Samstag, 21. März 2015

Die Bilanz der letzten Wochen

Es ist viel los gerade im Hause Spock. Zunächst einmal gab es noch nachgeburtstagliche Aktivitäten. Und seitdem geht es hier quasi Schlag auf Schlag.

Zunächst Durchsuchung Nr. 1. Da ich im Moment nicht nur einen Referendar, sondern auch einen Praktikanten betreue, erscheine ich stets mit zwei jungen Männern im Gefolge oder sollte ich Schlepptau sagen? Manchmal dürfen sie auch meine Akten tragen ;-).
Aber Durchsuchung Nr. 1 war das Thema: der Kandidat ist in Insolvenz und bezieht ein Einkommen, das sich exakt an der Pfändungsfreigrenze orientiert. Seine Wohnung jedoch befindet sich in Bestlage, in seiner Geldbörse sind mehrere tausend Euro, vor seiner Tür ein riesiger Mercedes, in der Garage ein Ferrari, im Wohnzimmer ein Motorrad. Natürlich gehört dem Ärmsten nichts von alledem. Das Motorrad z.B. gehört seiner über 80-jährigen Mutter...er hat es schon schwer. Aber er ist ein sehr akurater Sammler und Abhefter, und wir finden jede Menge Leitz-Ordner mit aufschlußreichen Papieren. Unter anderem einen, in dem sämtliche Briefe, Notizzettel, etc. seiner Freundin abgeheftet sind. Und ziemlich viel Post seines Anwalts, in der auch aufschlußreiche Anmerkungen über mich zu finden sind. Aber das habe ich selbstverständlich schon längst wieder vergessen...

Dann gibt es den ersten Teil einer Gerichtsverhandlung. Der Angeklagte räumt ein, sich selbst ein paar Rechnungen gebastelt zu haben, um Vorsteuer ziehen zu können. Er bestreitet aber vehement, einige der Ausgangsrechnungen nicht verbucht zu haben, um auf diese Weise Umsatzsteuer zu sparen. Die mehr oder wenige kreative Begründung besteht darin, daß er behauptet, daß wäre ja aufgefallen und damit blöd und deshalb habe er das nicht getan. Wie einfach die Welt doch sein kann...wir glauben ihm alle nicht, und es wird ein zweiter Termin anberaumt, zu dem zunächst einmal vier Zeugen geladen werden.

Zur Aufmunterung besucht mich am Wochenende danach die liebe N. Um nur einige unserer Aktivitäten zu nennen:

Selbstverständlich tun wir auch andere Dinge, und als Ausgleich gehen wir sogar mal schwimmen...auf jeden Fall erlangen wir zahlreiche neue und alte Erkenntnisse über das andere Geschlecht im allgemeinen und im besonderen. Was ja auch wichtig ist, Frauen können da gar nicht informiert genug sein. Zwischendurch amüsieren wir uns im Kino, beim Shoppen, mit einem Spaziergang am Meer...aber Langeweile ist eh eines der Wörter, von dem ich lediglich weiß, wie es sich schreibt. Jederzeit wieder!






 
Danach geht es aber auch schon munter weiter. Einer meiner Kollegen fällt für längere Zeit aus, und ich habe die Ehre, ihn zu vertreten. Klein ist sein Dezernat nicht gerade, und meine Aktenstapel erhöhen sich. Noch mehr müß man wohl sagen...nebenbei versuche ich, einen Gerichtstermin zu verlegen, weil ich an einem Tag zwei davon in zwei verschiedenen Städten haben soll. Daß ein Klon gar nicht so unpraktisch wäre, habe ich schon mal erwähnt, oder? Als es mir dann zwei Tage vor dem Termin endlich gelingt, den Richter zu erreichen und eine Verlegung zu bekommen, trudelt eine Stunde später ein Fax von dem anderen Gericht ein, daß der dortige Termin ebenfalls verlegt wäre...aber ich nehme dann auch gerne mal einen Tag, an dem nichts los ist.

Außerdem Einsatzbesprechung für Durchsuchung Nr. 2 und die dazugehörige Durchsuchung. Diesmal bei einem Steuerberater. Der so gar nicht dem Klischee entspricht, sondern sich ausgesprochen schlunzig präsentiert. Als der Steuerfanhnder hinter ihn tritt, um die Kontrolle über seinen Monitor zu behalten, muß er noch schnell eine Seite mit nicht jugendfreien Inhalten wegklicken. Nun ja...ansonsten ist nicht viel zu holen bei ihm.

Nach alledem und weil hier gerade großartiges Wetter ist, erhole ich mich zwischendurch gemeinsam mit der lieben M. dann mal hier:



Aber eine lange Pause ist mir natürlich nicht vergönnt, statt dessen geht es weiter mit dem Prozess gegen Kandidat "Ich-fälsche-zwar-Rechnungen-lasse-aber-keine-verschwinden". Er macht in dem Schema weiter, so langsam wird es seinem Anwalt schon ein wenig peinlich, und der Richter -üblicherweise eine Frohnatur- wirkt zusehends ungeduldig. Der richtige Moment für ein kurzes Gespräch mit dem Verteidiger...ich kündige ihm an, daß ich irgendetwas außerhalb des bewährungsfähigen Bereiches beantragen würde, wenn ich nicht bald ein Geständnis oder eine plausible Erklärung zu hören bekomme. Er möge dies seinem Mandanten doch bitte mitteilen. Wenige Minuten später habe ich mein Geständnis, wenn auch noch etwas nebulös, aber auch das bekomme ich hin. Und dann gibt es eine sehr schöne Geldstrafe für ihn, die er sogar rechtskräftig werden läßt.

Und damit konnte dann auch das Wochenende beginnen. Ich glaube, es war noch wesentlich mehr los, aber ich habe ein wenig den Überblick verloren ;-). Mein Terminkalender ist jedenfalls auch die nächsten Wochen voll. Aber Langeweile ist ja auch etwas...ich erwähnte es schon...

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