Montag, 4. Februar 2013

Ein ganz normaler Tag

Ganz normal, nichts los, das kennen wir ja schon...

Es beginnt damit, daß mir morgens einfällt, daß ich schon mindestens zwei Mahnungen hinsichtlich der Bezahlung von Kind mittels Englisch-Kurs bekommen habe, besagter Kurs heute schon wieder stattfindet und es vielleicht nicht schlecht wäre, der armen Frau nun doch einmal ein wenig Geld zukommen zu lassen. Gleichzeitig bestehen die Bargeldvorräte im Haus nur noch aus wenigen Euro, wie ungünstig. Ich beschließe also, das Frühstück zu verschieben und statt dessen einmal kurz beim Geldautomaten vorbeizuschauen.

Nachdem das also zufriedenstellend geregelt ist, kann ich mich guten Mutes zu meinem heutigen Gerichtstermin begeben, einer Berufungsverhandlung beim Landgericht, wo auch sonst könnte der geneigte Leser jetzt fragen ;-). Selbstverständlich betrete ich pünktlich und adrett gekleidet den Gerichtssaal, unterhalte mich kurz mit dem Richter, der die Berufung des Angeklagten aus irgendwelchen unersichtlichen Gründen für begründet hält (aber ich bin ohnehin der Meinung, daß man Berufungsrichter nur wird, wenn man grundsätzlich bereit ist, amtsgerichtliche Urteile für viel zu hart zu halten...) und blättere ein wenig in den Akten herum, während ich auf den Angeklagten warte. Schließlich erscheint die Protokollkraft, um mir mitzuteilen, daß ganz offensichtlich nicht nur der Angeklagte fehlt, sondern auch einer der beiden Schöffen.
Das ist nicht gut...in diesem Fall wäre es tatsächlich einmal nicht schlimm gewesen, wenn der Angeklagte nicht erscheint. Da er die Berufung eingelegt hat, wird diese in einem solchen Fall einfach verworfen. Dies geht aber nur, wenn das Gericht vollständig besetzt ist, und das ist es eben nur mit beiden Schöffen. Der Richter fängt an, wild herumzutelefonieren, um möglicherweise noch einen Hilfsschöffen zu erreichen, und ich stelle mich schon auf eine längere Wartezeit ein. Plötzlich taucht der vermisste Schöffe doch auf, jetzt ist allerdings der Richter irgendwo verschwunden, der ist aber zum Glück in den Weiten der Gerichtsflure leichter wieder ausfindig zu machen als vorher der Schöffe. Wir erledigen das Verfahren in wenigen Minuten.

Nach einem kurzen Kaffee mit einer Kollegin verkrümele ich mich also in mein Büro, um dort als erstes eine Email zu lesen zu bekommen, die besagt, daß ein Aktentransport durch die Wachtmeister heute leider nicht stattfinden würde, schade eigentlich, ich mache mich also auf zu den verschiedenen Geschäftsstellen, um mich selbst mit größeren Stapeln von Akten zu versorgen. Schön blöd vermutlich ;-).
Die ersten Stapel sind schon wieder im Postausgangsfach, als auf einmal mein neuer Referendar auftaucht. Ach ja, den gibt es ja auch noch, irgendwie habe ich erst morgen mit ihm gerechnet. Wir unterhalten uns kurz, dann muß er zurück zu seiner AG, und ich versuche, noch die Reste unserer täglichen Abteilungs-Teerunde mitzuerleben, leider ist der Tee alle. Aber ich habe zumindest noch einen Müsli-Riegel.
Zurück bei meinem Büro erwartet mich ein Herr der Arbeitssicherheit, der sich von der Qualität oder Nicht-Qualität meiner Arbeitsplatz-Situation überzeugen möchte. Er beschwert sich zunächst, daß bei mir kein Licht brennt, nun ja dieses lösche ich üblicherweise, wenn ich den Raum verlasse und dachte eigentlich, mein Dienstherr würde sich über meine Versuche, Energie und Geld zu sparen, freuen. Mal wieder falsch gelegen. Dann aber schmeichelt er mir unwahrscheinlich, indem er feststellt, daß meine Beine zu lang für meinen Schreibtischstuhl sind. Mal ehrlich, das hört doch jede Frau gerne gg. Ob es allerdings zur Folge hat, daß ich einen neuen bekomme, dürfte noch fraglich sein, da mein Dienstherr ja sein ganzes Geld für dauerndes Brennenlassen von Licht verpulvert...

Na ja, ansonsten vergeht der Tag dann ganz moderat mit einem weiteren Kaffee zum Mittag, noch mehr Aktenstapeln und noch mehr Aktenstapeln und noch mehr Aktenstapeln...ich bin dann irgendwann gegangen ;-).

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