Donnerstag, 5. November 2009

Von Urlaub, großen Prozessen und Spracherkennungssoftware

Der Urlaub ist ja bald schon wieder so lange her, daß er fast gar nicht mehr wahr ist, und ich habe inzwischen schon meinen nächsten Urlaubsantrag für Weihnachten eingereicht und auch genehmigt bekommen. Aber es war so schön, daß ich doch gerne noch ein paar Worte darüber verlieren möchte. Wir waren ja wieder in "unserem" Haus, inzwischen haben wir schon eins in Frankreich und in Dänemark gg. Aber es ist dort so gemütlich, daß wir immer wieder da landen. Wir haben die Sauna und den Whirlpool ordentlich ausgenutzt und Frank die Küche, dort gibt es nämlich einen Induktionsherd, und den liebt er. Ich finde den auch ziemlich praktisch, komme aber kaum in den Genuß, ihn zu benutzen, weil ich dort meistens verscheucht werde. Wir hatten fast die ganze Woche über schönes Wetter, so daß wir viel am Strand waren und dort wieder diese großen Island-Muscheln gesammelt haben und natürlich in den Dünen rumgeklettert sind. Da geht sogar die Große noch gerne spazieren. Die Kleine ließ sich lieber fahren, ich glaube, sie traut dem Meer noch nicht so recht. Wir haben aber auch einige Ausflüge gemacht, unter anderem nach Hirtshals in das Aquarium zu den Mondfischen, die kennen wir inzwischen schon gut, aber auch nach Randers, wo es einen Regenwald-Zoo gibt, der mich sehr begeistert hat. Es war richtig liebevoll gestaltet wie in einem riesigen Gewächshaus, in dem die Tiere teilweise frei herum liefen (die Krokodile natürlich nicht gg). Die Mädchen waren beide ganz entzückt, die Kleine hatte allerdings Angst, daß es die Äffchen auf ihr Knäckebrot abgesehen haben könnten und hat es immer fest an sich gepreßt.

Die teilweise ja doch recht langen Autofahrten, die wir unternehmen, klappen mit den beiden immer ziemlich gut. Sogar die Kleine ist teilweise schon recht geduldig, wenn sie nur ihr Baby bei sich hat und es genug zu essen gibt. Sie liebt Pausen an Autobahnraststätten, besteht aber darauf, dort einen Kinderstuhl zu bekommen und von meinem Kaffee zu trinken. Das ist so niedlich, wenn sie laut jubelnd dort reinstürzt und einen Hochstuhl verlangt. Gut, daß die Raststätten inzwischen alle einigermaßen ausgestattet sind. Ansonsten sind beide während solcher Fahrten recht redefreudig und als die Große mich neulich fragte, was eigentlich ein Tinnitus sei, konnte ich ihr das ganz einfach erklären: wenn eine von rechts und eine von links auf mich einredet, klingelt es in meinen Ohren gg.

Wieder zurück ging es gleich kräftig zur Sache. Am Montag habe ich einen Prozess für einen Kollegen übernommen, der so viel anderes um die Ohren hatte. Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, was mir sonst noch blühte. Das habe ich ganz gut über die Bühne gebracht, Angeklagter und Richter waren glücklich, ich konnte mir allerdings nicht verkneifen, meinem Kollegen hinterher zu erzählen, daß er leider noch zu zwei Fortsetzungsterminen zwischen den Feiertagen müßte. Der entsetzte Blick war es wert, die Verhandlung für ihn übernommen zu haben.

Am Tag darauf ging dann mein eigener Prozess los, den ich aber eigentlich auch nur geerbt hatte, weil der zuständige Dezernent einen großen Prozess an der Hacke hat und es Terminüberschneidungen gab. Das wußte ich aber natürlich noch nicht, als ich für die andere Verhandlung zugesagt habe. Nun habe ich also ein richtiges Großverfahren mit erstmal 12 Terminen, aber ich denke mal, es werden noch mehr werden. Es geht um Steuerhinterziehung und ist eine ziemlich verworrene Angelegenheit, bei der ich nicht ausschließen möchte, daß sich das alles irgendwann in Wohlgefallen auflöst und alle frei gesprochen werden. Der eine Angeklagte redet wie ein Wasserfall, so etwas habe ich noch nie erlebt (immerhin ist es ein Mann). Man traut sich kaum, ihm eine Frage zu stellen, weil jede Antwort mindestens 10 Minuten dauert, eher länger, und das ist auch der Grund, warum ich denke, daß wir wohl mit unseren 12 Terminen nicht auskommen werden. Dazu kommen ja auch noch die beiden anderen Angeklagten, drei Verteidiger, die alle Fragen stellen und 5 Richter, die ebenfalls Fragen stellen. Das wird sich wohl noch eine Weile hinziehen. Da es sich um eine Steuersache handelt, habe ich einen Vertreter der Finanzbehörde dabei. Ich habe hier sogar zwei dabei, weil auch der Sachgebietsleiter der Bustra jedesmal anrückt, um dann friedlich in seinem Stuhl ein Schläfchen zu halten. So langsam ist mir das ein wenig peinlich, immerhin sitzt er ja auf meiner Seite des Saales, und die Verteidiger von gegenüber grinsen sich eins. Ich werde mal schauen, ob wir ihn noch irgendwie loswerden können. Der Fall an sich ist aber sehr interessant, wenn auch verworren. Im Büro bleibt aber allerhand liegen, wenn man sich die ganze Zeit nur am Gericht rumtreibt, hinterher bin ich dann tatsächlich zu geplättet, um noch viel zu arbeiten.

Eine sehr lustige Sache war in der letzten Woche die Fortbildung zum Spracherkennungssystem Dragon. Seitdem arbeite ich auch so, daß ich direkt in meinen Computer diktiere. Es klappt ziemlich gut, ich bin erstaunt, wieviel der Computer versteht. Es macht außerdem total viel Spaß, man kann nicht nur diktieren, sondern dem Computer auch andere Anweisungen geben. Ich fühle mich jedenfalls dem Star Trek-Ideal immer näher und hoffe, daß ich auch irgendwann am Schreibtisch sitzen und "Hallo Computer" sagen kann und dann einfach nur durch Anweisungen alles erledigen. Ob ich das noch vor der Rente erlebe, ist natürlich eine andere Frage.

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