Montag, 18. April 2011

Mutter sein

Das ist doch dieser Job, den man nicht kündigen kann, egal wie chaotisch es zugeht. Ich habe jedenfalls niemanden gefunden, der meine Kündigung hätte entgegen nehmen wollen. Nicht einmal mein Urlaubsantrag hat einen Abnehmer gefunden, statt dessen gab es unbezahlte Überstunden unter erschwerten Bedingungen. Erschwerniszulage gab es übrigens auch nicht.

Die letzten Tage -Frank weilte auf einem seiner Aussage nach sagenhaft anstrengenden Kongreß in San Diego- waren ziemlich chaotisch. Zunächst fing es eigentlich recht harmlos damit an, daß ich einen Zettel des hiesigen Verkehrsunfalldienstes im Briefkasten vorfand, laut dem unser Auto eines von 26 möglichen sei, daß letztes Jahr am Tag vor Weihnachten einen Unfall verursacht hätte, wobei sich der Fahrer hinterher entfernt hätte. Na toll, Verdacht der Fahrerflucht ist in meinem Beruf eine sehr unerfreuliche Angelegenheit. Ich kramte also in meinem Gedächtnis, was ich an diesem Tag letztes Jahr gemacht habe, es fiel mir sogar noch ein und rief dann bei der Polizei an. Der Herr erwies sich als sehr nett, und wir konnten das alles auch recht schnell ausräumen. Er hatte dabei im übrigen recht kreative Ermittlungsmethoden.

Am nächsten Tag ging es dann schon mehr zur Sache. Es war Freitag, während der Arbeit lief alles ganz normal, aber nachmittags fing ich auf einmal an, fiebrig zu werden, meine Brust tat weh, und mein Kopf dröhnte wie verrückt. Brustentzündung, abends hatte ich 39 Grad Fieber und fühlte mich nicht gerade gut, um es mal vornehm auszudrücken. Die Mädels nahmen das zum Anlaß, sich wie die Kesselflicker zu streiten. Freitags ist hier eigentlich der gemütliche Abend, an dem wir im Wohnzimmer zu Abend essen und dabei fernsehen (bitte jetzt keine pädagogischen Belehrungen ;-)), und ich hatte mich sogar aufgerafft und etwas leckeres zubereitet. Das Tablett stand schon auf dem Tisch, als der Streit darum losging, wer auf welchem Platz sitzen und dabei das einzig noch verbliebene blaue Glas nehmen dürfte (ich versichere, daß ich bei meinem nächsten Besuch beim Schweden von diesen Gläsern noch mehrere besorgen werde). Daraufhin nahm ich das Tablett und trug es mit der Ankündigung, ich würde jetzt alleine in der Küche essen, wieder nach oben. Leider verminderte das nicht das Geschrei. Die Mittlere beschuldigte mich, sie verhungern lassen zu wollen, die Große erklärte muffend, wie ungerecht es doch sei, daß sie nie dort sitzen dürfte und immer die Mittlere bevorzugt würde. Ich hingegen versicherte beiden, daß mir das gerade total egal wäre und ich einfach nur in Ruhe essen wollte. Irgendwie einigten sich die beiden dann doch noch, und wir konnten essen. Mir war allerdings der Appetit weitgehend vergangen, kann aber auch am Fieber gelegen haben.

Hinterher wollte ich dann die Mittlere ins Bett bringen. Während des Zähneputzens legte ich ihren Schnuller auf unseren Badezimmerschrank. Wir gingen in ihr ZImmer, und ich ging in die Küche, um ihr etwas zu trinken zu holen, als ich sie sagen hörte, daß wir ihren Schnuller oben vergessen hätten. Ich rief noch hoch, daß ich ihn gleich holen würde, als ich es auch schon scheppern und klirren hörte. Sie hatte versucht auf den Schrank zu klettern und war mitsamt Schrank umgefallen, der Schrank auf sie rauf. Sie lag richtig darunter und hatte das Glück, daß ihr Kopf genau in einem Fach gelandet war, und sie hatte tatsächlich nur ein paar Kratzer, auch wenn sie wie am Spieß brüllte. Sogar die Glastür des Schrankes war heil geblieben, so daß sie auch keine Scherben abbekommen hat. Aber es war schrecklich, sie dort drunter liegen zu sehen, und im Kopf hatte ich schon allerlei Szenarien durchgespielt, wie ich die anderen beiden unterbringe, während ich mit ihr in die Notaufnahme fahre. Zum Glück war es dann ja doch nicht nötig.

Der nächste Tag begann mit einem schönen Ausflug mit lauter netten Mädels und vielen Kindern. Selbst die Mittlere benahm sich einigermaßen, was vielleicht auch daran lag, daß sie dank Zaun nicht vollständig weglaufen konnte. Aber das erzähle ich lieber alles noch einmal extra gg. Abends waren wir alle rechtschaffen müde. Ich brachte die zum Glück unversehrte Mittlere ins Bett, als die Große es schaffte, ein Trinkjoghurt über das gesamte Treppenhaus zu verteilen. Sie hatte vergessen, daß sie es schon geöffnet hatte und es dann geschüttelt (schien ein kräftiges Schütteln gewesen zu sein...). Ich forderte sie auf, die Treppe zu wischen und erklärte ihr noch, daß man immer von oben nach unten wischt, damit man hinterher nicht mehr durch das Nasse laufen muß. Diese Reihenfolge hielt sie auch ein, vergaß aber den Eimer oben und kegelte dann, als sie den holen wollte, samt Eimer die Treppe runter, wobei sich zum Abschluß noch der Inhalt desselben über sie ergoß. Ihr blieb richtig die Luft weg, eine ganze Weile konnte sie kaum atmen, und wir stellten später fest, daß sie am Rücken ein handtellergroßes Hämatom hatte. Nebenbei brüllte der Kleine, weil er Hunger hatte, und die Mittlere maulte, weil ich ihr nicht weiter vorlas. Das war der Moment, in dem ich das Kündigungsschreiben zumindest im Geiste fertigte.

Danach gab es nur noch kleinere Aussetzer. Der Kleine bemühte sich, das Treffen bei meinen Eltern durch Dauergenöle zu sprengen, die Mittlere vergoß ihren Becher über den Tisch und hatte ein paar kleinere Wutanfälle, alles ganz normal also. Und jetzt ist Frank wieder zurück, ich war endlich wieder joggen und bin angenehm erschöpft und habe außerdem ein nach Schokolade duftendes T-Shirt bekommen. Es gibt also Hoffnung, daß sich das Leben wieder normalisiert, und vielleicht nehme ich meine Kündigung dann auch wieder zurück ;-).

1 Kommentar:

Sanne hat gesagt…

du weißt doch, gelbe Scheine gibt es nicht für Mütter :-)
Und wenn du dein Kind auch noch Putzen läßt....Rabenmutter, du...

Ich finde nach solchen Tagen, sollte man sich zu den schlafenden Kindern ans Bett setzen, froh sein, dass alles gut gegangen ist und sie SCHLAFEN...dann ist die Welt wieder in Ordnung, oder?

Und wenn es dir mit dreien das nächste Mal zu viel wird, dann kannst du den Kleinen gerne mal Express zu mir schicken ;-)
(die Große überlassen wir meinem Großen, dann können sie gemeinsam vor sich hin muffeln und die Mittlere bekommt eine FESTGESCHRAUBTE Schrankwand...)