Montag, 31. Dezember 2012

Der letzte Tag des Jahres

Zur Sicherheit habe ich mir noch einmal das erste Posting dieses Jahres angesehen, in dem es um die guten Vorsätze ging, um festzustellen:
  • hier mehr schreiben: auf jeden Fall geklappt
  • mehr Bewegung: eigentlich auch geklappt, wenn auch etwas anderes als zunächst gedacht
  • mehr Fortbildung: ebenfalls umgesetzt, war super! Für nächstes Jahr sind bereits weitere solcher Projekte in Aussicht
  • mehr Musik: jaaa, auch das ist gelungen, und die Musik ist so ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Auch dies wird auf jeden Fall fortgesetzt.
Neue Vorsätze für nächstes Jahr spare ich mir einfach mal. Es ist genug damit zu tun, mit den alten weiterzumachen.

Und wie war das Jahr 2012 nun? Mit einem Wort: seltsam. Ein Jahr, in dem es viel schönes gab, aber auch vieles so gar nicht gutes. Ein Jahr, das mich an meine Grenzen gebracht hat und in dem ich Grenzen überschritten habe. Ein Jahr, das ich wohl nicht so schnell vergessen werde...
2013 darf dann ruhig ein wenig einfacher werden.

Um es dann heute mal mit einer anderen Band zu sagen:

Ich trinke auf gute Freunde, verlorene Liebe,
auf alte Götter und auf neue Ziele,
auf den ganz normalen Wahnsinn, auf das was einmal war.
Darauf, daß alles endet, und auf ein neues Jahr.

Allen einen guten Rutsch und ein gesundes und zufriedenes Jahr 2013!

Dienstag, 25. Dezember 2012

Zeit der Harfen


Passend zu meiner Phase der irischen Musik habe ich dieses Jahr auch meine Liebe zu irischen Harfen entdeckt. Sie sind einfach nur wunderschön!
Also habe ich mir selbst ein Weihnachtsgeschenk in Form des obigen Bildes gemacht.

Gestern lag dann noch dieses hier für mich unter dem Tannenbaum:


Ist sie nicht einfach entzückend? Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man darauf spielt, und sie scheint total verstimmt zu sein, aber ich habe mir schon ein entsprechendes Buch bestellt...
Ich könnte an dieser Stelle noch erwähnen, daß die Verrücktheit, von der ich schon ein paarmal gesprochen habe, auch mit einer Harfe zu tun hat. Vielleicht sollte ich doch über ein Bild davon nachdenken ;-).

Ansonsten war der Heilige Abend von zwei ausgeflippten kleinen Kindern mal abgesehen sehr ruhig. Wir waren wie immer auf dem Friedhof und haben Adrians Grab in ein Kerzenmeer verwandelt. Später war ich in der Mitternachtsmesse, dort ebenfalls ein Kerzenmeer, und so ist der Abend dann ruhig ausgeklungen. Schön und immer wieder schnell vorbei dieses Weihnachten.

Montag, 24. Dezember 2012

Bei frühlingshaften Temperaturen...

...wünsche ich allen ein wunderschönes und friedliches Weihnachtsfest!!!!!!!!!!!!

Hier ging es gestern wie immer mit einem gemeinsamen Grillen mit den Nachbarn los. Es war allerdings noch so kalt, daß man einiges an Punsch benötigte, um nicht ganz einzufrieren ;-). Also keine weißen Weihnachten, aber dafür auch keine Rutschpartie auf den Straßen, wenn ab morgen die Verwandtenbesuche starten...

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Jubiläum!!!!!!!

Einhundert Einträge in diesem Jahr, ich bin begeistert!! Ich weiß auch nicht, weshalb ich in letzter Zeit so schreibfreudig bin, und ich möchte auch nicht dafür garantieren, daß ich im nächsten Jahr das doppelte schaffe, aber für diesen Blog ist das immerhin ein kleiner Rekord.

Und da ich mich in letzter Zeit so unglaublich mit meinen Geschichten über nicht, nicht mehr, dummes Zeug oder zuviel redende Männer zurück gehalten habe, gibt es nun zum heutigen Jubiläum dies hier für alle Kerle, die meinen, den Mund nicht öffnen zu müssen ;-)

http://www.youtube.com/watch?v=bqywY8Wgvk8

Und damit wieder zum Tagesgeschäft...

Weihnachtsfeier war ja auch noch

Sogar zwei, wenn ich es genau nehme. Die Feier meiner Abteilung war aber einigermaßen unspektakulär, wenn man einmal von der Tatsache absieht, daß aus irgendwelchen Gründen die Vertreterin von Chef-himself meinte, erscheinen zu müssen, direkt neben mir saß und dadurch die Stimmung an unserem Tisch ein wenig dämpfte. Außerdem wurden allerlei peinliche Fotos vom Abteilungsausflug gezeigt, aber da zum Glück durchweg alle peinlich auf den Bildern aussahen, war es nicht ganz so schlimm. Mein Lieblingskollege gab sich ein wenig die Kante und auf diese Weise allerlei lustige Bemerkungen zum besten, und für meinen Abteilungsleiter mußte ich zu späterer Stunde nach dem Text des Liedes "Griechischer Wein" googeln, weil er davon überzeugt war, eine Zeile dieses Liedes habe einstmals sein Leben verändert.

Die zweite Weihnachtsfeier war die diejenige der gesamten Behörde, und ich hatte mir für diesen Zweck sogar ein neues Kleid zugelegt. Selbiges habe ich in der erwähnten Shoppingpause des letzten Gerichtstermins erworben. Die Feier fand wie immer am selben Ort statt, es gab auch ein identisches Buffet wie in den letzten vier Jahren, und ich bin nicht ganz sicher, ob der Discjockey nicht sogar dassselbe Hemd wie in den Vorjahren trug, nächstes Jahr werde ich da ganz sicher drauf achten.
Aber diesmal habe ich einen sehr guten Tisch erwischt, der sich nicht nur direkt neben besagtem Buffet befand, sondern auch mit sehr lustigen Damen besetzt war und nur mit einem leicht gequält wirkenden Kollegen, der uns mehrfach berichtete, daß seine Frau groß und stark wäre und ihn beschützen würde. Hätte er sie man lieber mitgebracht ;-).
Es gab die übliche Rede von Chef-himself, während wir schon alle hungrig auf unseren Stühlen hin und herrutschten. Dann wurde endlich das Buffet eröffnet, und unsere Plätze bewährten sich umgehend.
Später wurden tatsächlich noch Weihnachtslieder gesungen (wobei ich ja der Meinung bin, "Last Christmas" stellt eher eine Körperverletzung dar...), bevor sich der Discjockey so langsam ans Werk machte und zunächst ziemlich schauerliche Musik spielte. Als ich gerade überlegte zu gehen und mir meine Kollegin, der ich versprochen hatte, sie nachhause zu fahren, schnappen wollte, wurde es endlich besser, und wir verschoben den Aufbruch um zwei Stunden, um auch noch die Tanzfläche mit unserer Anwesenheit zu beglücken.
Nachdem ich meine Jacke abgelegt hatte, folgten mir im übrigen die Blicke von Chef-himself und Abteilungsleiter Cool über einen längeren Zeitraum, und ich konnte deutlich erkennen, daß sie festzustellen versuchten, ob sich die Verrücktheit, von der ich schon berichtet habe, nun wirklich auf meiner Schulter befand oder nur eines ihrer Hirngespinste war. Wie praktisch doch lange Haare sind gg.
Nun ist Schluß mit Weihnachtsfeiern, statt dessen steht schon bald das richtige Weihnachtsfest an, das ich ehrlich gesagt noch so gar nicht auf dem Plan habe. Kommt ja auch jedes Jahr wieder überraschend...

