Montag, 3. Februar 2014

Querelen im Dienst

Aufgrund mangelnden Sachzusammenhangs muß jetzt ein neuer Post her, aber da ich eh ein wenig in Verzug bin, was die Menge angeht, dürfte das wohl kaum schädlich sein.

Ich räume ein, daß ich in letzter Zeit nur wenig Dienstliches berichtet habe. Der Grund dafür ist im übrigen ausschließlich darin zu suchen, daß seit Anfang des Jahres schlichtweg nichts Spannendes passiert ist. Der einzige Lichtblick, ein Gerichtstermin für Donnerstag, wurde auch noch aufgehoben, weil der Angeklagte zwischenzeitlich bereits in anderer Sache eingebuchtet wurde. Würde ich jetzt den Bedarf nach der Verwendung nicht ganz so gewählter Sprache verspüren, würde ich sagen, daß es momentan grottenlangweilig ist...

Aber heute tun mir die lieben Kollegen zumindest den Gefallen, mir morgens -und das sogar an einem Montag- eine amüsante und berichtenswerte Szene zu bieten:

Pünktlich wie immer betritt Frau Spock also an diesem Morgen die heiligen Hallen ihrer Behörde und begibt sich kurz darauf in die Geschäftsstelle mit dem hehren Ziel, sich mit frischen Akten für ihr Tagewerk zu versorgen. Außerdem soll heute ein neuer Mitarbeiter in der Geschäftsstelle anfangen, und von einer gewissen Neugier getrieben, möchte ich natürlich auch einen Blick auf selbigen werfen. In unserer Geschäftsstelle herrscht übrigens eine rege Fluktuation an Mitarbeitern, weil sie nicht gerade beliebt ist. Das liegt in erster Linie daran daß das Aufkommen der zu kopierenden Akten so hoch ist, und das ist offensichtlich und nicht ganz unverständlich eine ziemlich unbeliebte Arbeit. Leider hat das uns jetzt auch den Mitarbeiter gekostet, der die Auffassung vertrat, er müsse jeden ersten Montag im Monat (das wäre heute gewesen) selbstgebackenen Kuchen mitbringen.

Aber jetzt habe ich ja das Ziel, einen Blick auf den neuen Mitarbeiter zu werfen, also mal abgesehen von den Akten. Ich betrete den Raum, drei Damen stehen dort, sich mit ratlosen Blicken umsehend. Vom neuen Mitarbeiter keine Spur, aber er war offenbar am Wochenende bereits einmal da und hat sich häuslich eingerichtet. Die Geschäftsstelle sieht jedenfalls eindeutig...anders aus.

Dort, wo eigentlich der Mitarbeiter sitzen soll, befindet sich ein gewaltiger Pappaufsteller eines Affen, von dem nach seiner Spezies benannten Planeten stammend. Der Schreibtisch ist voller Nippes, auf einem anderen Stuhl hängt ein T-Shirt, das mit Autogrammen -ich kann nur vermuten, daß es sich um Fußballer handelt- verziert ist. Dort, wo sich sonst die Terminszettelkästen befinden, steht eine gewaltige Stereoanlage. Auf dem Aktenschrank, sonst voller Kartons, findet sich weiterer Nippes, darüber hängt eine riesige brasilianische Flagge, an einem der anderen Schränke hängt ein Poster des Filmes "Gladiator", selbstverständlich auch groß. Auf einem Schreibtisch findet sich ein Zettel mit der Aufschrift: Die Kartons auf dem Schrank sind im Kartonzimmer. Welches Kartonzimmer stellt sich umgehend die Frage. Und welche Kartons? Wäre es nicht schön gewesen, auch die Aktenzeichen zu notieren, damit bei schätzungsweise 5000 vorhandenen Kartons eine Chance besteht, genau diese wiederzufinden?

Kollegin N, die mit dem neuen Mitarbeiter das Büro teilt, wirft mir einen verzweifelten Blick zu und fragt mit noch verzweifelterer Stimme: "Warum landen die ganzen Idioten eigentlich immer bei mir?" Ich unterdrücke ein Grinsen, übe mich in Empathie, verweise auf den demnächst eintreffenden Abteilungsleiter und schnappe mir schnell meine Akten, um mich in mein Büro abzusetzen, wo ich meiner Erheiterung freien Lauf lassen kann.

Später schleiche ich noch einmal in die Geschäftsstelle. Der Pappaufsteller ist zwischenzeitlich verschwunden. Der neue Mitarbeiter gerade unterwegs, und auf meine zaghafte Frage grinst Kollegin N: "Ich habe mit ihm geredet. Er räumt hier gleich auf, aber vorher muß er noch ein paar Eilsachen erledigen." Ihr Grinsen vertieft sich. "Ich hab ihm gleich mal klargemacht, wie das hier so läuft."
Wir lächeln uns verständnissinnig an. Und die Harmonie ist auch wieder hergestellt ;-)

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