Im Moment habe ich viele Gerichtstermine, was ich durchaus begrüße, gibt es einem doch immer wieder interessante Einblicke in die Abgründe der menschlichen Natur ,-). Heute gab es in einem Gericht nicht unweit von dem, in dem ich meinen Termin hatte, einen größeren Polizeieinsatz, der auch Auswirkungen, auf "mein" Gericht hatte. Das spielte sich dann folgendermaßen ab:
Frau Spock betritt pünktlich den Gerichtsflur und trinkt wie immer ritualmäßig vorher einen Cappuccino. An der anvisierten Saaltür steht mein Termin dran, etwa 10 Minuten vor Beginn der Sitzung betrete ich den Saal, um mich schon einmal auf meinem Platz häuslich einzurichten.
Beim Öffnen der Tür stelle ich fest, daß der gesamte Saal voller Schlagstöcke und Helme liegt. 5 Polizisten stürzen sich von draußen auf mich und fragen, was ich denn hier wolle.
Ich erkläre ihnen, daß sie ihre Schlagstöcke doch bitte bis zum Beginn der Sitzung wegräumen möchten, weil diese sonst einen etwas eigenartigen Eindruck auf den Angeklagten machen würden...
Große Verwirrung bei den Beamten: "Wieso Sitzung? Hier ist unser Aufenthaltsraum."
"Kann nicht sein, hier ist doch meine Sitzung. Steht doch dran."
Ich schaue noch mal auf den Terminszettel vor der Tür. Drunter steht ganz klein: "Die Sitzung wurde verlegt nach Saal 6". Ich schleiche von dannen.
Aber eigentlich schade, ich hätte gerne das Gesicht des Angeklagten gesehen, wenn er die ganzen Utensilien entdeckt ;-).
Eigentlich hatte ich mich ja schon gefreut, heute weiteren skurrilen Gestalten zu begegnen, aber leider wurde nichts daraus. Statt dessen erhielt ich einen Anruf vom Gericht (gut, daß ich diesmal vorher ins Büro gefahren bin, normalerweise tue ich das vor Verhandlungen nicht), daß der Richter krank ist und alle Termine abgesagt werden müssen.
Bei so viel unverhoffter Zeit und ohnehin nichts zu tun, habe ich einem Kollegen eine Akte gemopst und die Anklage geschrieben. Und nachdem das so schnell ging, habe ich ihm noch die nächste abgenommen, die ist für morgen. Er wirkte nicht allzu unglücklich über die Dezimierung seines Stapels, und ich kann ein wenig ranklotzen, bevor ich dann ab übermorgen für fast ZWEI Wochen frei habe. Aber in der Zeit habe ich bestimmt auch interessante Begegnungen gg.
Dann würde ich sagen, daß es sich um eine Mischung aus Telefonseelsorge und Rechtsberatung handelt. Der Schwerpunkt liegt mal mehr auf dem einen, mal mehr auf dem anderen. Heute gab es jedenfalls lauter merkwürdige Anrufe:
Als erstes meldet sich einer meiner Beschuldigten, dem ich eine Abschrift der gegen ihn gerichteten Strafanzeige zur Stellungnahme geschickt habe. Ob ich ihn denn vielleicht anklagen wollte? Ich erkläre ihm, daß ich das noch nicht weiß, weil die Ermittlungen schließlich noch nicht beendet sind. Aber ich müßte doch wissen, daß diese Strafanzeige total aus der Luft gegriffen ist, warum ich die Ermittlungen überhaupt aufgenommen hätte? Ich bemühe mich, ihm zu erklären, daß ich dazu verpflichtet bin, wenn ich Strafanzeigen bekomme und kann ihn dazu überreden, doch erstmal eine schriftliche Stellungnahme abzugeben. Auf die bin ich schon gespannt...aber man merkte sehr deutlich, daß der arme Mann sich sehr unverstanden fühlte.