Dienstag, 11. Dezember 2012

Manchmal frage ich mich,...

...ob ich nicht lieber in die Abteilung für Kapitaldelikte wechseln sollte. Um es gleich vorweg klarzustellen: Kapitaldelikte haben nichts mit Geld zu tun (höchstens indirekt...), sondern bei ihnen handelt es sich um Mord, Totschlag und ähnlich aufregende Dinge, kapitale Delikte eben, manch einer wird wohl auch wie ein kapitaler Hirsch aus dem Leben gerissen.
Warum also nun dieser plötzliche Wunsch nach einem Wechsel? Das liegt wohl daran, daß ich so langsam den Eindruck bekomme, sämtliche Verrückte des ganzen Landgerichtsbezirkes und noch darüber hinaus (immerhin betreue ich in Steuersachen sogar zwei solcher Bezirke) haben sich in meinem Dezernat versammelt. Dies gilt insbesondere dann, wenn es um Steuerberater, Möchtegern-, Nicht-mehr- oder Noch-nicht-Steuerberater geht. Diese haben sich bisher durchweg alle als reichlich seltsam herausgestellt. Ist es da nicht verständlich, wenn man sich mal schwere Fälle und echte harte Jungs als "Kunden" wünscht ;-)?

Heutiges Beispiel war die Durchsuchung bei einer weiblichen Spezies ihrer Art. Grundsätzlich sind Durchsuchungen prima. Man ist mal vom Schreibtisch weg, bekommt ein oder mehrere Steuerfahnder ganz für sich allein als Fahrer und Papierdurchwühler und kann sich, wenn man Glück hat, auch noch mit smarten Verteidigern herumschlagen, die einen für in steuerlichen Dingen völlig unbeleckt halten und dann mehr als erstaunt sind, wenn man ihnen plötzlich Fachbegriffe um die Ohren haut.
An dem Verteidiger fehlt es heute schon einmal ganz entschieden, statt dessen eine verwirrte Steuerberaterin, die meiner Ansicht nach bis zum Schluss nicht verstanden hat, daß auch sie Beschuldigte ist und der offenbar nicht klar ist, daß man auch als Steuerberaterin keine Buchungen ohne Beleg nach Wunsch des Mandanten vornehmen und hinterher den Jahresabschluss als richtig abzeichnen darf. Wenn man nicht in der Lage ist, seinen Mandanten die erforderlichen Unterlagen zu entlocken, hat man immer noch die Möglichkeit, das Mandat niederzulegen.
Statt dessen unterhält sie uns mit einer wirren Geschichte darüber, wie sie überhaupt an dieses Mandat gekommen sei (völlig irrelevant), daß der kleinste Sohn des Mandanten wohl ein Frühchen sei (noch irrelevanter), sie aufgrund einer Laktoseintoleranz noch nie Döner gegessen habe, nicht einmal bei ihrem Mandanten (dazu fällt mir schon gar nichts mehr ein), ihr Mandant sein Haus ohne Makler gekauft habe (kein Grund, die Einnahmen aus der Vermietung desselben nicht zu verbuchen...) und noch allerlei weiteren bunten Anekdoten, um hinterher der Auffassung zu sein, eine Aussage gemacht zu haben. Ich suche verzweifelt eine Tischkante für meinen Kopf, will aber nicht ganz so dumm auffallen, ich habe schließlich einen Ruf zu wahren, und schaffe es tatsächlich, eine gute Stunde mit völlig unbewegter Miene vor ihr zu sitzen. Manchmal frage ich mich auch, ob ich nicht irgendwo einen Preis für meine unglaubliche Selbstbeherrschung abstauben kann ;-).
Hinterher begeben wir uns noch kurz in besagten Döner-Imbiss ihres Mandanten, um dort zu erfahren, daß dies eine Adresse ist, die man lieber nicht aufsuchen sollte. Darauf wären wir allerdings aufgrund des äußeren Anscheins schon selbst gekommen. Wir verzichten auf den Erwerb eines Döners auch in anderen Etablissements, und ich lasse mich von "meinen" Fahndern zurück zu meinem Auto bringen, um ins Büro zu fahren und dann schnellstmöglich zum Mittagessen zu verschwinden. Und nein, es gibt keinen Döner...

Samstag, 8. Dezember 2012

Nicht nur Musik

Leider nicht, nein, auch der Prozess gegen den Herren mit dem monströsen Namen ging ja noch weiter. Und es scheint so, als wenn er sich auch noch bis in das nächste Jahr hinein hinziehen würde.
Da wir das Verfahren gegen den einen der Angeklagten beim letzten Mal eingestellt haben, ist es jetzt nur noch zwei gegen einen. Leider ist auch der einzig gutaussehende Verteidiger auf diese Weise aus dem Gerichtssaal entfernt worden ;-)., und ich muß nur noch mit zwei unserer lokalen "Starverteidiger" herumschlagen. Sie sind aber beide verhältnismäßig harmlos und neigen nicht zum Herumschreien oder dazu, ihren StPO-Kommentar nach mir zu werfen... 
Der Prozesstag beginnt mehr als unspektakulär damit, daß beide Angeklagten es nicht für nötig befinden zu erscheinen. Der eine ist immerhin durch ein ärztliches Attest entschuldigt, der andere nicht. WIr sitzen die vorgeschriebene 15-minütige Wartezeit ab, entlassen die Zeugen und beschließen, uns mittags wiederzutreffen. Dann sind weitere Zeugen geladen, und der eine Angeklagte soll bis dahin im Zweifel mit Hilfe der Polizei in den Gerichtssaal gezerrt werden.
Ich gehe hinaus, und beide Verteidiger stürzen sich auf mich, weil sie irgendetwas mit mir besprechen wollen. Da ich keine Lust habe, auf dem Flur herumzustehen, nötige ich sie auf einen Kaffee in die Cafeteria. Sie gehen beide sehr bereitwillig darauf ein, man merkt, daß sie etwas von mir wollen. Der eine von ihnen will mit mir über ein anderes Verfahren reden, das ich bearbeite, der andere versucht, mich davon zu überzeugen, daß sein Mandant soooo ein netter Mensch ist und unbedingt eine Bewährungsstrafe bekommen muß. Ich würde das vielleicht glaubhafter finden, wenn er heute wenigstens erschienen wäre und ich jetzt nicht seinetwegen mehrere Stunden herumbekommen müßte. Aber ich bin schließlich ein netter Mensch und verspreche, mir die Sache zu überlegen.
Dann trage ich einen kurzen inneren Konflikt mit mir selbst aus: Soll ich die Wartezeit zum Arbeiten oder zum Shoppen nutzen? Ich muß gestehen, daß die letztere Alternative gewinnt und verbringe einen doch noch ganz erfreulichen Vormittag.
Mittags sitze ich natürlich wieder pünktlich auf meiner Seite des Saals. Den bunten Schal gegen einen weißen ausgetauscht, in die Robe geschlüpft, immer wieder erstaunlich, was so ein Kleidungsstück ausmacht. Mein Blick wird automatisch streng, und ich kann den Angeklagten, der sich nun doch entschlossen hat, uns mit seiner Anwesenheit zu beehren, vorwurfsvoll betrachten, die Richterin tut das ebenfalls.
Auch der geladene Zeuge ist gekommen, und wir befragen ihn ausgiebig, geraten aber alle bald an den Rand der Verzweiflung. Na ja, der Verteidiger tut das vielleicht nicht, für ihn sind derart klaffende Erinnerungslücken durchaus vorteilhaft. Aber wir anderen schütteln irgendwann nur noch mit dem Kopf. Die Richterin und ich verabschieden uns später mit der gegenseitigen Frage, ob der junge Mann wirklich so wenig intelligent ist oder ob er nur so tut.
Nun ist erstmal ein wenig Pause in dieser Sache, aber vor Weihnachten geht es noch weiter. Noch mehr Zeugen, die vermutlich ähnlich drauf sind...

