Donnerstag, 26. März 2009

Endlich weiß ich, was eine Q-Sache ist

Die ganzen letzten Wochen habe ich mich schon gefragt, was eine solche Q-Sache wohl sein kann. Ich hatte es schon öfter im Geschäftsverteilungsplan gelesen, wollte ich mich vor den anderen aber auch nicht als so unwissend outen und habe darum nicht nachgefragt. Heute habe ich nun selbst eine Sonderzuständigkeit für eine Q-Sache bekommen, wenn sich das nicht wichtig anhört. Es heißt, daß ich einen bestimmten Kandidaten zugewiesen bekommen habe, der immerzu wie verrückt Strafanzeigen stellt, die völlig blödsinnig sind. Eine Q-Sache eben, Querulanten-Sache gg.

Heute morgen wurde ich zum Gespräch bei meinem Abteilungsleiter gebeten, und er eröffnete mir, daß ich ab nächsten Mittwoch das kleine Zeichnungsrecht bekommen würde, sofern der Leitende Oberstaatsanwalt zustimmt, was aber wohl nur eine Formsache ist. Ich freue mich sehr, da haben die ganzen Wäschekörbe wohl doch genützt. Wir haben uns dann noch ein wenig allgemein unterhalten, und er ist insgesamt wohl recht zufrieden, meinte, ich könnte noch ein wenig gründlicher werden, aber noch wichtiger wäre es, daß man praktisch ist und Sachen vom Tisch bekommt, und das bin ich wohl. Er meinte. es wäre keineswegs ein Selbstgänger, daß man nach drei Monaten das Zeichnungsrecht bekommt, manche müssen auch länger warten, und es wäre mit die größte Hürde überhaupt. Ab Mittwoch muß ich dann nur noch vorlegen, wenn ich ein Verfahren einstellen will, alles andere nicht mehr, das ist doch wirklich eine Erleichterung. Zum Schluß stellte er noch fest, daß ich doch ganz gut in die Staatsanwaltschaft passen würde, eine frische und offene Art hätte und ja offensichtlich nicht irgendwie kauzig veranlagt wäre. Ich könnte mich vor Lachen über diese Formulierung immer noch wegschmeißen. Er wollte auch noch wissen, wann ich meine Stunden denn aufstocken würde, aber dazu sehe ich mich im Moment überhaupt nicht veranlaßt. Es ist viel zu schön, drei Tage lang Wochenende zu haben.

Ansonsten bin ich ganz froh, daß für mich schon Wochenende ist, denn diese Woche habe ich wie irre gearbeitet. Das lag sicherlich auch daran, daß Frank Urlaub hatte und ich länger bleiben konnte. Neben dem Haftsachen-Streß am Montag habe ich etliche Anklagen geschrieben und ziemlich viele Fälle erledigt, Gerichtsverhandlung war ja auch, und ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so viel telefoniert wie in den letzten Tagen. Heute mußte ich dann schon wieder zum Amtsgericht zu einer Vorführung, weil der nächste meiner Kandidaten verhaftet werden sollte. Nicht, daß unsere Stadt bald leergefegt ist. Zum Glück sind das alles harmlose Fälle, denn ich muß die ja so schnell wie möglich anklagen. Aber jetzt genieße ich erstmal besagtes Wochenende, bald wird es bestimmt auch mit den Bereitschaftsdiensten und solchen Dingen losgehen. Aber spannend war die Woche auf jeden Fall.

Zuhause machen uns gerade die Skalare ein wenig Kummer. Nachdem sie ja neulich gemeinerweise die Neons angeknabbert haben, sind jetzt zwei von ihnen kurz hintereinander gestorben. Die Große war ziemlich traurig, hat sie dann aber mit entsprechendem Blumenschmuck beerdigt. Ich wage nicht daran zu denken, was passiert, wenn man eines der Meerschweinchen nicht mehr ist. Wünschen wir ihnen ein langes Leben.