Nächster Anruf von einer Polizeistation: eine alte Dame ist auf eine Schafweide gegangen (wieso auch immer...) und von einem Schafbock angefallen und nicht ungefährlich verletzt worden, sie liegt noch im Krankenhaus und ist nicht ansprechbar. Ich werde gefragt, ob gegen den Halter des Schafbocks jetzt ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet werden soll. Ich überlege, wenn das so wäre, dürfte man praktisch keine Tiere mehr auf den Weiden geben, das Risiko für die Halter wäre viel zu groß. Und wozu sind schließlich die Zäune da? Also nein, kein Ermittlungsverfahren, bevor wir nicht wissen, ob der Zaun in Ordnung war und was die Frau dort eigentlich wollte.
Zwischendurch eine Blutprobe, ein Imsi-Catcher und zwei Anrufe einer Referendarin aus einer Verhandlung, das war direkt was normales.
Der letzte Anruf des Tages gibt mir dann schließlich den Rest. Ein Mann ruft an und fängt an, ohne Pause auf mich einzureden. Name und genaues Anliegen ist nicht zu verstehen. Angeblich hat er irgendwo ein Schild gesehen, auf dem "Tötet Nazis" steht und meint, daß dies wohl gegen die Menschenrechte verstoßen würde. Während ich noch überlege, ob man ihn nun auf der Seite einordnen muß, erzählt er mir von Bekanntschaften auf allen politischen Ebenen, die er schon gemacht hat, seiner Flucht aus dem Osten (den Zeitraum kann ich dem leider nicht entnehmen), seiner Absicht, eigentlich gerade Tomaten pflanzen zu wollen, seinem Disput mit der örtlichen Polizeistation, die offenbar seine Strafanzeige gegen wen auch immer nicht entgegen nehmen wollte und noch so allerlei anderes, was ich mir nicht merken konnte. Geschickt, wie ich bin, verweise ich ihn an unsere Dezernentin für politische Angelegenheiten. Diese ruft mich wenige Minuten später leicht entnervt an, was ich ihr denn für einen aufgedrückt hätte. Einen Sachverhalt habe sie nicht aus ihm rausbekommen und auf die Frage, wo er denn wohne, habe er mit "Fachklinik..." geantwortet. Alles klar! Aber offenbar hat sie es geschafft, das Gespräch elegant zu beenden.
Dann ist zum Glück Schluß für heute, und ich verlasse fluchtartig das Büro. Ich weiß aber nicht, ob es morgen viel besser wird. Ich habe vier Gerichtstermine, dann sitze ich denen auch noch von Angesicht zu Angesicht gegenüber ;-).
Nicht, daß ich mir viel draus machen würde, aber wenn ich andernorts sehe, was Mann und Kinder so für die liebe Frau Mama auffahren, finde ich es schon ein wenig ungerecht, wenn ich hier ganz alleine ab 5 Uhr morgens die Stellung halten darf gg.
Leider hatte das frühe Aufstehen zur Folge, daß Kind klein den ganzen Vormittag über leichte Ermüdungserscheinungen zeigte und in entsprechend schlechter Stimmung war. Eigene Müdigkeit und quakendes Kind ist allerdings nicht gerade meine Idealvorstellung eines harmonischen Sonntags. Um kurz nach 11 war dann auch Ende der Fahnenstange, und ich habe ihn zu einem (zugegebenermaßen recht frühen) Mittagsschlaf hingelegt und die Gelegenheit dann auch gleich genutzt, mich ein Stündchen dazu zu legen.
Nach drei Stunden wachte er auf und ist seitdem bester Laune. Wir haben zusammen die Große -nun ihrerseits leicht übermüdet- vom Übernachtungsbesuch bei einer Freundin abgeholt. Das Wetter klart seitdem ständig auf, so daß die beiden Kleinen sich weitgehend im Garten aufhalten und dort furchtbar beschäftigt sind, nur kurz unterbrochen von einer größeren Portion Tortellini pro Kind. Der Garten, so klein er auch ist, ist immer wieder eine tolle Sache und wird von allen Kindern und Meerschweinchen so richtig ausgenutzt.