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Das letzte Konzert der Saison


Das dürfte es wohl gestern für dieses Jahr gewesen sein. Zum Abschluß habe ich mir noch einmal eine andere Gruppe gegönnt.
Aber auch das war unglaublich toll, vor allem wenn man bedenkt, daß die Bandmitglieder schon alle über 70 sind, aber dort auf der Bühne immer noch eine unglaubliche Show abliefern. Dazu haben sie auf ihre entzückende irische Art lauter Geschichten erzählt.
Die Stimmung war allerdings im Vergleich zu den anderen Konzerten sehr gedämpft, was sicherlich auch daran lag, daß wir sitzen mußten. Aber mitsingen konnte man ja zu Glück trotzdem.

Jetzt geht es spätestens im März weiter, ich habe gerade Karten gekauft. Sooo lange hin...

Dienstag, 4. Dezember 2012

Man könnte meinen...


..., daß ich nichts anderes tue, als auf Konzerte zu gehen. Das wäre zweifellos auch eine sehr hübsche Variante, nur leider wohl nicht so ganz durchführbar. Jedenfalls war es in Hannover wieder großartig. Stimmung, Musik, alles paßte, es wurde sogar ein Lied mehr gespielt als in Hamburg, und ich stand wieder ganz vorne an der Bühne.
 

Hinterher gab es dann natürlich wieder ein Autogramm und außerdem eine kleine Party im Backstage-Bereich, die mich veranlaßte, ganz froh zu sein, daß sich meine Freundin zum Zurückfahren bereit erklärt hatte. Jedenfalls interessant, mal so ein Backstage zu sehen, ich hatte es mir sehr viel pompöser vorgestellt. Aber es gab nur Tische und Bänke, immerhin auch zwei Sofas und jede Menge Essensreste -war es Tomatensuppe? Ich habe nicht probiert-, vielleicht war das Catering doch nicht so gut ;-).

Donnerstag, 29. November 2012

Schon wieder...

...drei gegen einen. Dabei hatten wir doch schon festgestellt, daß das unfair ist.
Aus irgendeinem Grund habe ich mich überreden lassen, heute schon wieder einen Gerichtstermin zu übernehmen. Lag wahrscheinlich daran, daß ich mich in letzter Zeit darüber beklagt habe, zuviel Zeit an meinem Schreibtisch verbringen zu müssen.

Diesmal geht es auch noch zu einem auswärtigen Gericht, und ich quäle mich durch den morgendlichen Berufsverkehr, froh, daß ich mit dem sonst so gar nichts zu tun habe. Aber ich habe genug Zeit und komme pünktlich an, bin wie immer beeindruckt von den Sicherheitsvorkehrungen an den kleinen Gerichten, bei denen man sich so gar nicht darum kümmert, wer dort eigentlich ein und aus geht, und muß außerdem noch meine Hoffnung auf einen Cappuccino zur Einstimmung begraben, weil es dort schlichtweg keine Kantine gibt. Irgendwie habe ich es ja schon vorher geahnt. Vielleicht sollte ich eine entsprechende Eingabe bei meinem Dienstherrn machen, oder aber es ist gewollt, daß man mit nur mäßiger Stimmung in eine Verhandlung geht ;-).
Jedenfalls sitze ich mehr als rechtzeitig in vorschriftsmäßiger Bekleidung an meinem Platz und warte auf die Angeklagten, derer es heute drei sein sollen, zwei davon weiblich, was ziemlich selten ist. Dazu drei Verteidiger, Richter und zwei Schöffen, ein Vertreter der Bewährungshilfe und sogar ein Herr von der Presse, der bis zum Ende durchhält. Vielleicht hätte ich ihn mal fragen sollen, für welche Zeitung er eigentlich schreibt...
Dann geht es los, und ich verlese die Anklage, wobei ich mich selbstverständlich bemühe, das mit möglichst strenger Stimme zu tun. Es geht um mehrere Einbrüche in Supermärkte, und ich habe auf dem Terminszettel zuvor mit Schrecken festgestellt, daß der Richter durchgehend bis 14 Uhr Zeugen geladen hat, ohne daß auch nur eine Chance auf Mittagspause besteht. Andererseits nützt die einem ohne Kantine ohnehin nicht so recht was.
Wir befragen also zunächst die Angeklagten, wobei der Richter die Reihenfolge des Fragerechts sehr großzügig auslegt und mich statt als zweites immer erst als letztes drankommen läßt. Wenn ich es mir recht überlege, dürfen seine Schöffen überhaupt nicht fragen, auch nicht ganz korrekt. Zwei der Angeklagten räumen alles ein, die dritte wehrt sich heftig, obwohl schon nach den Aussagen der anderen beiden ihre Beteiligung ziemlich klar ist. In einer der kurzen Pausen mache ich ihren Verteidiger darauf aufmerksam, daß ein Geständnis durchaus strafmildernd wirken kann, aber es beeindruckt sie leider nicht. Außerdem bekommen wir von allen Verteidigern herzzerreißende Geschichten über die Kindheit ihrer Mandanten zu hören, ich bin zu Tränen gerührt.
Also geht es mit den Zeugen weiter, der Richter hat sich inzwischen auf die richtige Reihenfolge des Fragerechts besonnen, dafür habe ich bei dem ersten Zeugen den Eindruck, daß er irgendwas genommen hat. Im übrigen bin ich sehr beeindruckt von seinem Erinnerungsvermögen. Er kann noch genau sagen, wie er in welchen Laden eingebrochen ist, wo dort die Zigaretten lagen und wie er an sie herangekommen ist, aber angeblich nicht mehr, was vor dem Einbruch zwischen den Beteiligten besprochen wurde. Ich sollte vielleicht an dieser Stelle anmerken, daß er deshalb bereits von einem anderen Gericht verurteilt worden ist und überhaupt nur deshalb hier als Zeuge aussagen kann.
Es folgen noch ein oder zwei andere Zeugen mit zweifelhaftem Erinnerungsvermögen, dann kommt der Höhepunkt: eine von der Verteidigung benannte Zeugin, die aussagen soll, daß Kandidatin 3 von nichts wußte. Wir erinnern sie mehrmals daran, daß Falschaussage vor Gericht strafbar ist, aber sie bleibt zunächst standhaft. Nachdem der Richter mit ihr fertig ist und die Aussage schon mehr als schwach ist, bin ich dran und werde tatsächlich etwas strenger und etwas lauter, und schließlich kann sie dann doch nicht anders, als einzuräumen, daß auch Kandidatin 3 durchaus über das Geschehen im Bilde war. Ich kann mir nicht verkneifen, dem Verteidiger später zu sagen, daß man sich überlegen sollte, wen man als Zeugin benennt ;-).
Nun sind wir eigentlich am Ende. Wir entscheiden noch über allerlei Asservate, verlesen die Registerauszüge, und ich bekomme eine kurze Pause, um mein Plädoyer vorzubereiten. Ich ringe mir für den Haupttäter noch einen Antrag auf eine Bewährungsstrafe ab, obwohl ich dabei durchaus Bauchschmerzen habe, die Verteidiger sind begeistert und schließen sich mir an, was mich wahrscheinlich schon hätte mißtrauisch machen müssen und bekomme schließlich vom Richter bei der Urteilsbegründung zu hören, daß ich ja wohl zu milde wäre, und er verurteilt ohne Bewährung. Und das mir!!!! Ich überlege noch, ein Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung gegen den Richter einzuleiten gg, bin aber im Grunde nicht unglücklich über seine Entscheidung. Ich weiß allerdings jetzt schon, daß sie von der Berufungskammer unseres Landgerichts aufgehoben werden wird...

