Sonntag, 18. März 2012

Von der Kunst, wichtig auszusehen

Eigentlich bin ich kein Handy-Typ. Ich habe zwar meistens eines dabei, aber nur für den Fall, daß ich mal wieder eine Autopanne habe, was ja leider öfter schon vorgekommen ist. Ich schreibe nur höchst ungern SMS und kenne kaum meine eigene Nummer auf dem Handy auswendig. Wenn ich nicht wegen der Kinder erreichbar sein wollte, würde ich es wahrscheinlich meistens hier zuhause auf dem Tisch liegen haben.

Anders ist es, wenn Wochenendbereitschaft angesagt ist. Dann bewege ich mich sogar mit zwei Handys durch die Weltgeschichte, meinem eigenen und dem Bereitschaftshandy der Behörde, mit dem ich dann, wie uns gerne immer wieder gesagt wird, dieselbe repräsentiere...Da Wochenendbereitschaft bedeutet, daß man 24 Stunden lang rund um die Uhr erreichbar sein muß, hat das zur Folge, daß man sich kaum unter die Dusche traut und dies dann auch nur mit dem Gerät auf der Badezimmerablage. Keinen Raum dieses Hauses betrete ich ohne Handy und Notizblock und wenn ich normalerweise mein Handy gerne mal in der Öffentlichkeit ignoriere, würde ich das bei diesem natürlich nie tun und telefoniere, wo ich auch gehe und stehe. Das bringt einem dann manchmal erstaunte Blicke ein, wenn man mitten in einem Schreibwarengeschäft eine Durchsuchung oder eine Blutprobe anordnet gg.

Die diesjährige Wochenendbereitschaft geht noch bis morgen früh und läßt sich bisher einigermaßen ruhig an *aufHolzklopf*. Einige Führerscheine und Blutproben, ein paar Einbrüche und kleinere Prügeleien, ein Fußballfan, der einem anderen seinen Fan-Schal weggenommen hat, ein Querulant, der eine Strafanzeige gestellt hat, weil jemand fremden (nicht mal seinen) Sperrmüll mitgenommen hat, aber auch einer, den ich zunächst in Haft schicken wollte, es mir dann aber aufgrund verschiedener Umstände doch noch anders überlegen mußte, und ein Toter bei einem Verkehrsunfall, der bei einer Sichtweite von etwa 20 Metern mit überhöhter Geschwindigkeit nicht angeschnallt und an seinem Handy spielend aus der Kurve geflogen ist und sich dabei um einen Baum gewickelt hat.

Ich habe wieder einmal festgestellt, daß ich die Polizisten nicht um ihren Job beneide. Ich möchte nicht mitten in der Nacht betrunkene Typen auflesen müssen, die mich dann auch noch tätlich angehen. Und sie sind immer noch fast alle sehr nett dabei (zu mir jedenfalls gg).

Mit den Richtern ist es manchmal tatsächlich schwieriger. Diese haben ihre Bereitschaft von 6 bis 21 Uhr, und bei größeren Entscheidungen, wie in erster Linie Durchsuchungen, muß ich die entsprechende Anordnung bei ihnen beantragen. Ich weiß nicht, warum immer, wenn ich Bereitschaft habe, auch gleichzeitig meine Nemesis unter den Richtern dran ist. Vielleicht schaut sie immer, wann ich dran bin, um sich dann auch einteilen zu lassen, aber diese Frau wird mich irgendwann in den Wahnsinn treiben.

Den Richtern im allgemeinen und meiner Nemesis im besonderen ist es jedenfalls unter normalen Umständen nicht möglich, eine Entscheidung ohne Akte und schriftlichen Antrag zu treffen. Wenn ich also einen Durchsuchungsbeschluß haben will, muß ich in irgendeiner Form eine Akte beschaffen, was natürlich sehr sinnvoll ist, wenn der Beschuldigte schon von allem weiß und man davon ausgehen kann, daß er die gestohlenen Sachen innerhalb der nächsten Minuten wegschaffen wird. Wenn ich also keine Akte herbeizaubern kann und meine Nemesis sich wieder einmal nicht in der Lage sieht, dann eine Entscheidung zu treffen, darf ich selbst entscheiden, und ich ordne dann regelmäßig "Gefahr in Verzug" an und genehmige die Durchsuchung. Dieses Mal lief das schon dreimal auf diese Weise und brachte mir schließlich die erstaunte Frage eines Polizisten an, wieso ich denn in der Lage wäre, ohne Akte zu entscheiden, die Richterin aber nicht. Ich habe das nicht kommentiert...Insgeheim ist man aber immer froh, wenn es endlich 21 Uhr ist und man gleich selbst entscheiden kann ;-).

Kind mittel war übrigens von den zahlreich anrufenden Polizisten schwer beeindruckt und malte erstmal ein Pferd für den nettesten von ihnen. Ich konnte mich allerdings bisher noch nicht entscheiden, welcher das wohl war. Ungeachtet ihrer Bewunderung legte sie aber gestern während eines Telefonats einen Wutanfall hin, der uns aufgrund seiner Lautstärke dazu veranlaßte, sie kurzzeitig in den Garten zu stellen und die Terrassentür von innen zu schließen. Dies wiederum rief die Nachbarin auf den Plan, und ich bin mal wieder im stillen verwundert, daß noch niemand das Jugendamt alarmiert hat. Die hätten dann ja auch mal einen Notfall bei mir melden können gg.


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