Dienstag, 24. März 2009

Diese Woche tobt das Leben

Der Montag fing schon gleich spannend an. Ich wollte mich gerade auf den Weg zu meiner Verhandlung machen, als das Telefon klingelte, und die Polizei mir mitteilte, daß einer meiner Spezialisten bei ihnen im Gewahrsam säße und sie gerne einen Haftbefehl hätten. Da konnte ich natürlich nicht so recht behilflich sein und habe den Herrn erstmal an den Bereitschaftsstaatsanwalt verwiesen.

Dann bin ich zu meiner Sitzung gesaust, mein Abteilungsleiter erschien kurz danach ebenfalls im Gerichtssaal. Die Verhandlung war nicht weiter aufregend, das sind Berufungssachen ohnehin selten, und ich habe zum Schluß ein schönes Plädoyer gehalten, das ich mit einem ausgeklügelten Bandwurmsatz beenden wollte, dessen letztes Wort mir dann leider nicht mehr einfiel. Vielleicht sind kürzere Sätze doch ratsamer. Aber das ganze endete jedenfalls weitgehend mit dem, was ich auch beantragt habe. Heute eröffnete mein Abteilungsleiter mir dann, daß das auch alles in Ordnung gewesen wäre und er nichts zu meckern hätte, er hätte sich nur gewundert, weshalb ich so lange plädiert hätte gg. Na ja, nun habe ich das also auch hinter mich gebracht und hoffe auf baldiges Zeichnungsrecht.

Nach dem Mittagessen habe ich den Bereitschaftsstaatsanwalt angerufen, um nachzufragen, was aus der Haftsache geworden ist. Es stellte sich dann heraus, daß letztlich noch gar nichts daraus geworden war, der gute Mann immer noch im Gewahrsam saß, die Polizei noch die Akte hatte und an einen Haftbefehlsantrag bisher nicht zu denken war. Und das alles kurz vor meinem Feierabend, die Schließzeiten von Hort und Krippe vor meinem geistigen Auge. Zum Glück ist mein Abteilungsleiter eingesprungen und hat übernommen, nachdem ich noch zig Telefonate mit Gericht und Polizei geführt habe.

Aber heute morgen ging es dann weiter. Der Haftbefehlsantrag war inzwischen fertig, aber wir brauchten dringend einen Termin zur Vorführung beim Haftrichter, also wieder wie verrückt telefoniert. Zwischendurch besuchte mich dann noch der Polizeibeamte, der das alles in die Wege geleitet hatte, von dem hatte ich inzwischen sogar schon die private Handy-Nr. Mittags war dann die Vorführung beim Haftrichter, der Haftbefehl wurde erlassen, und der Kandidat konnte endlich nach Neumünster gebracht werden, wo hoffentlich seine Entzugserscheinungen angemessen behandelt wurden. Erwähnenswert ist vielleicht noch, daß ich, während ich das alles in die Wege geleitet habe, auch noch zahlreiche Akten bearbeitet und noch mehr Telefonate geführt habe. Heute schien es die gesamte Kieler Polizei auf mich abgesehen zu haben. Erstaunlich, wie so vieles gleichzeitig funktioniert und auch noch leicht von der Hand geht. Adrenalin ist schon eine tolle Sache.

Freitag, 20. März 2009

Freitag

Freitag ist nicht nur der Tag, an dem ich nicht arbeite, es ist auch der Tag, an dem ich meistens auf den Friedhof gehe, insbesondere wenn das Wetter so schön ist wie heute. Dort blüht jetzt schon vieles, und bei Adrian sprießen die Osterglocken. Bald wird es ein gelbes Meer beim ihm sein und kurz danach eines in lila, wenn die Vergißmeinnicht blühen. Und ich bin heute aufgewühlt.

Seit Anfang des Jahres sind allein vier neue Grüber hinzugekommen, es ist schrecklich. Ich kenne die Geschichten nicht, aber ich kann mir vorstellen, wie es den Eltern jetzt geht.

Manchmal frage ich mich, ob ich irgendwann nicht mehr das Gefühl haben werde, mit Adrian einen Teil meines Herzens und meiner Seele verloren zu haben. Aber wahrscheinlich wird es nie vorbei sein. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich ihn nicht vor mir sehe: dieses winzige weiche, aber leblose Baby in meinen Armen, mein kleiner, unglaublich süßer Sohn, der bei uns so willkommen, so erwünscht war. Alles an ihm war perfekt, und noch immer erscheint mir das alles einfach nur sinnlos. Wie soll man es verstehen? Wie soll man jemals eine Antwort auf dieses "Warum" finden?