Um 15.40 Uhr sind wir dann endlich fertig. Ich hatte kein Mittagessen, keinen Cappuccino und noch eine längere Fahrt vor mir. Aber es war trotzdem ein guter Tag, endlich mal wieder eine Verhandlung mit Spannung. Und drei gegen einen machen gar nichts, mit denen werde ich locker fertig gg.

Montag, 26. November 2012

Die Fortsetzung...

...des Prozesses gegen den Mann mit dem monströsen Namen ist wohl das heutige Highlight des Tages, auch wenn es sehr schwer fällt, gegen das letzte gegenan zu kommen. Immerhin beginnt der Tag mit Cappuccino, das ist schon mal nicht so schlecht.

Ich betrete recht gut gelaunt den Gerichtssaal, als mein Referendar und ich von der Richterin zu einem konspirativen Gespräch ins Hinterzimmer gebeten werden. Wir besprechen einige Einzelheiten des Verfahrensfortgangs, und ich muß zugeben, daß die Frau in ihrer toughen Art mir immer sympathischer wird.
Dann geht es los. Einer der Angeklagten zieht es vor, nicht zu erscheinen. Da aber sein Verteidiger da ist und wir eh nur kurz was verlesen wollen, das ihn betrifft, und er dann wieder gehen sollte, beschließen wir, in seiner Abwesenheit zu verhandeln. Während wir das tun, klingelt das Handy seines Anwalts mit der Melodie des königlich bayrischen Amtsgerichts (nun, wer meiner geneigten Leser kennt das noch gg?). Ich bin begeistert, insbesondere weil das endlich mal jemand anderem als mir passiert (wobei ich anmerken möchte, daß ich selbstverständlich nicht über einen solch altmodischen Klingelton verfüge). Sein Mandant läßt dann übrigens zwei Stunden später mitteilen, daß er krank ist und nicht erscheinen wird. Das geht auch früher...
Wir entlassen also den klingelnden Verteidiger und wenden uns den beiden verbliebenen Kandidaten zu bzw. in erster Linie drei Zeugen, die aussagen sollen, wie sie denn von denselben betrogen wurden. Nach drei Stunden Vernehmung kommen allerdings sowohl mein Referendar und ich beinahe zu der Überzeugung, daß diese Zeugen unbedingt betrogen werden wollten. Mal ehrlich, ein gewisser Pegel an Dummheit gehört eigentlich auch bestraft, vielleicht könnte der Gesetzgeber hier mal tätig werden. Ich bin im übrigen sehr versucht, gegen alle drei ein Verfahren wegen versuchter Hehlerei einzuleiten...
Wir beschließen, das Verfahren gegen einen der Angeklagten, der nur eine Tat begangen hat, gegen eine recht saftige Auflage einzustellen. Bei einer derartigen Mitwirkung der Geschädigten erscheint das durchaus angemessen...
Der vierte Zeuge, den wir hören wollen, gibt zwischendurch telefonisch zur Kenntnis, daß er entrüstet darüber sei, über die Anschrift seiner Eltern geladen worden zu sein, er aber trotzdem zu erscheinen gedenke. Genau dies tut er aber dann doch nicht, so daß wir erst eine ganze Weile warten, dann eine Mittagspause machen, dann wieder eine Weile warten und schließlich für heute aufhören, was mir Gelegenheit gibt, noch meine übliche Montags-Verabredung einzuhalten, bevor ich mich im Büro einem größeren Stapel Akten zuwende.

Noch drei Termine in dieser Sache to go, und ich weiß nicht, wieviele weitere Zeugen, die vermutlichen einen ähnlichen Level an Intelligenz aufweisen. Ich kann kaum noch an mich halten vor Ungeduld...

Samstag, 24. November 2012

Highlights


Einige Ereignisse gehören zu den Höhepunkten des Jahres, und der gestrige Abend wird auf jeden Fall dazu zu zählen sein. Wie schon im August war es einfach nur genial, auf so ein Konzert fahren zu können, eine unglaubliche Stimmung im Saal, tolle Musik, und dann auch noch groupie-mäßig ganz vorne an der Bühne zu stehen und wirklich alles aus nächster Nähe mitzubekommen. Einfach nur ein toller Abend, und ich könnte jetzt erwähnen, daß ich das in einer Woche wiederholen werde...


Das Ganze endete natürlich mit Autogrammen, noch einigen weiteren schönen Fotos, einem neuem Songbook für mich (signiert) und insgesamt überhaupt mit einer Begegnung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Aber ich lasse mich gerne überraschen. Habe ich schon gesagt, daß ich mich auf nächste Woche freue? Könnte noch öfter vorkommen...

Donnerstag, 22. November 2012

Dies und das...

Obwohl ich eigentlich in Stimmung für Geschichten über redende, nicht redende, nicht mehr redende, zuviel redende oder auch dummes Zeug redende Männer wäre, werde ich mich zurückhalten, denn ich hatte mir schließlich vorgenommen, dieses Thema nicht zu sehr auszuweiten. Obwohl es immer wieder erstaunlich ist, wieviel Stoff man bekommt...

