Donnerstag, 8. Oktober 2009

Bereitschaftsdienst oder wie man entscheidet, was sonst niemand entscheiden will

Diese Woche mache ich also eine neue Erfahrung in meinem schon nicht mehr ganz so neuen Job: ich habe Wochenbereitschaft. Das bedeutet, daß ich Tag und Nacht ein Handy dabei habe und von allen Polizeibeamten des Bezirks jederzeit angerufen werden darf (liebe E., falls Du diese Woche zufällig Nachtdienst hast, ruf mich ja nicht an ;-)). Alle Entscheidungen, die die Polizei nicht selbst treffen darf oder will, treffe dann eben ich. Einige der Anrufer sind dabei ziemlich erstaunt, daß ich nicht im Büro bin, sondern zuhause und das alles so nebenbei neben meinem sonstigen Dienst mache. Jedenfalls entscheide ich jetzt fröhlich alles, was anliegt, zu jeder Uhrzeit und an jedem Ort. Ist schon erstaunlich, was es alles zu entscheiden gibt und was man alles entscheidet, einfach weil man muß, sonst macht es ja niemand.

Bisher hatte ich zum Glück noch keinen Toten, aber allerlei Haftsachen, Durchsuchungen, Autounfälle und einiges, bei dem ich mich schlichtweg geweigert habe, es als eilbedürftig anzusehen, und darum gebeten habe, am nächsten Tag den eigentlichen Dezernenten zu kontaktieren. Aber es ist schon seltsam, ständig ein Handy dabei zu haben, man traut sich kaum unter die Dusche, vorhin klingelte es natürlich gerade, als ich die Kleine ins Bett bringen wollte, da mußte ich dann ein wenig vertrösten. Die Kleine findet es übrigens ziemlich gut, daß hier so oft das "Tenenon kingelt". Wenn sie allerdings demnächst anfängt, mit ihrem Spieltelefon Gewahrsamnahmen anzuordnen, werde ich es bedenklich finden...

Ich hoffe, daß das Wochenende einigermaßen ruhig wird. Für jeden, der da festgenommen wird und für den ich dann einen Haftbefehl haben will, muß ich einen Haftrichter finden und eine Vorführung organisieren, zu der ich natürlich auch hinfahren muß. Meine Lust dazu hält sich doch sehr in Grenzen.

Ansonsten hatte ich diese Woche schon zwei äußerst interessante Fortbildungen (natürlich auch mit Handy am Gürtel): gestern war ich beim Landeskriminalamt, wo wir einen Einblick in verschiedene Einsatzsituationen bekamen und teilweise auch mitmachen durften. Ich habe nicht nur mit einer Paintball-Pistole geschossen, sondern auch mit den richtigen Dienstwaffen, nachdem wir vorher noch eine ganze Menge über Waffen gesagt bekamen. Das war sehr spannend.

Heute habe ich eine Fortbildung über Aussagenanalyse und Vernehmungslehre gemacht, die auch richtig klasse war. Der Dozent ist Professor für Psychologie und erzählte nicht nur allerlei interessante Geschichten, sondern gab auch sehr gute Tipps für eine erfolgreiche Vernehmung. Das Essen war auch sehr erfreulich, um das Wesentliche nicht zu vergessen. Hoffentlich gibt es in nächster Zeit noch mehr so gute Veranstaltungen.


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