Dienstag, 17. März 2009

Mein Leben ist zweigeteilt

Heute wurde mir plötzlich deutlich, wie unterschiedlich diese zwei Teile meines Lebens doch sind. Bis heute am frühen Nachmittag habe ich im Büro gesessen. Ich hatte einen Poliszisten zu Besuch und habe dann hinterher einen Antrag auf Erlaß eines Haftbefehls gebastelt, der morgen noch seinen Endschliff bekommen wird. Ich habe meinen Gegenzeichner wieder mit einem Wäschekorb voller Akten erfreut, den ich mir heute aber von den Wachtmeistern habe hochschleppen lassen. Dabei habe ich erfahren, daß er nächsten Montag mit zu einer Sitzung von mir kommt, um zuzuhören, so langsam scheint das alles Form anzunehmen. Zwischendurch habe ich natürlich noch allerlei Akten weggearbeitet und mit zwei Anwälten telefoniert, von denen mir einer unterschwellig mit irgendwas gedroht hat, wenn ich nicht gegen eine von ihm gewünschte Person ermittele. Ich denke, er meinte eine Dienstaufsichtsbeschwerde und war nur mäßig beeindruckt. Das Ermittlungsverfahren gegen den anderen hätte ich wohl ohnehin eingeleitet gg. Der andere Anwalt hingegen versicherte mir, daß ich die erste wäre, von der er mal eine vernünftige Auskunft bekommen hätte. So unterschiedlich kann es werden. Vielleicht ist nicht zu verstehen, weshalb ich an so etwas Spaß habe, aber den habe ich, sehr viel sogar.

Eine Stunde später sitze ich dann hier auf der Treppe mit einem Kleinkind auf dem Schoß und singe "Der Kuckuck und der Esel", zur Zeit das Lieblingslied der Kleinen. Vorher habe ich schon einen Trotzanfall in der Krippe überstanden, der hervorgerufen wurde, weil ich ihr einfach so den Schal und die Mütze abnehmen wollte (und dann auch noch den Schneeanzug ausziehen, aber das kam erst später dran). Nachdem ich das alles hinbekommen und auch noch ein wenig Nahrung in sie hineingebracht habe, haben wir die Große von der Schule abgeholt und sind mit ihr zum Klavierunterricht gefahren. Wieder zuhause hieß es dann auch schon Abendprogramm: Kind groß in die Wanne, Kind klein wollte erstaunlicherweise nichts essen, aber zumindest gerne Zähne putzen, allerlei Bücher anschauen und dann auch bald ins Bett gehen. Während Kind groß vor dem Fernseher Kika sehen durfte, wollte ich meinen Nacken mit einem Kirschkernkissen entspannen, das ich erst einmal in der Mikrowelle abgefackelt habe. Es riecht immer ncoh ein wenig streng nach verkokelten Kirschkernen im Haus. Dann das Gute-Nacht-Kapitel aus dem Buch der Großen, und jetzt kehrt hier so langsam Ruhe ein.

Es ist doch erstaunlich, wie unterschiedlich die Teile eines Lebens sein können. Aber ich möchte nicht einen davon missen, nur so bin ich ganz.

Montag, 16. März 2009

Ich wundere mich immer wieder

über einige Jugendliche oder junge Erwachsene. Sie können kaum ihren Namen schreiben geschweige denn, daß sie einen Schulabschluß haben, aber sie kennen die Namen sämtlicher Drogensubstitute, die so auf dem Markt sind und werfen in diesem Bereich mit Fremdwörtern nur so um sich. Wer kennt schon den Begriff "polytox"? Ich muß sagen, daß ich ihn bisher nicht kannte, aber mein Beruf bringt es ja mit sich, daß man sich in allen Lebensbereichen weiterbildet, so auch in der heutigen Gerichtsverhandlung. Ich war ein wenig erschrocken, als der Angeklagte berichtete, daß er bereits mit acht Jahren das erste Mal gekifft habe. So alt ist die Große schließlich auch gerade, und ich habe nicht den Eindruck, daß sie demnächst mit so etwas anfangen wird. Einige Menschen beneide ich wirklich nicht um ihre Kindheit.

Der andere Fall war auch interessant. In der ersten Instanz hatte es einen Freispruch gegeben, die Staatsanwaltschaft hatte Berufung eingelegt, weil die Belastungszeugen angeblich nicht ausreichend gewürdigt worden waren. Heute sagten alle noch einmal aus, und wir hatten einen klassischen Patt: zwei Zeugen entlasteten, zwei belasteten. Ich fand es sehr schwierig, mich für eine Seite zu entscheiden und habe tatsächlich das Gericht vor dem Plädoyer um eine Unterbrechung gebeten, was sonst unüblich ist. Letztlich habe ich dann den Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" berücksichtigt und die Berufung zurückgenommen. Bei den Belastungszeugen gab es auch noch einige Widersprüche in ihren Aussagen untereinander, so ganz überzeugend kamen sie nicht rüber. Der Richter erklärte mir später, daß er den Angeklagten wohl auch sonst frei gesprochen hätte. Nun hoffe ich ja nur, daß ich nicht bald den Ruf der zu milden Staatsanwältin bekomme gg.

Nachmittags habe ich dann meine frisch korrigierten Klausuren in Altenholz abgeliefert, heute war auch Abgabetermin, aber besser knapp als gar nicht. Bis auf einen haben alle bestanden, also bin ich ganz zufrieden. Ich habe außerdem erfahren, daß ich wohl zum Sommer wieder eine Lehrgruppe bekommen soll, da freue ich mich natürlich. Ich hoffe ein wenig, daß ich die Lehrgruppe von letztem Jahr wiederbekomme, mit denen hat es viel Spaß gemacht.

Am Sonnabend war ich in Raisdorf an der FH und habe einen Block "Einführung in das Recht" gegeben. Das ist ein komisches Fach, von allem ein bißchen, aber nichts so richtig, und dann soll ich auch noch eine Klausur dazu stellen. Dafür ist mir bisher noch nicht so recht was eingefallen. Im Sommer kommt dann der nächste Block "Einführung in das Recht II", klingt eigentlich nicht so richtig vielversprechend gg.

Im Garten haben wir auch einiges gemacht, insbesondere jede Menge alter Blätter weggeharkt und alte Pflanzen runtergeschnitten. Das Hochbeet ist wieder aufgefüllt und wartet auf die Pflanzen, die jetzt angezogen werden. Außerdem haben wir nun eine Sandkiste, und die Kleine hat sofort darin gesessen und gebuddelt, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. Ob Kinder ein Buddel-Gen haben? Ich glaube es fast.

Diese Woche wird sicherlich anstrengend. Nachdem ich heute soviel Zeit bei der Sitzung "vertrödelt" habe, bin ich mit meinen Akten natürlich etwas im Verzug. Ich muß auch schon wieder so viele besprechen, das dauert auch. Gerade habe ich mir außerdem mein zugewiesenes "Sonderverfahren" durchgelesen. So richtig problematisch scheint es eigentlich nicht zu sein, und mir ist nicht ganz klar, weshalb der eigentlich zuständige Staatsanwalt das nicht anklagen konnte. Aber gut, ich mache auch das, bleibt mir ja eh nichts anderes übrig gg.

Donnerstag, 12. März 2009

Wie man mit einem Lachs verreist,

eine Feier mit Kleinkind vorbereitet oder ein versumpftes Dezernat auf Vordermann bringt.