Aber gut, statt dessen dann eben ein kurzer Überblick über das dienstliche Leben diese Woche. So richtig viel los war nicht, nächste Woche dürfte es spannender werden. Aber immerhin der Dienstag hat ein wenig Abwechslung geboten, denn ich habe mal wieder Bereitschaftsdienst.
Ich bin pünktlich im Büro, vorschriftsmäßig in weiß gekleidet, denn man läuft ja immer Gefahr, spontan zu einer Sitzung abberufen zu werden. Ich hoffe fast ein wenig darauf, aber nichts passiert, und ich werde statt dessen zu einem Tag an meinem Schreibtisch verbannt und warte auf Anrufe.
Es geht einigermaßen ruhig los. Ich fühle mich diesmal nicht in die Telefonseelsorge versetzt, sondern spreche vor allem mit mehreren schüchternen Referendaren, die die Zustimmmung zur Einstellung ihres Verfahrens während einer Gerichtsverhandlung brauchen. Gut wäre es noch, wenn man einen kleinen Fall in weniger als 30 Zeilen zusammenfassen könnte, aber das übt sich bestimmt noch.
Zwischendurch erscheinen zwei Herren der Steuerfahndung, um mit mir über einen unserer größeren Fälle zu reden (sie haben geredet, hurra!!!!). Unter anderem berichten sie mir, daß es zwischenzeitlich eine Besprechung in dieser Sache beim Finanzministerium gab, und ich fühle mich veranlaßt, ihnen mitzuteilen, daß es vielleicht durchaus sinnvoll gewesen wäre, wenn ich daran teilgenommen hätte. Sehen sie auch ein, ist jetzt aber leider zu spät. Also ein klassischer Fall von zu wenig geredet...
Mittags schleiche ich mich kurz in die Freiheit, natürlich mit einer Telefonumleitung auf meinem Handy, um mir etwas zu essen und einen großen Kaffee zu holen. Kaum sitze ich wieder am Tisch und möchte gerade in mein Brötchen beißen, da fängt es an zu klingeln und hört bis zum Ende meines Dienstes um 16 Uhr nicht wieder auf, und ich schaffe es nur knapp, mir zwischendurch mein Brötchen und den Kaffee reinzuzwängen. Sollte ich auch noch das Törtchen erwähnen, das ich mir gegönnt habe? Nein, kleine Geheimnisse müssen sein...
Jedenfalls klingelt es ununterbrochen, ohne daß auch nur ein spektakulärer Fall dabei gewesen wäre. Also wirklich, wenn schon, denn schon! Das meiste sind Verkehrsdelikte, ein paar Fahrraddiebstähle, und das alles hält mich dann jedenfalls gut beschäftigt. Sicherheitshalber verlasse ich mit Ende der Dienstzeit fluchtartig das Büro, bevor mich noch jemand verfolgt.

Ansonsten eine wirklich unspektakuläre Woche. Morgen steht immerhin ein Konzert an, das könnte aufregender werden. Nächste Woche zwei Gerichtstermine, wir werden sehen...

Donnerstag, 15. November 2012

Kinderkram

Hätte ich gewußt, womit man mit drei Kindern in erster Linie beschäftigt ist, hätte ich mir gleich ein Zimmer in der Kita gebucht, um mir zumindest die Wege zu sparen.
Zunächst einmal gab es einen Elternabend in der Schule, in die ich Kind mittel zu schicken gedenke. Es wimmelt von Eltern, um einen guten Eindruck zu machen, erscheint man möglichst paarweise, nur ich natürlich nicht...man trägt sich in eine Anwesenheitsliste ein, obwohl noch nicht einmal sicher ist, ob man einen Platz an der Schule bekommt. Ich überlege kurz, einen Geldschein an die Liste zu heften, befürchte aber, daß die Zuordnung nicht möglich ist, und das würde den Effekt natürlich verderben. Während ich darauf warte, daß es los geht, lausche ich den Gesprächen der übrigen Anwesenden. Die meisten schicken offenbar ihr erstes Kind in die Schule und sind entsprechend aufgeregt, während ich das alles recht entspannt sehe. Außerdem stelle ich fest, daß ich meinen Job sofort aufgeben sollte oder zumindest drastisch reduzieren, um überhaupt in der Lage zu sein, meinem Kind zu Schulbeginn die nötige Hilfestellung zu geben.
Schließlich geht es los, und es gibt viele mahnende Worte des Rektors insbesondere betreffend den Medienkonsum der Kinder. Angeblich kann er an den Ergebnissen der Diktate genau erkennen, welche Kinder zu viel fernsehen und welche eifrig lesen. Weitere mahnende Worte an die übereifrigen Eltern, die tatsächlich ihre Kann-Kinder schon einzuschulen gedenken. Ich sinke tiefer in meinen Stuhl und bemühe mich, möglichst unauffällig zu sein, während ich mich gleichzeitig frage, wie es wohl kommt, daß Kind groß kein totaler Schulversager ist.
Nun ja, aber auch dieser Elternabend geht vorüber, und ich hoffe trotzdem weiterhin, daß sie einen Platz an der Schule bekommt.
Ich schwänze den Elternstammtisch von Kind groß am nächsten Abend, um mich zum einen meiner Lieblings-Arztserie und zum anderen der Korrektur zahlreicher Übungsfälle meiner Studenten zu widmen. Außerdem muß ich zugeben, daß ich nicht die geringste Lust habe, mich mit der Frage zu beschäftigen, warum im Musikunterricht der Quintenzirkel noch nicht ausreichend gelehrt wurde oder ob meine Tochter sich um den Arbeitsbogen auf Seite 17 der Erdkundemappe gekümmert hat. Ich könnte mir aber zumindest vorstellen, daß sie es getan hat.
Heute nun Eltern-Kind-Nachmittag der Gruppe von Kind mittel, den schwänze ich natürlich nicht. Ich komme extra früher aus dem Büro, um mich noch eine halbe Stunde zur Stärkung meiner Willenskräfte auf´s Sofa zu legen...äh...um 36 Bratwürstchen liebevoll vorzubereiten und pünktlich im Kindergarten anzutreten. Aber ich werde begeistert empfangen. Es gibt eine kleine Aufführung der Kinder, und dann mutet man mir schon wieder eine Bastelarbeit zu, diesmal ein Adventsgesteck, das im übrigen außerordentlich gut gelingt, wie ich zugeben muß. Es ist mit der Mittleren aber auch viel einfacher, weil sie zu einen schon mitmachen kann und zum anderen nicht versucht, das Werk mit Hilfe einer Schere schnellstmöglich wieder zu sabotieren. Dann gibt es ein gemeinsames Abendbrot, die Würstchen verschwinden in Windeseile, und ich nehme ein gut gelauntes Kind mittel wieder mit nachhause.
Nun scheine ich eigentlich erstmal alles erledigt zu haben, was in dieser Richtung anliegt, aber so ganz glauben kann ich das noch nicht. Da fällt doch bestimmt noch irgendjemanden etwas ein...;-).

Freitag, 9. November 2012

Mal wieder Strohwitwe

Tja, ich frage mich gerade, was man von zwei reichlich ereignislosen Tagen eigentlich berichten kann?
Ich bin hier mal wieder alleine und hatte mich gestern gerade einigermaßen häuslich an meinem Schreibtisch eingerichtet, als ein Anruf aus dem Kindergarten kam, daß Kind mittel krank ist. Also Zelte abgebrochen, Kind abgeholt, das dankbarerweise sofort auf dem Sofa eingeschlafen ist und einen ziemlich ruhigen Vormittag gehabt. Der Nachmittag war ähnlich, es ist schon seltsam, wenn sie quasi kein Wort sagt, und Kind groß und ich haben uns mehr als einmal erstaunt angesehen. Nur Kind klein hat die Situation schamlos ausgenutzt und seine Schwester geärgert, wo er nur konnte...
Für heute habe ich sicherheitshalber alle Termine abgesagt, was zur Folge hatte, daß Kind mittel heute morgen quietschfidel aufwachte, mich umgehend zutextete, um sich dann daran zu erinnern, daß heute ja Vorschultag ist und sie den Kindergarten auf keinen Fall versäumen dürfte. Also Kinder weggebracht, eine Weile mit meinem neuesten Spielzeug gespielt, mit Freundin und Schwester schön gefrühstückt, später mit Kind groß Mittag gegessen, das sich hinterher über Nacht zu einer eigenen Freundin abgesetzt hat, und beide Kleinen nachmittags mit einer Kinder-CD bestochen, die sie ausnahmsweise im Wohnzimmer hören durften, was zu ausgesprochen guter Laune geführt hat. Dann habe ich ihnen ein leckeres Abendbrot serviert und sie früh ins Bett gebracht, und seitdem genieße ich hier himmlische Ruhe.
Also wirklich keine besonderen Ereignisse...und ich freue mich schon auf das Wochenende, an dem ein netter Besuch meinerseits ansteht und hoffentlich weiterhin diese Entspannung ;-).

