Ich bin kein Mensch, der sonderlich viel in der Vergangenheit lebt und seine Zeit damit verbringt, dem nachzutrauern, was hätte sein können, was ich getan oder nicht getan habe und halte das Hier und Jetzt für die wichtigste Zeit (eine andere haben wir ja eh nicht).
Aber dennoch habe ich gestern in einer ruhigen Stunde in alten Tagebüchern geblättert und bin auf eines aus dem Jahr 1988 (sic!) gestoßen. Dick, eng beschrieben, und ich muß einräumen, daß ich in meinem jugendlichen Alter einen gewissen Hang zur Pathetik besessen habe...
Was ich gefunden habe, und darüber habe ich mich sehr gefreut, sind einige Gedichte. Nicht von mir, die wären wahrscheinlich ähnlich schwülstig wie der Rest meiner Ergüsse aus dieser Zeit, sondern aus einem kleinen Gedichtband, den ich seinerzeit bei meiner Mutter gefunden habe. Leider weiß ich nicht mehr, von wem er stammt, und ich hoffe einfach mal die Verfasserin(nen) nehmen es mir nicht übel, wenn ich hier etwas von ihnen anonym veröffentliche. Ich weiß noch genau, in welcher Situation ich damals war, wie es mir ging und warum ich mich damals so angesprochen fühlte.
Da gab es zum Beispiel:
Ich bin schnell
nochmal aufgesrpungen
auf den Zug,
der dich und deine Liebe
transportiert.
Wie ein Kind
hastig noch ein letzesmal
mit dem Finger
aus dem Honigtopf nascht,
bevor er außer Reichweite kommt,
wollte ich naschen
von deiner Süße.
Und hätte dieser Schleck
nicht schon ein wenig
bitter geschmeckt,
wäre ich fast wieder
in den Topf gefallen.
Oder:
nein,
male mein bild nicht in öl,
es reicht die flüchtige skizze
im wechselrahmen.
ich bin stets nur vorläufig
und meine leihfrist ist begrenzt,
und niemals
bin ich abrufbar
aus den schubladen
deiner erwartungen.
Oder:
Sollte sich mein Entschluß
mit dir zu leben
nicht verwirklichen lassen
tritt ein Notplan
in Kraft:
Ich lebe weiter!
Oder:
Alleinsein
Muntere Ruhe
breitet sich aus.
Ich hocke
zwischen Einfällen
und warte auf
nichts.
Jetzt weiß ich´s wieder:
Ich!
Aber am meisten berührt hat mich seinerzeit dieses:
Jetzt,
wo alles zu Ende geht,
gehe ich auch wieder
wie nach langer Krankheit
und muß feststellen,
daß Bein und Fuß
ihre Tätigkeit nicht eingestellt haben
ungeachtet ihrer
vermeintlich geschlagenen Wurzeln.
Wie ein Kran seinen Arm,
so fahre ich meine Wurzeln ein,
zerreiße Verwuchertes,
löse manches vorsichtig,
zerstöre Strukturen
und gehe.
Und heute tut es das immer noch, wenn ich es mir recht überlege.
Mein Leben ist keineswegs nur positiv, ich begegne Menschen, die ich nicht verstehe und tue bestimmt viele Dinge, die man aus der Perspektive der Vernunft als reichlich mißlungen ansehen muß.
Aber ich gehe! Ich habe in dieser Zeit seit Anfang des Jahres vieles für mich wiederentdeckt. Ich habe vieles an mir neu kennengelernt. Ich stelle immer mehr fest, was für mich richtig oder falsch ist. Und auch wenn ich traurig, wütend, verständnislos, was auch immer bin, habe ich doch das Gefühl zu gehen.
Ich freue mich über diejenigen, die diesen Weg mit mir zusammen gehen wollen. Offen und ehrlich, mal suchend und zweifelnd, mal irrend und rätselnd, mal im Sturm und mal im Feuer stehend und dann wieder im sanften Licht (ok, vielleicht habe ich immer noch einen Hang zur Pathetik...).
Diejenigen, für die ich nur dazu da bin, ihr ansonsten unerfülltes Leben aufzupeppen, die zaudernd und zagend und nur nach hinten blickend vor dem Weg ihrer Möglichkeiten stehen, aber sich doch immer nur nach hinten umsehen, die nur Ausreden suchen, um stehenbleiben zu können, die ihre kostbare Lebenszeit lieber mit Warten und Nicht-Wissen absitzen, mögen sich zu diesem Zweck bitte andere Drogen suchen. Denn für solche Zwecke ist meine Lebensenergie zu wertvoll. Ich gebe sie gerne und mit vollen Händen, aber nur an die, die sie auch mit ganzem Herzen entgegennehmen wollen.
Denn ich gehe!
Last Christmas und Happy New Year
vor 7 Jahren
2 Kommentare:
Mrs Spock geht...
ich hatte das Glück einen sehr kurzen Weg mit Mrs Spock zu gehen und es war ein unbeschreiblicher und unvergesslich Weg.
Wer je das Glück haben sollte - egal ob Mr. oder Mrs.- wird eine kluge, schöne, liebevolle und unbeschreiblich sensible Mrs Spock kennenlernen.
Einige kennen Mrs Spock und werden es sicher bestätigen können.
Nun geht sie...ihren Weg.
Ich bin zu schwach für die starke Mrs Spock...weiter zu gehen...
Verzeih mir...verzeiht mir...
Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Bekannt und viel zitiert - nein nicht Precht (Mrs Spock sagt, der sei out - sondern Fried.)
Er trifft mich mit all seinen Gedichten immer wieder direkt ins Herz.
www.elsterpferd.de
...auf unseren Wegen
Kommentar veröffentlichen