Ersteres stelle ich mir verhältnismäßig einfach vor. Das zweite ist beinahe unmöglich zu bewältigen. Wir haben am Sonnabend wirklich nur wenige Gäste erwartet, aber es war praktisch unmöglich, die Vorbereitungen zu treffen, weil uns die ganze Zeit ein nölendes Kleinkind am Bein hing. Ich war selten so dankbar für ihren Mittagsschlaf. Eine Viertelstunde, bevor alle kommen sollten, waren wir so gerade fertig, und ich habe es immerhin noch geschafft, mich aus meinen reichlich beschmierten und angeheulten Klamotten zu schälen und was frisches anzuziehen. Kaum klingelte es, da änderte sich die Laune der Kleinen von 0 auf 100, und sie war total gut drauf und freute sich riesig über den Besuch, gab den ganzen Abend den Clown und war insgesamt bis zum Schlafengehen ein außerordentlich entzückendes Kind. Verstehe einer die Kinder ;-). Es war übrigens eine sehr nette Feier, und fast alle haben ganz brav Franks Sushi gegessen und auch meine Fleischtaschen, wenn sie auch nicht so wollten, wie ich mir das vorgestellt hatte (also die Taschen). Nächstes Mal nehme ich lieber ein erprobtes Rezept, wenn ich schon unter erschwerten Bedingungen (= heulendes Kleinkind am Bein) arbeiten muß.

Die Sache mit dem versumpften Dezernat ist so mittelmäßig einfach und immerhin mit viel Arbeit zu bewältigen. Diese Woche habe ich wie verrückt geschuftet und die Akten mal wieder wäschekörbeweise zu meinen Gegenzeichnern transferiert. Aber ich glaube, das ist eine ganz gute Möglichkeit, um schnell ans Zeichnungsrecht zu kommen, denn sie hatten eigentlich beide keine Zeit, um das alles abzuarbeiten ;-). Das werde ich so weitermachen, aber ich denke, in drei Wochen wird es ohnehin damit losgehen. Jedenfalls habe ich fast alle meine "Haßakten" weggeschafft, eine ist nur noch übrig, daneben den üblichen Kleinkram und außerdem eine große Anklage beim Landgericht, die ich heute mit großer Befriedigung in den Postausgang gegeben habe.

Es wird aber nicht viel weniger. Montag habe ich bestimmt eine längere Sitzung beim Landgericht, drei Termine das wird ein wenig dauern. Dazu habe ich heute schon meine "Sonderzuweisungsakte" bekommen, das ist wirklich ein ziemlicher Schinken. Außerdem warten hier 20 Klausuren auf ihre Korrektur, und ich muß mir zwei Klausuren ausdenken, außerdem Unterricht für Sonnabend vorbereiten. Also werde ich gleich an die Arbeit gehen.

Aber noch zum Lachs: entweder man bereitet ihn zu und verspeist ihn als Wegzehrung, oder man verpackt ihn in eine große Tüte und ab in den Koffer :-).

Freitag, 6. März 2009

Kann man seinen Geburtstag verschlafen?

Ich denke schon, daß man, wenn man wie ich das gesetzte Alter von 38 erreicht hat und am Abend vorher die wahnwitzige Idee hatte, ein Kolloquium zu besuchen, das sich bis halb eins in der Nacht hingezogen hat, so daß es nicht viel mit Schlaf in der Nacht vorher war, seinen Geburtstag einfach im Bett verbringen könnte.

Aber das gilt natürlich nicht für mich. Morgens mußte ja die Große zu Schule und seit sie in der 3. Klasse ist, hat sie immer zur ersten Stunde. Also habe ich mich morgens aus dem Bett gequält, dann immerhin einige sehr erfreuliche Geschenke ausgepackt und die Große zur Schule und die Kleine, die zum Glück wieder fit ist, in die Krippe gefahren. Dann habe ich Adrian kurz besucht, es war allerdings so windig, daß es mir kaum gelungen ist, seine Kerze anzuzünden. Dann habe ich mir ein wenig Ruhe gegönnt, nur unterbrochen von diversen Haushaltstätigkeiten und Telefonaten, aber immerhin.

Mittags habe ich die Große in ein amerikanisches Schnellrestaurant ausgeführt, was sie sich gewünscht hatte. Sie ist dann zum Schwimmen abgedüst, während ich Besuch zum Kaffee bekommen habe, allerdings nur Franks Mutter, das war recht ruhig, und ich habe mich mit einem großen Latte macchiato aufgemuntert.