Dienstag, 6. November 2012

Drei gegen Einen...

...ist unfair, wissen wir ja.
Heute nun also die Verhandlung gegen den Herrn mit dem monströsen Namen und zwei seiner Kumpels. Drei Angeklagte bedeuten auch drei Verteidiger, und die waren wie (fast) immer der Meinung, daß die Anklage völlig aus der Luft gegriffen ist. Ist ja klar, wir machen das immer so, daß wir irgendwelche Leute total unbegründet anklagen, weil wir sonst nichts zu tun haben.

Diese Verhandlung beginnt damit (na ja, eigentlich natürlich mit einem Cappuccino ;-)), daß die Richterin mitteilt, daß wir heute ja niemals fertig werden könnten und sie deshalb schon mal vier weitere Termine in Aussicht genommen hat. Na super, das hätte sie ja mal vorher sagen können, dann wäre die Sitzung vermutlich nicht an meine Abteilung gegangen, die kommt nämlich aus einer anderen. Großes Nachdenken bei den Rechtsanwälten, ob sie denn da auch Zeit haben. Ich werde nicht gefragt, auf meiner Seite hat man Zeit zu haben (kann allerdings auch zur Not eine Vertretung schicken, das dürfen die Anwälte nicht).
Wir verhandeln noch ein wenig hin und her, allerlei rechtliche Bedenken werden geäußert, die ich nicht kommentiere, dann ist Schluß für heute. Auf dem Flur spricht mich der Verteidiger des Haupttäters an, daß er ja über alles, was mit einer Bewährungsstrafe zu tun hätte, mit sich reden lassen würde. Die Frage ist wohl eher, ob ich darüber mit mir reden lasse...

Habe ich mich neulich beklagt, daß ich zu wenige Gerichtstermine habe? Mit dieser Monstersitzung und meinen eigenen, die schon terminiert sind, bin ich jetzt praktisch bis Weihnachten ausgebucht, zumindest wenn erwartet wird, daß ich zwischendurch auch noch ein paar Akten bearbeite gg. Ich hoffe jetzt einfach mal, daß die Richter in meinen Sachen dieses Jahr nicht mehr so arbeitsfreudig sind...;-).

Montag, 5. November 2012

Und aus der Reihe

"Wie haben Sie sich heute schon blamiert?" hat Frau Spock folgendes beizutragen:

Morgen habe ich eine Verhandlung gegen einen Menschen, der mit Vornamen so heißt wie die Abkürzung eines riesigen Urzeit-Tieres. Ich erkläre meinem Gegenüber, daß dieser Name ja wohl einer der übelsten Auswüchse des Kevinismus´ sei, als mir einfällt, daß besagtes Gegenüber Kevin heißt...
Zur Strafe werde ich den morgen derartig verknacken lassen ;-)!

Samstag, 3. November 2012

Shopping mit Damen

Ich glaube nicht, daß es von mir stammt, aber meine beiden Mädels haben ganz entschieden ein Shopping-Gen und lieben kaum etwas mehr, als in die Stadt zu gehen. Heute war nun mal wieder eine Gelegenheit, weil ich Kind groß von einem Nähkurs mitten in der Innenstadt abholen mußte.
Ich mache mich also in Begleitung von Kind mittel auf den Weg und stelle als erstes fest, daß der Parkplatz, den ich mir auserkoren habe, zwecks Wochenmarkt noch gesperrt ist. Also schnell umgeschaltet und ins nächste Parkhaus gefahren, ganz schön voll hier. Ich halte Kind  mittel energisch an der Hand, selbiges redet nicht nur wie immer in Dauerschleife, sondern hopst vor Aufregung auch die ganze Zeit auf und ab und möchte am liebsten in jedes Geschäft reinstürzen.
Aber erst einmal gilt es, Kind groß abzuholen. Wir müssen im Nähgeschäft eine Weile warten, und Kind mittel schließt derweil -auch wie immer- Freundschaft mit der Ladeninhaberin. Nachdem diese mit ausreichend Details unserer Lebensgeschichte versorgt ist, erscheint Kind groß, und ich schleife sie zu meiner eigenen Stärkung alle zu Starbucks, was sie sich zum Glück gerne gefallen lassen. Apple-crumble-Latte mit Caramel-Brownie für mich, Vanilla Latte und New York Cheese Cake für Kind groß und Milchschaum mit einem Goldtaler für Kind mittel, und es herrscht erstaunlicher Friede am Tisch.
Hinterher versuchen wir uns am Kauf eines Pullovers für Kind groß und werden sogar fündig. Weiter geht es. Wir begegnen einer lebendigen Harlekin-Statue, die besonderes Interesse erregt, dann geht es mit einem lautstark den Namen des nächsten Geschäftes, in das wir wollen, skandierenden Kind mittel die Fußgängerzone entlang. Zwischendurch beantworte ich noch rund 387 weitere Fragen über umliegende Attraktionen.
Auch hier kommen wir schließlich an, finden das, was wir suchen, ich überzeuge Kind groß, daß wir nicht noch einen Kaffee in ihrer Lieblingsbuchhandlung trinken, und bemühe mich, beide Damen in Richtung Auto zu bewegen, was große Enttäuschung zur Folge hat, weil wir doch erst soooooooooooooo kurz hier waren.
Und sie planen schon wieder den nächsten Trip...

Freitag, 2. November 2012

Kleine Verrücktheiten...

...sind doch erlaubt, oder? Größere auch? Gut, denn jetzt ist es eh zu spät ;-).
Aber ob ich die mal veröffentliche...

