Montag, 26. November 2012

Die Fortsetzung...

...des Prozesses gegen den Mann mit dem monströsen Namen ist wohl das heutige Highlight des Tages, auch wenn es sehr schwer fällt, gegen das letzte gegenan zu kommen. Immerhin beginnt der Tag mit Cappuccino, das ist schon mal nicht so schlecht.

Ich betrete recht gut gelaunt den Gerichtssaal, als mein Referendar und ich von der Richterin zu einem konspirativen Gespräch ins Hinterzimmer gebeten werden. Wir besprechen einige Einzelheiten des Verfahrensfortgangs, und ich muß zugeben, daß die Frau in ihrer toughen Art mir immer sympathischer wird.
Dann geht es los. Einer der Angeklagten zieht es vor, nicht zu erscheinen. Da aber sein Verteidiger da ist und wir eh nur kurz was verlesen wollen, das ihn betrifft, und er dann wieder gehen sollte, beschließen wir, in seiner Abwesenheit zu verhandeln. Während wir das tun, klingelt das Handy seines Anwalts mit der Melodie des königlich bayrischen Amtsgerichts (nun, wer meiner geneigten Leser kennt das noch gg?). Ich bin begeistert, insbesondere weil das endlich mal jemand anderem als mir passiert (wobei ich anmerken möchte, daß ich selbstverständlich nicht über einen solch altmodischen Klingelton verfüge). Sein Mandant läßt dann übrigens zwei Stunden später mitteilen, daß er krank ist und nicht erscheinen wird. Das geht auch früher...
Wir entlassen also den klingelnden Verteidiger und wenden uns den beiden verbliebenen Kandidaten zu bzw. in erster Linie drei Zeugen, die aussagen sollen, wie sie denn von denselben betrogen wurden. Nach drei Stunden Vernehmung kommen allerdings sowohl mein Referendar und ich beinahe zu der Überzeugung, daß diese Zeugen unbedingt betrogen werden wollten. Mal ehrlich, ein gewisser Pegel an Dummheit gehört eigentlich auch bestraft, vielleicht könnte der Gesetzgeber hier mal tätig werden. Ich bin im übrigen sehr versucht, gegen alle drei ein Verfahren wegen versuchter Hehlerei einzuleiten...
Wir beschließen, das Verfahren gegen einen der Angeklagten, der nur eine Tat begangen hat, gegen eine recht saftige Auflage einzustellen. Bei einer derartigen Mitwirkung der Geschädigten erscheint das durchaus angemessen...
Der vierte Zeuge, den wir hören wollen, gibt zwischendurch telefonisch zur Kenntnis, daß er entrüstet darüber sei, über die Anschrift seiner Eltern geladen worden zu sein, er aber trotzdem zu erscheinen gedenke. Genau dies tut er aber dann doch nicht, so daß wir erst eine ganze Weile warten, dann eine Mittagspause machen, dann wieder eine Weile warten und schließlich für heute aufhören, was mir Gelegenheit gibt, noch meine übliche Montags-Verabredung einzuhalten, bevor ich mich im Büro einem größeren Stapel Akten zuwende.

Noch drei Termine in dieser Sache to go, und ich weiß nicht, wieviele weitere Zeugen, die vermutlichen einen ähnlichen Level an Intelligenz aufweisen. Ich kann kaum noch an mich halten vor Ungeduld...

Keine Kommentare: