Donnerstag, 10. Januar 2013

Meine neue Wohnung

Ich habe beschlossen, umzuziehen. Da ich mich ohnehin nur noch beim hiesigen Amtsgericht aufhalte, kam mir die Idee, mir dort einfach ein Zimmer einzurichten. Ist viel praktischer, ich muß keinen Parkplatz mehr suchen und meinen gigantisch schweren Aktenkoffer nicht mehr kilometerweit schleppen. Ach so, mir fällt gerade ein, daß ich ein Zimmer auch bei der  Dependance unseres nördlichsten Amtsgerichtes brauche...wird wohl doch nichts der Plan ;-).

Jedenfalls fängt die Woche mit einem Besuch jenes nördlichstens Amtsgerichtes -übrigens eines derer ohne Cappuccino- an. Es geht um Verstöße gegen das Markengesetz in 4935 Fällen, und ich bin ziemlich dankbar, daß der BGH erst vor kurzem entschieden hat, daß Anklageschriften nunmehr auch verkürzt verlesen werden dürfen, sofern ihr Sinngehalt erhalten bleibt. Ansonsten hätten wir vermutlich mehrere Stunden alleine dafür benötigt.. So aber beschränke ich mich auf eine Zusammenfassung und bin nicht unglücklich, daß wir uns schon vorher weitgehend über das Ergebnis geeinigt haben. Also kurzes "informelles Rechtsgespräch" im Hinterzimmer, die notwendigen Formalitäten erledigt, und schon schicke ich mich an, ein Plädoyer auszuarbeiten, in dem ich 4935 Einzelstrafen beantragen und zu einer Gesamtstrafe zusammenfassen muß. Der Anwalt -Marke smart- erscheint zwischendurch und erkundigt sich, was ich zu beantragen gedenke, woraufhin er mir dann glücklich mitteilt, daß er sich meinem Antrag umgehend anschließen wird. Na toll, und ich hab mal wieder die Arbeit ;-). Aber dafür werde ich ja wohl bezahlt, wenn ich das richtig sehe. Die Fahrt zum Gericht hin und zurück dauert jedenfalls länger als die Verhandlung.

Am Tag darauf geht es dann weiter mit dem Prozess gegen meinen Kandidaten mit dem monströsen Namen. Es gibt noch einen weiteren Angeklagten -normaler Name-, den wir bisher erst einmal zu Gesicht bekommen haben. Da ihn die meisten der Fälle aber nicht betrafen, haben wir auf seine Anwesenheit verzichtet, diesmal möchten wir uns nun aber gerne ihm zuwenden. Leider befindet er es auch diesmal nicht für nötig, uns mit seiner Gegenwart zu beehren. Nun haben wir ein Problem, denn es ist schon ganz erfreulich, wenn der Angeklagte auch mitbekommt, was da so gegen ihn verhandelt wird, und zumindest unsere Strafprozessordnung macht nur ungern Ausnahmen von diesem Grundsatz. Also platzt die Verhandlung für diesen Tag. Ich beantrage, denjenigen bis zum nächsten Termin in Haft zu nehmen, kann der Verteidiger gar nicht verstehen...der nächste Termin wird dann übrigens auf meinen morgigen freien Freitag gelegt. Richtig gnädig stimmt mich das nicht gerade ;-).

Nachdem ich dann heute auch endlich mal wieder mein Büro von innen sehe und mich bemühe, zumindest der laufenden Post Herr zu werden, gleichzeitig das Zeugnis für meinen Referendar zu verfassen und mich einer Anrufflut der nervigsten Anwältin ever durch Ignorieren erwehre, erreicht mich die Richterin, um mir mitzuteilen, daß der gute Mann nun tatsächlich verhaftet wurde. Ich bin erstaunt, daß sie ihn erwischt haben, sein Verteidiger muffig, weil sein Mandant keine Haftverschonung bekommt. Zwar habe er sich der Verhaftung durch Flucht entziehen wollen, aber das sei doch mehr so ein...Zufall gewesen und überhaupt nicht beabsichtigt. Schon klar...

Nun geht es morgen also weiter und nächste Woche oder so bestimmt auch noch, denn wir werden bestimmt noch nicht zum Ende kommen. Also gibt es Hoffnung auf weitere Berichte ;-). Und die Wochenendbereitschaft kommt ab morgen ja auch noch...

Keine Kommentare: