mein Abteilungsleiter mir dann, daß das auch alles in Ordnung gewesen wäre und er nichts zu meckern hätte, er hätte sich nur gewundert, weshalb ich so lange plädiert hätte gg. Na ja, nun habe ich das also auch hinter mich gebracht und hoffe auf baldiges Zeichnungsrecht.
Nach dem Mittagessen habe ich den Bereitschaftsstaatsanwalt angerufen, um nachzufragen, was aus der Haftsache geworden ist. Es stellte sich dann heraus, daß letztlich noch gar nichts daraus geworden war, der gute Mann immer noch im Gewahrsam saß, die Polizei noch die Akte hatte und an einen Haftbefehlsantrag bisher nicht zu denken war. Und das alles kurz vor meinem Feierabend, die Schließzeiten von Hort und Krippe vor meinem geistigen Auge. Zum Glück ist mein Abteilungsleiter eingesprungen und hat übernommen, nachdem ich noch zig Telefonate mit Gericht und Polizei geführt habe.
Aber heute morgen ging es dann weiter. Der Haftbefehlsantrag war inzwischen fertig, aber wir brauchten dringend einen Termin zur Vorführung beim Haftrichter, also wieder wie verrückt telefoniert. Zwischendurch besuchte mich dann noch der Polizeibeamte, der das alles in die Wege geleitet hatte, von dem hatte ich inzwischen sogar schon die private Handy-Nr. Mittags war dann die Vorführung beim Haftrichter, der Haftbefehl wurde erlassen, und der Kandidat konnte endlich nach Neumünster gebracht werden, wo hoffentlich seine Entzugserscheinungen angemessen behandelt wurden. Erwähnenswert ist vielleicht noch, daß ich, während ich das alles in die Wege geleitet habe, auch noch zahlreiche Akten bearbeitet und noch mehr Telefonate geführt habe. Heute schien es die gesamte Kieler Polizei auf mich abgesehen zu haben. Erstaunlich, wie so vieles gleichzeitig funktioniert und auch noch leicht von der Hand geht. Adrenalin ist schon eine tolle Sache.
Last Christmas und Happy New Year
vor 7 Jahren
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