Donnerstag, 1. November 2012

Die heutige Bilanz

Endlich mal wieder ein Tag, der es wert ist, daß ich eine Bilanz für ihn schreibe. Ich könnte vorweg nehmen, daß ich reichlich platt bin...
  • Vier Uhr morgens, und Kind klein ist der Ansicht, daß die Nacht jetzt zuende ist. Gegen halb sechs kann ich ihn davon überzeugen, daß dem nicht so ist, um sechs klingelt dann auch endlich der Wecker.
  • Morgenwahnsinn.
  • Ich gehe mit Kind mittel zum Einschulungsgespräch, schon das zweite, weil ich sie an zwei Schulen angemeldet habe. Wie schon beim ersten schlägt sie sich wacker, jetzt müssen wir nur noch einen Platz an der richtigen Schule bekommen.
  • Ich liefere Kind mittel im Kindergarten ab und sause zum Gericht. Erstaunlicherweise habe ich noch ein wenig Zeit, und es gibt Cappuccino und Brötchen.
  • Im Gerichtssaal plaudere ich mit dem Richter. Mit dabei übrigens für die Pause mangels anderer sauberer Behältnisse eine pinke Brotdose mit einem Katzenkopf drauf, der allen Mädchenmüttern bestens bekannt sein dürfte. Soviel zum Thema "toughe Juristin geht zu Gericht" ;-)
  • Schon nach wenigen Minuten komme ich zu der Überzeugung, daß der Angeklagte verrückt ist. Nicht, daß ich es nicht wäre, aber ich halte mich zumindest nicht für einen Steuerberater, habe angeblich nie einen Bescheid bekommen, mit dem mir die Zulassung entzogen wurde, aber trotzdem gegen alle geklagt. Der gute Mann hat selbst keinen Überblick mehr über seine ganzen Verfahren, redet aber wie ein Buch darüber und versucht, uns davon zu überzeugen, daß wir ihn nur aus reiner Willkür vor dieses Gericht gestellt haben. Auch andere Gerichte hätten gegen ihn Entscheidungen getroffen, ohne daß es überhaupt ein Verfahren gab. Der Richter bemüht sich, ihn davon zu überzeugen, daß auch Richter nicht freiwillig arbeiten, der Erfolg ist mittelmäßig. Leider müssen wir das Verfahren dennoch aussetzen, weil wir Unterlagen benötigen, um durch sein Chaos durchzusteigen. Nächstes Jahr werde ich den Herrn also wiedersehen. Ich kann es kaum erwarten.
  • Günstigerweise ist Mittagspause und da ich mich schon einmal beim Haupthaus befinde, nutze ich die Gelegenheit, mit einer Kollegin essen zu gehen.
  • Ich sause in mein Büro und erledige zumindest die Post, viel Zeit habe ich nicht, denn
  • ich muß schon wieder ins Haupthaus flitzen, wo ich mich zur Grippeimpfung angemeldet habe. Geht zum Glück schnell.
  • Zuhause habe ich ein paar Minuten, in denen ich die Beine hochlege und ein paar Haushaltsdinge erledige (ja, auch das kommt vor im Hause Spock...).
  • Eltern-Kind-Nachmittag im Kindergarten: mir fällt gerade noch ein, daß ich etwas mitbringen sollte. Schlau, wie ich bin, habe ich mich für Brot eingetragen, also vorher noch kurz zum Bäcker. Kind mittel ist von meinem Erscheinen begeistert, Kind klein sieht es absolut nicht ein, weshalb wir im Kindergarten bleiben sollten, wenn ich ihn doch eigentlich abhole. Aber schließlich findet er es dann doch ganz lustig. Man nötigt mich (!), eine Laterne zu basteln. Die ist besonders spektakulär, weil die Erzieherin auf den Gedanken, kommt das Papier mit Öl zu bestreichen, damit es besser glänzt, und dann zu bügeln. Super, wir sind alle total beschmiert, die Klebe hält nicht mehr, irgendwie gelingt es mir aber doch, das Ganze in Form zu zwingen. Dann wird gesungen und Suppe gegessen. Mit einiger Mühe fange ich meine Kinder ein, die abwechselnd vor mir flüchten, und zerre sie nachhause, wo ich sie zwecks Abendwahnsinn dem Mann übergebe.
  • Jetzt noch Unterricht für morgen vorbereiten, geschickterweise lasse ich Referate halten...
Mal schauen, wozu ich danach noch in der Lage bin ;-).

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Eine Kerze in der Nacht

Ich liebe Halloween, wobei mir das ganze Brimborium drumherum ziemlich egal ist, aber mir gefällt die Vorstellung, daß in dieser Nacht die Reiche der Lebenden und der Toten ganz nah beeinander sind. Mich schreckt die Welt der Toten nicht, hatte ich doch einmal in genau dieser Nacht vor einigen Jahren ein wunderschönes Erlebnis.
So war ich also auch heute im Dunkeln auf dem Friedhof und habe eine Kerze für Adrian angezündet, damit er den Weg zu mir auch in dieser Nacht leichter findet. Dort war bereits ein Kerzenmeer, ein sternklarer Himmel und ein unglaublicher Vollmond! Und jetzt leuchtet es nach oben zu ihm...wie schön!

Montag, 29. Oktober 2012

Wie gut, daß ich schnell bin...

Puh, zwei Tage krank und eine Woche Fortbildung haben zur Folge, daß die Akten in meinem Büro versuchen, sich die Wand hinauf zu ranken. Ob sie sich wohl versehentlich für Weinstöcke halten? Ich vermisse allerdings ein herbstlich leuchtendes Rot, statt dessen nur das übliche traurige Braun der Akten...
Ich wühle mich also durch die Stapel, telefoniere nebenbei mit allerlei mehr oder weniger wichtigen Leuten, checke Termine, die sich während meiner Abwesenheit angesammelt haben, erledige nebenbei meine Reisekostenabrechnung (was schon beinahe eine Wissenschaft für sich ist...), hole von den Kollegen die neuesten Infos ein, als mir plötzlich einer der Weinstöcke...äh...eine meiner Akten in die Hand fällt, die ich eigentlich vor der Fortbildung noch hatte bearbeiten wollen. Ich blättere zerstreut darin herum und entdecke das beigefügte Schreiben der Bußgeld- und Strafsachenstelle des Finanzamtes: Verjährung MORGEN!!!!!
Meine Kollegen sind zum Glück verzweifelte Schreie aus den Nachbarbüros gewohnt und beachten mich nicht weiter. Das Ganze ist auch kein Fall, den man mal eben verjähren lassen kann, weil es sich eh nicht lohnt, es geht um richtig viel Geld. Und das gute Stück muß natürlich nicht zu unserem Gericht hier am Ort, sondern noch 100km durch das Land transportiert werden.
Also setze ich mich ran und haue in die Tasten. Schreiben kann ich schnell, denken normalerweise auch, blöd wenn man nebenbei feststellt, daß ein größerer Teil der Akte nicht an mich mitgeliefert wurde. Nun ja, muß das Finanzamt eben an das Gericht nachliefern, Hauptsache, die Verjährung wird unterbrochen. Ich schreibe blitzartig weiter und bekomme das ganze tatsächlich rechtzeitig fertig. Nicht rechtzeitig genug allerdings für meinen Geschäftsstellenbeamten, der ist schon weg...Ich lege es ihn mit einem Zettel an seinen Platz und hoffe, daß die zahlreichen Unterstreichungen die Dringlichkeit der Sache ausreichend deutlich machen. Und noch mehr hoffe ich, daß sich morgen jemand in der Lage sieht, die Akte zum richtigen Gericht zu bringen...so etwas hatte ich neulich schließlich schon einmal...
 

Freitag, 26. Oktober 2012

Wieder zuhause

Da freue ich mich doch aber ganz dolle, dass ich jetzt wieder hier bin. Noch mehr hätte ich mich allerdings gefreut, wenn die Züge ausnahmsweise einmal pünktlich gewesen wären und ich nicht eine Stunde am Bahnhof in Hamburg hätte rumsitzen müssen. Aber nun ja, man weiß ja, worauf man sich einläßt, wenn man Zug fährt (und ich tue es dennoch immer wieder gerne).

