Gerade genieße ich die wohl letzten ruhigen Tage meines Mutterschutzes, der immerhin schon seit einer Woche angefangen hat. Ab nächste Woche ist der Kindergarten der Kleinen für drei Wochen geschlossen, und danach bin ich wahrscheinlich reif für die Kur bei der wilden Hummel. Die Große ist ja auch nicht gerade schweigsam, aber sie verzieht sich doch hin und wieder in ihr Zimmer und liest oder hat Besuch, und dann darf ich ohnehin nicht mehr stören gg.
Bisher habe ich sogar neben ein paar Akten allerlei erledigt. Zahnarzt für alle war angesagt, außerdem habe ich aus dem Zimmer der Großen mehrere Müllsäcke rausgeholt, sie wünscht mich vermutlich inzwischen dringend ins Büro zurück. Wir haben einige Erledigungen geschafft, und heute habe ich mich sogar daran gesetzt, Babysachen zu waschen, die erste Maschine ist schon fertig. Aber ganz geheuer ist mir das zugegebenermaßen nicht. Bei Adrian hatten wir auch gerade alles fertig, als er starb. Zimmer eingerichtet, Wäsche gewaschen, alles bereit gelegt, und drei Tage später war er tot. Andererseits brauche ich ja ein paar Sachen für das Baby und kann nicht erst alles fertig machen, wenn es da ist.
Bis auf diesen kleinen Bruch jetzt bin ich eigentlich bisher sehr entspannt in dieser Schwangerschaft. Die 37. Woche kommt allerdings auch erst noch, nächste Woche nämlich. Bisher ist jedenfalls alles in Ordnung. Das Baby ist außerordentlich aktiv und scheint sich immer noch im Bauch hin und her zu drehen. Es hat wohl schon an die 2,5 kg, und ein bißchen hoffe ich, daß es sich vielleicht ein wenig früher auf den Weg macht. Aber das hoffen wohl alle Schwangeren, wenn es auf das Ende zugeht, ohne daß dieser Wunsch unbedingt erfüllt wird. Ich würde jedenfalls gerne mal wieder auf dem Rücken schlafen und überhaupt mal wieder schlafen. ohne von innen getreten zu werden.
Im Büro bin ich momentan so zweimal die Woche, sehe meine emails und die Post durch und mache ab und zu was hier zuhause. Richtig viel zu tun ist nicht, das nennt sich wohl Sommerloch, aber es ist ganz angenehm. Letzte Woche kam der Bescheid, daß meine Probezeitverkürzung durch ist. Das heißt, daß ich mich nicht erst nach drei Jahren auf eine Lebenszeitstelle bewerben darf, sondern schon nach 1,5 Jahren, und die sind bereits um. Also habe ich sofort eine entsprechende Bewerbung rausgeschickt und bekam auch prompt die Aufforderung, mich beim Amtsarzt vorzustellen zwecks Untersuchung auf Tauglichkeit gg. Den Termin dort habe ich in knapp drei Wochen, das wird bestimmt lustig, wenn ich dort mit meinem Bauch auftauche. Aber ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn es bald mit einer Planstelle klappt. Wenn man sich die Sparpläne der Landesregierung anschaut, sollte man vermutlich nicht zu lange damit warten, sich auf Lebenszeit einstellen zu lassen.
Ansonsten entspanne ich mich, soweit es eben geht. Ich mache sogar Mittagsschlaf, der aber immer gerne von allerlei Telefonanrufen unterbrochen wird. Letztes Wochenende war ich mit der Kleinen in Bielefeld, das war sehr schön. Wir sind mit dem Zug gefahren (dem "ABC", wie die Kleine meint), und sie fand es toll, hat aber kräftig ihr Temperament dort entwickelt und ist überall herumgeklettert. Nach den Sommerferien werde ich schauen, ob ich irgendwo eine vernünftige Turngruppe oder so etwas für sie finde. Ich glaube, sie braucht entschieden Bewegung.
Uff, teilweise schafft mich die Hitze ganz schön. 35 Grad im Schatten muß ich wirklich nicht haben, da merke ich dann so richtig, wie mein Kreislauf in den Keller sackt, und ich verbringe die meiste Zeit vor mich hindämmernd auf dem Sofa. Zum Glück sind nicht alle Tage so heiß, und zwischendurch kühlt es sich immer wieder mal ab. Ansonsten geht es mir aber gut, und das Baby ist schon kräftig gewachsen. Nach letzten Messungen der Uni-Klinik soll es schon über zwei Kilo haben, auf jeden Fall fühlt es sich an wie zwei Kilo, wenn es sich in meine Lunge bohrt gg. Es ist jedenfalls sehr munter und rumort kräftig. Ich kann gar nicht recht glauben, daß es nur noch 6 Wochen dauern soll, bis es kommt. Oder auch immer noch 6 Wochen, wie man es eben sieht.
In drei Tagen fängt jedenfalls mein offizieller Mutterschutz an, nicht daß es einen großen Unterschied zu jetzt machen würde, denn ich habe ja ohnehin schon Urlaub. So ganz habe ich mich an diesen Zustand noch nicht gewöhnt, aber ich habe dafür die letzte Woche so mit Terminen vollgepackt, daß ich trotzdem gut ausgelastet war. Mehrere Arzttermine, dann war ich mit der Großen beim Friseur und allerlei Dinge einkaufen, aufräumen, und "nebenbei" habe ich ja auch noch allerlei Akten hier liegen. und mußte ins Büro, um meine Post durchzusehen. Also kann ich mich über Langeweile zum Glück nicht beklagen. Hier zuhause zu arbeiten, klappt bisher recht gut, und an meinem neuen Schreibtisch ist es sehr gemütlich. Man hat mir allerdings ein paar wüste Uralt-Verfahren aufgeschwatzt, durch die blicke ich noch nicht so ganz durch.
