Dienstag, 15. Oktober 2013

Und wieder einer dieser Tage,...

...an denen die Götter oder in wessen Zuständigkeitsbereich das auch immer fällt, offenbar nichts wichtigeres zu tun haben, als dafür zu sorgen, daß ich nass regne. Auch gerne gleich mehrmals, vielleicht entfaltet es dann eine bessere Wirkung.

Es ist mal wieder Gerichtstag, und ich bin aus logistischen Gründen gezwungen, mit dem Rad zu fahren. Das tue ich nur ungern, wenn Verhandlung ist, denn zum einen ist das bei größeren Verfahren schon ein Transportproblem, zum anderen ist der Spaßfaktor bei einem Wetter wie heute, das einen dann dazu bringt, unter Umständen mehrere Stunden mit nasser Kleidung im Saal zu sitzen, nur sehr gering.

Jedenfalls werde ich nass, als ich ins Büro fahre, dann gibt es eine Regenpause, die genau so lange anhält, bis ich mich auf den Weg zum Gericht mache. Also werde ich erneut nass und sitze mit ersten Anzeichen des Fröstelns herum. Die Verhandlung geht ziemlich schnell, und ich bin gerade ein wenig getrocknet, als ich wieder in den Regen darf und kurz darauf erneut nass im Büro ankomme. Eigentlich bin ich nicht der frierende Typ, aber heute sitze ich tatsächlich mit klappernden Zähnen an meinem Schreibtisch, drehe -zum ersten Mal in diesem Herbst- die Heizung voll auf und würde einiges für einen heißen Kakao oder eine heiße Badewanne geben, vorzugsweise sogar beides gleichzeitig. Daß es auf dem Rückweg nachhause immer noch regnet, fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht.

Aber die Verhandlung ist immerhin interessant. Es beginnt damit, daß ich vor dem Gerichtssaal warte, als Rechtsanwalt Sportlich in Begleitung zweier wenig vertrauenerweckender Gestalten erscheint und mich begeistert mit den Worten "Das bügeln wir doch aber heute ganz schnell glatt, oder?" begrüßt. Ich mache ihn darauf aufmerksam, daß ich dies sicherlich gern tun würde, er es heute aber nicht mit mir zu tun haben wird. Sichtlich enttäuscht trollt er sich nebst Mandantschaft zum richtigen Gerichtssaal.

Die Verhandlung beginnt, alles das übliche wie immer. Ich verlese die Anklageschrift, der Angeklagte kündigt an, sich nicht äußern zu wollen, die Richterin erklärt, daß zu heute leider keine Zeugen geladen werden konnten und begibt sich auf die Suche nach einem neuen Termin. Der Verteidiger outet sich mit seiner Antwort, die ich hier aus Gründen der Kollegialität lieber nicht wiedergeben möchte, daraufhin umgehend als jemand, der von Strafprozessen wenig bis gar keine Ahnung hat. Aber die Richterin lenkt ihn sanft in die richtige Richtung.

Dann teilt sie mit, welche Personen wir beim nächsten Mal als Zeugen zu erwarten hätten. Plötzlich fällt ihr Blick auf mich und sie verkündet mit begeistertem Leuchten in den Augen: "Sie haben den Angeklagten ja auch vernommen, da werde ich Sie dann wohl ebefalls als Zeugin laden."
In meine Augen tritt ein leicht verstörter Ausdruck. Zeugin? Ich? In meinem eigenen Verfahren? Soll ich mich selbst vernehmen?
Aber alles kein Problem, wie mir versichert wird. Ich müsse einfach nur einen Kollegen mitbringen, der für mich einspringt, während ich im Zeugenstand stehe und sobald ich fertig bin, schlüpfe ich wieder in meine Robe und führe die Verhandlung als Vertreterin der Anklagebehörde weiter. "Und im Plädoyer stelle ich dann auch die Glaubwürdigkeit meiner eigenen Aussage fest," kann ich mir nicht verkneifen, trocken anzumerken.

Aber nun ja, immer mal was neues. Ich werde dann also demnächst Zeugin und sage sozusagen als Beweismittel für meine eigene Anklageschrift aus. Das soll man erstmal hinkriegen...aber ich glaube ja trotzdem, daß es die falsche Seite des Gerichtssaals sein wird.

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