Mittwoch, 14. Oktober 2009

Urlaubsreif

Puh, nach einer Woche Bereitschaftsdienst und einer halben Woche alleine mit einem kranken Kind habe ich mir unseren Urlaub redlich verdient. Leider ist es erst am Wochenende soweit, und alleine bin ich immer noch, weil Frank, anstatt jetzt wieder hier zu sein, in Paris festsitzt und weiß der Himmel wann wiederkommt. Nun muß er wohl seinen Geburtstag auch noch auf dem Flughafen einläuten.

Der Bereitschaftsdienst war wohl vergleichsweise ruhig, wenn ich das nach den Erzählungen der anderen beurteilen kann. Die Nacht von Sonnabend auf Sonntag war allerdings äußerst nervig, da klingelte das Telefon andauernd, lauter Besoffene aus den Discos, die in irgendeiner Form Ärger machten. Sonntag und Montag war es dafür so ruhig, daß ich schon an der Funktionsfähigkeit des Diensthandys gezweifelt habe und mich einige Mal selbst angerufen habe, um zu sehen, ob es noch geht. Aber es war in Ordnung, und ich glaube, für das erste Mal habe ich das alles einigermaßen gut gemanagt. So richtig viel Spaß macht es aber nicht. Man steht die ganze Zeit unter Adrenalin, weil es ja klingeln könnte, traut sich kaum unter die Dusche, und nach einer Weile habe ich dieses Klingeln bei jeder Gelegenheit gehört, auch wenn es gar nicht geklingelt hat. Jedenfalls habe ich jetzt erstmal Ruhe, mal sehen, wann ich das nächste Mal dran bin.

Letzten Freitag wurde zu alldem dann noch die Kleine krank, und das hielt sich recht energisch bis gestern, na ja, so richtig superfit ist immer noch nicht wieder. Das paßte natürlich sehr gut, daß Frank am Montag auf Dienstreise mußte, und ich hier mal wieder mit allem allein. Arbeiten ging nur sehr begrenzt, dabei wollte ich vor dem Urlaub noch so viel erledigen. Die Kleine war ständig am Nölen, ist es immer noch, und ich bin teilweise sehr an den Grenzen meiner Geduld. Und nun weiß ich noch nicht mal, wann Frank wiederkommt und Besserung in Sicht ist.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Bereitschaftsdienst oder wie man entscheidet, was sonst niemand entscheiden will

Diese Woche mache ich also eine neue Erfahrung in meinem schon nicht mehr ganz so neuen Job: ich habe Wochenbereitschaft. Das bedeutet, daß ich Tag und Nacht ein Handy dabei habe und von allen Polizeibeamten des Bezirks jederzeit angerufen werden darf (liebe E., falls Du diese Woche zufällig Nachtdienst hast, ruf mich ja nicht an ;-)). Alle Entscheidungen, die die Polizei nicht selbst treffen darf oder will, treffe dann eben ich. Einige der Anrufer sind dabei ziemlich erstaunt, daß ich nicht im Büro bin, sondern zuhause und das alles so nebenbei neben meinem sonstigen Dienst mache. Jedenfalls entscheide ich jetzt fröhlich alles, was anliegt, zu jeder Uhrzeit und an jedem Ort. Ist schon erstaunlich, was es alles zu entscheiden gibt und was man alles entscheidet, einfach weil man muß, sonst macht es ja niemand.

Bisher hatte ich zum Glück noch keinen Toten, aber allerlei Haftsachen, Durchsuchungen, Autounfälle und einiges, bei dem ich mich schlichtweg geweigert habe, es als eilbedürftig anzusehen, und darum gebeten habe, am nächsten Tag den eigentlichen Dezernenten zu kontaktieren. Aber es ist schon seltsam, ständig ein Handy dabei zu haben, man traut sich kaum unter die Dusche, vorhin klingelte es natürlich gerade, als ich die Kleine ins Bett bringen wollte, da mußte ich dann ein wenig vertrösten. Die Kleine findet es übrigens ziemlich gut, daß hier so oft das "Tenenon kingelt". Wenn sie allerdings demnächst anfängt, mit ihrem Spieltelefon Gewahrsamnahmen anzuordnen, werde ich es bedenklich finden...