Ich bin allerdings tatsächlich ganz froh, daß ich momentan keine Gerichtstermine wahrnehmen muß. Bei der Wärme ist es unter der Robe unerträglich heiß, und bei meinem letzten Prozeß wäre ich fast umgekippt, als ich im Stehen die Anklage verlesen mußte (ich habe dann lieber im Sitzen weitergemacht gg). Spannend war der letzte Prozeß aber trotzdem, eine meiner eigenen größeren Sachen, die wir zwar vorher ausgedealt hatten, aber man weiß ja trotzdem nie, wie es sich entwickelt. Der Angeklagte war jedenfalls ein echter Herr (ein ehemaliger Professor von mir) und der Verteidiger auch (ebenfalls ein ehemaliger Professor vor mir), die mir nach dem Urteil sogar noch anboten, meinen Aktenkoffer zu tragen gg. Das habe ich allerdings abgelehnt, denke aber, daß das Urteil wohl akzeptiert wurde. Ein ganz guter Abgang wie ich finde.
Morgen bekommen wir Besuch von der gesamten Krippengruppe der Kleinen, das machen die regelmäßig, und sie freut sich schon sehr. Ich bin ganz froh, daß auch die Erzieherinnen dabei sind und ich die Kleinen nicht alleine händeln muß. Aber es wird bestimmt lustig. Nachmittags habe ich dann ihr Aufnahmegespräch für die Tigergruppe, auch die Kleine wird langsam groß. Nächstes Wochenende fahre ich mit ihr zu Karin und Annika, während Frank sich mit der Großen nach London absetzt. Wird also ein spannendes Wochenende.
Erwähnte ich schon, daß ich Umstandskleidung auf die Dauer schrecklich finde? Insbesondere die Hosen sind fürchterlich. Sie sind aus abenteuerlichen Stoffen, Baumwolle gehört jedenfalls nur sehr am Rande dazu, so daß man spätestens mittags völlig durchgeschwitzt ist. Beliebt sind auch Hosen im "Girlie-Look", mit denen man sich bei einer seriösen Arbeitsstelle schon gar nicht sehen lassen kann oder irgendwelche schlabbrigen Dinger. Irgendwie war das anders, als ich mit der Großen schwanger war, da hatte ich nicht solche Probleme, etwas vernünftiges zum Anziehen zu finden (wenn man mal davon absieht, daß zu der Zeit auf jeden Kleidungsstück Herzchen, Bärchen oder mindestens Blümchen zu finden waren). Jedenfalls freue ich mich auf den Moment, in dem ich endlich mal wieder eine stinknormale Jeans anziehen kann, vorzugsweise eine eng anliegende, und mal wieder einen Reißverschluß schließen muß und außerdem Hosentaschen habe. Zum Glück ist das Ende so langsam absehbar. Bis dahin könnte vielleicht jemand dem Baby noch sagen, daß man seine Füße oder andere Körperteile nicht zwangsläufig ständig in meine Lunge stecken muß. Dann klappt es auch besser mit dem Atmen.
Neulich habe ich mir ein Eltern-Sonderheft "Geburt" gekauft. Warum ich das gemacht habe, weiß ich gar nicht so genau, eigentlich kenne ich mich ja ganz gut aus. Aber ich dachte, daß ich mich vielleicht mal wieder ein wenig mit diesem Thema beschäftigen muß. Die Folge war allerdings, daß die Große das Heft höchst interessiert von vorne bis hinten gelesen hat, und mir seitdem allerlei Fragen darüber stellt, wie ich mir denn die Geburt vorstelle. Ob ich eine Wassergeburt möchte oder lieber im Liegen entbinden möchte. Bei der Hitze momentan kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, stundenlang im warmen Wasser rumzuliegen. Die Kleine sieht das pragmatischer und ist der Meinung, daß man das Baby einfach mal zwischendurch durch den Bauchnabel herausholen könnte. Ansonsten stillt sie sicherheitshalber immer mal wieder ihre Puppe, früh übt sich schließlich.
Morgen bricht schon meine letzte Arbeitswoche an, und ich kann das noch gar nicht recht glauben. So richtig begeistern tut es mich auch nicht, es macht mir so viel Spaß, daß ich einfach weitermachen würde. Allerdings habe ich zugegebenermaßen schon allerlei Akten hier liegen und welche bereit im Büro, so daß ich dann zumindest von hier aus noch weitermachen kann. Morgen entscheidet sich auch, ob mein Antrag auf teilweise Heimarbeit genehmigt wird, die große Abteilungsleiterrunde trifft sich. Ich bin ja schon gespannt, aber eigentlich ganz optimistisch. Ein bißchen früher hätten sie das allerdings ruhig überlegen können.
Letzte Woche war außerdem Betriebsausflug, diesmal bei super Wetter, so daß ich nicht mehrmals naß geworden bin. Wir waren in Hamburg, erst im Zollmuseum, dann in der Hafencity und schließlich essen, und es war sehr nett. Insbesondere konnte man in der Hafencity wunderbar auf Liegestühlen sitzen und bei einem geeisten Latte macchiato die Schiffe auf der Elbe beobachten. Das hat mir dann allerdings einen kleinen Sonnenbrand eingetragen. Wahrscheinlich hätte ich es mit unserer neuen Personalchefin halten sollen und mit einem Stroh-Sonnenhütchen (mit Schleife nicht zu vergessen) erscheinen. Die neuesten Nachrichten über Stellen und weitere Schwangerschaften habe ich so auch erfahren. Am Donnerstag ist noch Hoffest, da wird es hoffentlich ähnlich nett werden.