Vorher habe ich natürlich noch die Kleine abgeholt, und von da an herrschte ein latentes Chaos. Erst weigerte sie sich, ihre Jacke auszuziehen und lief eine ganze Weile in ihrem blauen Wollmantel durch´s Haus, in dem sie zugegebermaßen ganz entzückend aussieht, aber der doch nicht so richtig praktisch ist, wenn man gleichzeitig auf alle Stühle krabbeln oder die Treppen rauf und runter laufen möchte. Das Problem mit den Schuhen hatte ich vorher schon elegant durch Ablenkung gelöst. Hinterher hatte sie einerseits schrecklichen Hunger, wollte aber lieber doch nicht das essen, was es geben sollte, sprich Kuchen. Sie rief zwar andauernd "mehr", konnte mir aber leider nicht sagen, wovon denn, ich tippe ein wenig auf Kerzen, Seife und Porzellangeschirr. Nebenbei war sie der Meinung, daß es nur auf meinem Arm so richtig gemütlich ist, aber das macht nichts, ich bin es gewohnt, mit einer Hand zu kochen, zu telefonieren, meine Geburtstagsgeschenke auszupacken, Kuchen zu schneiden und zu servieren, zwischendurch das Kind zu wickeln, nochmal zu telefonieren, einen Einkaufszettel zu schreiben und was eben sonst noch so anliegt.
Das restliche Chaos des Tages fällt eigentlich nicht mehr ins Gewicht: ein total zerkrümelter Toast, der in der ganzen Küche verteilt wurde, zur Abrundung noch mit ein wenig Apfelschorle begossen, eine vollkommen ausgerollte Geschenkschleife, ein Brötchen in der Spielzeugkiste (es könnte schlimmer sein, neulich hat sie eine Tupperdose mit Fleisch in Franks Rucksack deponiert) und eine ausgekippte Tonne Bauklötze. Solange keine Scherben zu vermelden sind, ist alles im grünen Bereich.

Erwähnte ich schon, daß ich arbeiten total entspannend finde? Und jetzt werde ich das tun, was ich schon heute morgen hätte machen sollen: den Rest meines Geburtstages einfach verschlafen.

Mittwoch, 4. März 2009

Vom kranken Kind mal abgesehen,

war diese Woche bisher sehr erfreulich. Aber man soll natürlich nicht zu früh frohlocken, es ist ja erst Mittwoch gg. Zum Glück ist Franks Mutter als Betreuung für die Kleine eingesprungen, so daß ich zumindest einen Teil meiner Stunden im Büro geschafft habe. In diesen Stunden war ich aber recht effektiv und habe heute meinem Abteilungsleiter einen ganzen Wäschekorb voller Akten zum Gegenzeichnen angeschleppt. Den Korb hatte ich mir extra von den Wachtmeistern geliehen, und ich hatte ziemlich lahme Arme, nachdem ich ihn in den dritten Stock gewuchtet hatte. Zum Glück haben die Wachtmeister die ganzen Akten nachher direkt wieder bei ihm abgeholt, so daß ich nicht alles wieder runter transportieren mußte. Er war reichlich erstaunt, als ich mit dieser Menge bei ihm aufschlug, und ich war froh, daß mein Büro so schön leer war.

Wir haben uns dann noch ein wenig unterhalten, und ich denke, es sieht ganz gut mit dem kleinen Zeichnungsrecht nach drei Monaten aus. Er eröffnete mir dann allerdings, daß er vorher noch einmal mit in eine Verhandlung von mir gehen muß, um mich zu "überhören", wie es so schön heißt. Davon hatte mir bisher wohl lieber niemand was gesagt gg. Das kann ja lustig werden. Als nächstes berichtete er dann noch, daß der Chef schon ein größeres Verfahren für mich rausgesucht hat, an dem ich mich demnächst dann mal versuchen soll. Leider wird es wohl keine Steuerstrafsache sein, das wäre mir ganz recht gewesen.

