Dienstag, 15. Dezember 2009

Was für eine Woche

Die letzten Tage waren vor allem durch akuten Schlafmangel geprägt, und ich könnte gut eine Schlafkur gebrauchen. In der letzten Woche war ich nur ein oder zwei Abende zuhause, und ich habe die vage Hoffnung, daß das über Weihnachten besser werden könnte.

Letzten Montag war das Kamingespräch beim Justizminister, und es fand tatsächlich in einem großen Saal mit großem (flackerndem) Kamin statt. Es gab leckere Häppchen, und der Minister machte einen ausgesprochen netten Eindruck, wie ich sagen muß. Ich habe am Tisch der OLG-Präsidentin gesessen, die sehr lustig war, außerdem mit zwei hoffnungsvollen Jung-Zivilrichtern. Ansonsten kannte ich absolut niemanden, aus meiner Behörde war keiner da, und das ist schon ein wenig eigenartig. Diesmal war ich aber zumindest vorgewarnt und hatte mich in ein Kostüm geworfen. Aber so richtig wohl werde ich mich in so etwas wohl nie fühlen. Jedenfalls war ich spät zuhause, die erste Nacht mit wenig Schlaf.

Am Mittwoch war ich erst an der FH, dann im Büro und dann im Ministerium zum Vorstellungsgespräch. Es war ein sehr seltsames Gespräch, wie ich fand, und ich kann überhaupt nicht einschätzen, was dabei herauskommen wird, bisher habe ich auch noch keine Nachricht erhalten. Es wurden ziemlich eigenartige Fragen gestellt: ob ich denn den Unterschied zwischen Staatsanwalt und Richter kennen würde (ja), ob ich mir denn zutrauen würde, eine Verhandlung zu führen (ja), woher ich denn soziale Kompetenz hätte (laber, laber) und das Ganze immer mit der hintergründigen Ansage, daß es ja soooooo ein wichtiger Job ist, viel wichtiger als ein popeliger Staatsanwalt gg. Dann ritten sie noch auf der Möglichkeit von Vergleichen vor dem Finanzgericht herum, wollten auf etwas hinaus, auf das ich natürlich nicht kam, machten sich aber auch immerhin ab und zu Notizen, wenn ich etwas Intelligentes gesagt habe. Diese Woche soll ich nun irgendwann Nachricht erhalten, und das kann von "Wie konnten Sie nur so dreist sein, sich bei uns zu bewerben" bis zu "Sie haben die Stelle" alles sein. Ich bin mir gar nicht recht sicher, was mir lieber wäre, aber es wäre auf jeden Fall völlig in Ordnung, da zu bleiben, wo ich jetzt bin. So eine Stelle kommt immer mal wieder, und es gibt auch noch genügend andere interessante Möglichkeiten, falls ich mich tatsächlich mal langweilen sollte.

Am Donnerstag war ich wieder an der FH, diesmal den ganzen Tag und habe hoffnungsvolle Studenten geprüft, dafür hatte ich mir extra frei genommen. Die Prüfungen liefen alle recht gut, und es hat wieder viel Spaß gemacht, so daß es mir fast ein wenig leid tat, daß ich nun doch nicht dort landen kann. Aber zum Glück geht es ja nebenamtlich weiter, ich habe schon die nächsten Lehraufträge für das Frühjahr. Abends war Stammtisch, und es wurde wieder spät, noch mehr Schlafmangel.

Am Freitag war ich erst zur jährlichen Fortbildung des Generalstaatsanwalts, die immer im Dezember stattfindet. Den ersten Tag am Donnerstag habe ich verpaßt, aber das war auch nicht so dramatisch. Es war mehr oder weniger interessant, einige der Vorträge hätte man sich auch sparen können. Abends war Weihnachtsfeier der Staatsanwaltschaft, das war ganz und gar nicht trocken und wurde noch später als alles andere, so daß ich sehr dankbar war, daß die Kleine am nächsten Morgen tatsächlich einmal lange geschlafen hat. Es war eine sehr nette Feier, und ich habe so allerlei interessante Dinge über meine Kollegen erfahren gg. Aber die werde ich hier selbstverständlich nicht wiedergeben.

Am Sonnabend haben wir den 70. Geburtstag meiner Mutter gefeiert, es wurde eigentlich nicht so spät, aber ich hatte wohl noch mit Spätfolgen zu kämpfen. Sonntag habe ich mich jedenfalls so wenig wie möglich bewegt und mich die meiste Zeit auf dem Sofa aufgehalten.

Dafür gab es heute einen neuen Höhepunkt: eine Durchsuchung. Es war eine größere Angelegenheit, mit der ich überhaupt nichts zu tun habe, aber für einen kranken Kollegen einspringen mußte (die halbe Abteilung ist momentan krank). Ich bekam also ein kleineres Objekt zugeteilt, wurde heute morgen von einigen Polizeibeamten abgeholt, und dann ging es los. Wir fuhren mit drei extrem unauffälligen Autos auf einen schicken Gutshof, stürzten uns zwar leider nicht auf das Herrenhaus, aber immerhin auf eines der netten Nebengebäude, wo wir von einem riesigen Hund und einer Frau im Schlafanzug empfangen wurden. Sie nahm das aber recht gelassen auf, vielleicht war sie doch vorgewarnt worden? Wir haben jedenfalls allerlei Kartons mit Papieren mitgenommen und uns stundenlanges Gerede ihrerseits angehört. Ich frage mich, weshalb ich immer bei den Quasselstrippen lande. Ich bin jedenfalls nicht unglücklich, daß ich den Fall nicht weiterbearbeiten muß, mein Schreibtisch ist auch so voll genug. Aber spannend war es, immerhin meine erste Durchsuchung.

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