Und ich habe dann doch immerhin ein sehr nettes Muttertags-Wichtelpäckchen bekommen und vergreife mich sukzessive an einer Packung äußerst schmackhafter Schokoladenfrösche. Irgendwann heute nacht wird der werte Herr Gemahl hier wieder eintrudeln, und zur Abwechslung von dem Trott habe ich morgen Bereitschaftsdienst, der schließlich immer für das eine oder andere nette Erlebnis gut ist. Vielleicht ist heute abend zur Feier des Tages das große Schwarzwaldklinik-Special dran ;-).
Es gab ja lange keine Bilanz mehr, dafür kann ich diesmal gleich über mehrere Tage berichten, in denen ich mal wieder Strohwitwe bin. Und es ist noch nicht vorbei...:
- Die Anzahl der Kinder, die sich nachts in meinem Bett aufhalten, scheint stetig anzusteigen. Ich habe im übrigen nicht den Eindruck, daß sie mich vermissen, und erwäge, das Zimmer zu wechseln und nachts einfach im Kinderzimmer zu bleiben. Wenn jetzt auch noch die Große wieder bei mir schlafen möchte, wander ich einfach aus.
- dreimal Morgenwahnsinn. Dieser beginnt zwischenzeitlich gegen 5.15 Uhr, zu der Zeit setzt der Kleine sich auf, ruft "fertig", zerrt an seinem Schlafsack und wirkt ziemlich munter. Ich kann ihn zwar meistens überreden, sich wieder hinzulegen, aber er nutzt meinen komatösen Dämmerzustand dann aus, um in meinem Ohr zu pulen oder an meiner Decke zu zupfen. Um 6 Uhr springe ich auf, fülle Dosen, mache Frühstück, ziehe den Kleinen an, scheuche die Große an, bändige die Mittlere und schaffe es auf magische Weise doch, daß alle adrett gekleidet, mit Frühstück im Bauch und pünktlich an ihren jeweiligen Zielorten ankommen. Ich selbst lande mehr oder weniger adrett und mit nur leichten Erschöpfungsanzeichen an meinem Schreibtisch.
- dreimal Büro. Ich stelle fest, daß Polizei und Steuerfahndung für mich offenbar zu langsam sind und es nicht schaffen, mich mit genügend neuen Fällen zu versorgen. Jedenfalls habe ich im Moment tatsächlich ziemlich wenig zu tun, da alle Akten unterwegs sind. Ist aber auch mal nicht so schlimm.
- dreieinhalb mal Abendwahnsinn, einmal übernimmt Schwiegermutter eine Hälfte. Zur Zeit relativ entspannt aufgrund der steigenden Anzahl von Kindern in meinem Bett, siehe oben.
- einmal verpaßter Elternabend
- einmal Schulkonzert, bei dem die Große im Chor gesungen hat. Wunderschön! Außerdem lauter nett anzusehende Jugendliche, aber vielleicht liegt das auch an der Chorkleidung...
- einmal Mittagessen mit Freundin (*winke*)
- einmal die Große daran gehindert, den Keller unter Wasser zu setzen
- einmal die Große daran gehindert, den Gartenschlauch vom Garten durch das gesamte Haus in den Vorgarten zu ziehen, um ihr Fahrrad abzuspritzen
- einmal Einkaufsbummel mit drei Kindern, keine Scherben (das allein ist ja wohl schon einen Orden wert ;-)). Wenn man im Lieblingscafé mit den Worten "Oh, da sind sie ja endlich mal wieder" begrüßt wird und die Kellnerin schon weiß, was wir bestellen werden, ist man vermutlich etwas zu häufig dort...
- einmal Massage, traumhaft! Der Effekt hält immerhin eine halbe Stunde an, dann hole ich die Kleinen aus dem Kindergarten ab.
Nun ja, two days to go. Tschakka!