Aber ich hoffe ja insgeheim, daß ich von denen bald mehr als genug haben werde. Am Nachmittag rief mich noch ein Kollege aus der Wirtschaftsabteilung an, der gleichzeitig im Personalrat ist. Sie sind ja wohl alle noch ein wenig besorgt, daß ich genauso meine Vorgängerin ganz plötzlich das Handtuch werfen könnte. Aber bisher sehe ich da eigentlich keine Gefahr. Er meinte aber auch nochmal, daß er sich dafür einsetzen würde, daß ich bald rüberkommen könnte, ich würde ja auch von meinen Fachkenntnissen abgesehen gut in die Abteilung passen. Mir würde es da auch gefallen, es scheint in der Außenstelle eine sehr nette und offene Atmosphäre zu herrschen. Hoffen wir also, daß es bald klappt.

Die Kleine erholt sich schon langsam wieder, und ich denke, daß ich sie am Freitag wieder losschicken kann. Das wäre ganz gut, denn ich habe noch allerhand Einkäufe für das Wochenende zu erledigen, und das ist alleine ein wenig entspannter. Die Große ist immer noch im Buchfieber, und ich kann gar nicht so viele Bücher ranschaffen, wie sie braucht gg. Gerade habe ich mit ihr "Das Gespenst von Canterville" durchgelesen. Sie war ganz gebannt, wenn sie auch von der altertümlichen Sprache bestimmt nicht alles verstanden hat. Aber ich hoffe, daß ich ihr ein wenig von meiner Liebe für solche Literatur mitgeben kann. Ich bin schon am Überlegen, was es in dieser Richtung noch so gibt. Wer also Tips hat, immer her damit.

Montag, 2. März 2009

Es ist Holland in Not,

wenn ein Kind krank ist, man gleichzeitig einen Gerichtstermin hat und der Mann dringend los muß. Heute morgen war die Kleine schon nicht so ganz fit, und kurz darauf rief die Krippe dann auch schon an, daß wir sie doch bitte wieder abholen sollten. Zum Glück hatte Frank Spätdienst, so daß das heute mal alles an ihm hängen blieb, während ich in meiner Gerichtsverhandlung saß. Trotzdem merke ich natürlich, wie mein Adrenalin nach oben geht. Morgen kommt zum Glück seine Mutter, und dann hoffe ich ja sehr, daß sie schnell wieder fit ist, denn ab Mittwoch ist Frank auch noch in Brüssel, so daß wir uns nicht mal abwechseln können. Heute bin ich dann auch früher gegangen, damit er los konnte und habe mir allerlei mit her genommen. Ich muß allerdings zugeben, daß ich momentan an Lustlosigkeit leide.

Heute hat mich im Büro ein riesiger Stapel Akten erwartet. Offenbar sind die Wachtmeister wieder alle gesund, letzte Woche waren sie wohl sehr schlecht besetzt, so daß nicht alle Akten geliefert werden konnten. Mußte das nun gerade heute sein? Ich habe mich, so gut es eben ging, durch alles durchgearbeitet. "Nebenbei" hatte ich ja auch noch Sitzungsdienst, zum Glück nicht auswärts, sondern beim Landgericht. Der Angeklagte befand es leider nicht für nötig zu kommen, so daß wir alle etwas unglücklich dort rumsaßen, insbesondere auch die Zeugen, die teilweise aus Hannover angereist kamen. Ich habe dann beantragt, den Angeklagten beim nächsten Mal vorführen zu lassen, und wir haben einen neuen Termin angesetzt. Zu dem muß ich dann auch wieder hin. Später habe ich den Richter in der Kantine getroffen, und er hat mir erzählt, daß der Angeklagte doch noch gekommen ist. Da sein Bruder erst 40 Minuten nach Terminsbeginn als Zeuge geladen war, hatte er gedacht, er müsse auch erst dann kommen, argl. Wer lesen kann, ist wirklich klar im Vorteil. Da nun aber sowohl die Zeugen als auch die Schöffen wieder weg waren, konnte natürlich auch nicht verspätet verhandelt werden. Na ja, so ist mir wenigstens eine weitere nicht auswärtige Verhandlung sicher.

Jetzt hoffe ich erstmal, daß die Kleine schnell gesund wird, damit diese Woche nicht so chaotisch wird.