Ich hoffe, daß das Wochenende einigermaßen ruhig wird. Für jeden, der da festgenommen wird und für den ich dann einen Haftbefehl haben will, muß ich einen Haftrichter finden und eine Vorführung organisieren, zu der ich natürlich auch hinfahren muß. Meine Lust dazu hält sich doch sehr in Grenzen.

Ansonsten hatte ich diese Woche schon zwei äußerst interessante Fortbildungen (natürlich auch mit Handy am Gürtel): gestern war ich beim Landeskriminalamt, wo wir einen Einblick in verschiedene Einsatzsituationen bekamen und teilweise auch mitmachen durften. Ich habe nicht nur mit einer Paintball-Pistole geschossen, sondern auch mit den richtigen Dienstwaffen, nachdem wir vorher noch eine ganze Menge über Waffen gesagt bekamen. Das war sehr spannend.

Heute habe ich eine Fortbildung über Aussagenanalyse und Vernehmungslehre gemacht, die auch richtig klasse war. Der Dozent ist Professor für Psychologie und erzählte nicht nur allerlei interessante Geschichten, sondern gab auch sehr gute Tipps für eine erfolgreiche Vernehmung. Das Essen war auch sehr erfreulich, um das Wesentliche nicht zu vergessen. Hoffentlich gibt es in nächster Zeit noch mehr so gute Veranstaltungen.


Freitag, 2. Oktober 2009

Klausuraufsicht

Heute habe ich Aufsicht bei Examensklausuren für Kandidaten des 2. Staatsexamens geführt, und ich muß sagen, das ist ein toller Job. Zum einen war ich die ganze Zeit höchst dankbar, daß ich das schon hinter mir habe, zum anderen hatte ich endlich mal Muße, in Ruhe eine meiner "Giftakten" wegzuarbeiten. Da ich nichts anderes dabei hatte und schließlich nicht fünf Stunden lang rumsitzen wollte, blieb mir auch nicht viel anderes übrig. Jetzt muß ich das ganze nur noch ins Reine schreiben, und dann habe ich das Ding endlich vom Tisch, noch ein Erbe aus meinem alten Dezernat, das schon etwas länger bei mir rumlag. Dafür bekomme ich dann auch noch eine grandiose Vergütung in Höhe von 9,50 €, der helle Wahnsinn.

Peinlich war allerdings, daß alle ihre Handys abgeben mußten, und ausgerechnet meins dann plötzlich klingelte. Ich sollte vielleicht dazu erwähnen, daß mein Handy sonst höchstens einmal im Monat klingelt, und ich deswegen natürlich nicht daran gedacht habe, es leise zu stellen. Es war natürlich ein völlig unwichtiger Anruf aus dem Hort, weil die Erzieherin dort wissen wollte, wie die Große ihren Geburtstag feiern möchte. Ich verstehe allerdings nicht, wieso sie mich anrufen mußte, denn eine halbe Stunde später sollte ich ohnehin kommen, um sie abzuholen. Jetzt ist mein Telefon jedenfalls auf leise gestellt, klingelt ja eh nie (was ich nicht unbedingt ändern möchte).

Letzten Montag ist die Große schon neun Jahre alt geworden, wie doch die Zeit vergeht. Viel gefeiert haben wir natürlich an einem Schultag nicht, aber am Sonntag steigt die große Party mit 14 Gästen oder so, wir sind schon gespannt.

Letzten Mittwoch hatte ich das erste Mal eine Gerichtsverhandlung in einer Wirtschaftssache, und ich muß sagen, daß es sehr spannend war und richtig Spaß gemacht hat. Es ist gar nicht so häufig, daß es in Verhandlungen auch mal um Rechtsfragen geht und nicht nur um tatsächliches. Aber ich habe schon nach einiges in diesem Bereich zu lernen. Die Verhandlung am Montag war dafür nicht so erfolgreich, das waren allgemeine Sachen. In der einen habe ich mich dann doch zu sehr bequatschen lassen, hinterher habe ich mich ziemlich geärgert. Aber auch das muß man wohl erst lernen.