Glücklicherweise sind mir letzte Nacht Albträume über die Einfuhr erspart geblieben und durch angenehmere Dinge ersetzt worden. Dennoch schafft es das Dream-Team auch heute am letzten Tag noch, die Sache mit der Einfuhr mehrfach durcheinander zu bringen. Ich genieße geradezu die letzten Stöhner von Oberstaatsanwalt Zackig.
Referent ist heute der angekündigte BGH-Guru, der ein wenig wie Ludwig II. von Bayern aussieht, aber ausgesprochen nett ist und ziemlich anregend erzählen kann. Er stellt sogar Fragen an die Teilnehmer, und ich schwelge in den Grundlagen des Umsatzsteuerrechts, gelernt ist eben doch gelernt. Meine Stuttgarter Richterin schlägt irgendwann vor, daß ich mich bei der Bundesanwaltschaft bewerben sollte, dort würden Personen mit steuerlichen Kenntnissen gesucht. Aber Karlsruhe ist nicht so ganz die von mir bevorzugte Wohngegend...
Die Zeit vergeht jedenfalls schnell. Ich genieße noch einen letzten Cappuccino in der Caféteria, und meine Stuttgarter Richterin und ich verabschieden uns und versichern uns, daß wir uns ganz dolle gefreut haben, uns kennengelernt zu haben.
Gemeinsam mit einem Hamburger Kollegen nehme ich ein Taxi zum Bahnhof, das leider irgendwann aufgrund eines Feuerwehreinsatzes nicht mehr weiterfahren kann. Zum Glück ist es nicht mehr so weit und regnet auch nicht mehr so kräftig, und wir gehen den restlichen Weg zu Fuß. Ich erreiche rechtzeitig meinen IC in Köln.
Die Fahrt verläuft unspektakulär. In meinem Abteil ein älterer Herr in einer knallorangenen Cordhose und mit Schnallenschuhen, zwei Frauen, die die meiste Zeit schlafen, und zwei noch nicht ganz ältere Herren, die zu 90% der Zeit hinter einem technischen Gerät verschwunden sind. Ich nutze die Zeit, mich nach einer Woche mehr oder weniger hochgeistiger juristischer Ergüsse mit Musik vollzudröhnen.
In Hamburg absolviere ich die durch die Verspätung verursachte Wartezeit, der Regionalexpress selbst hat dann auch noch einmal Verspätung, und ich nehme mir ein Taxi nachhause. Der Taxifahrer kennt meine Straße zwar nicht, wir stellen aber fest, daß wir beinahe Nachbarn sind. Vielleicht sollte er sich doch mal näher in der Gegend hier umsehen ;-).

Nun also wieder zuhause mit der Aussicht auf Alltag. Aber für nächstes Jahr habe ich mich schon für zwei weitere Fortbildungen angemeldet und hoffe, daß ich einen Platz dafür bekomme...

I see it clearly now the way is quite uncertain.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Wenn es heute nacht hysterisch kichert,...

...dann bin das ich und habe gerade einen Albtraum von einer Person, die neben mir steht und mindestens 100mal das Wort "Einfuhr" wiederholt. An jedem unserer Seminartage wurde uns bisher erklärt, was eine Einfuhr ist (und nein, ich werde das hier nicht erläutern, falls einer der geneigten Leser es wissen möchte, möge er bitte eine private Nachhilfestunde mit mir vereinbaren), ich wußte es im übrigen auch schon vorher, und dennoch hat das Dream-Team es heute mindestens fünfmal durcheinander gebracht und total unsinnige Fragen dazu gestellt. Dabei sind beide keine blutigen Anfängerinnen und arbeiten schon seit etlichen Jahren in diesem Bereich. Heute habe ich übrigens auch erfahren, wie alt die eine Dame des Dream-Teams gestern geworden ist, und habe jetzt ein wenig Angst. Ich muß meine Midlife-Crisis sicherheitshalber noch ein wenig ausweiten.

Unser heutiger Referent ist Richter im gleichen Bundesland wie ich und bietet einen durchaus erfreulichen Anblick, wenn man den blonden Typ bevorzugt. Er entpuppt sich als nicht nur zur Kategorie der Viel-, sondern insbesondere auch der Schnellredner zugehörig, und ich komme bald zu der Überzeugung, daß er kein originärer Norddeutscher sein kann. So schnell redet bei uns niemand, der muß zugereist sein ;-). Dazu hat er eine Gestik, die mich stark an Professor Schnauz aus der Feuerzangenbowle erinnert.
Zunächst erläutert er uns ausführlich die Personalien des Bundesgerichtshofes, einmal zu der Zeit, als er dort noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war, hinterher noch für die heutige Zeit. Glücklicherweise beschränkt er sich auf die Strafsenate, denn ich habe den Verdacht, daß es noch wesentlich mehr Zivilsenate gibt...
Wir beschäftigen uns immer noch mit Zigaretten und erfahren, daß es nicht sehr nett ist, wenn diese "ganz dolle" geschmuggelt werden. Zum Glück werden die meisten ja "ganz dolle" bestraft, und auch der BGH bemüht sich "ganz dolle", die Urteile der Instanzgerichte zu halten. Irgendwann muß ich ganz dolle kichern, was meine Stuttgarter Richterin ganz dolle ausnutzt und mich mit ganz dolle lustigen Sprüchen bombardiert. Ich habe den Eindruck, der gute Mann ist ganz dolle froh, als er endlich von uns erlöst ist ;-).
Ich muß aber zugeben, daß er gegenüber dem Dream-Team ein recht gutes Standing beweist und sie bei zahlreichen ihrer Fragen darauf hinweist, daß die nun aber so gar nicht zum Thema passen würden. Vielleicht läßt er sich aber auch nur in seinem Hochgeschwindigkeits-Redefluß nicht so gerne unterbrechen...
Und nun ist der letzte Abend angebrochen. Auch diesmal beschleicht mich das Gefühl, daß ich es gut noch ein wenig länger aushalten könnte. Aber noch habe ich morgen einen BGH-Guru und eine längere Zugfahrt vor mir, und ich habe durchaus Hoffnung auf weitere interessante Begebenheiten gg.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Die Tücke mit den Zigaretten

Dieses ist eindeutig ein lehrreiches Seminar, denn ich lerne alles, was man nur so über geschmuggelte Zigaretten wissen sollte. Zum einen, daß Rauchen zwar ungesund ist, es aber noch ungesünder ist, gefälschte Zigaretten zu rauchen, weil sich in diesen angeblich geschredderte CDs, Rattendreck und noch andere unschöne Dinge befinden, die offenbar den Schädlichkeitsgrad des Nikotins noch toppen, zum anderen, daß sich einige der gefälschten Marken so gut verkaufen, daß inzwischen schon Fälschungen der Fälschungen hergestellt werden, die allerdings mit einigen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen haben.
Wir bekommen Steuerbanderolen zu sehen und einige Beispielspackungen, so etwa eine Packung der Sorte "Marldoro" mit dem Warnhinweis "Do not smoke, I tell you!" Ein bißchen mehr Mühe hätte man sich da aber schon geben können.
Manche der Packungen sehen aber doch ziemlich echt aus, und wir bekommen gezeigt, wie man sie dennoch erkennen kann: durch die Bestrahlung mit Schwarzlicht nämlich. Gefälschte Packungen und Steuerbanderolen leuchten, die echten nicht. Die Raucher unter uns probieren das natürlich sofort mit ihren eigenen Packungen aus, und es gibt gewaltiges Gelächter, als die Packung einer Kollegin, die im übrigen nahe der polnischen Grenze tätig ist, für alle sichtbar leuchtet.
Auch das Dream-Team ist wieder voll im Einsatz, und das stöhnende Geräusch von Oberstaatsanwalt Zackig neben mir ist mir inzwischen schon sehr vertraut. Eine der Damen scheint zudem heute Geburtstag zu haben, und ihr Handy klingelt alle paar Minuten, bis sich tatsächlich mal jemand beschwert. Sie scheint aber nicht in der Lage zu sein, es leise zu stellen. Hätte natürlich auch den Nachteil gehabt, daß wir dann alle nicht mitbekommen hätten, wie beliebt sie ist.
Nach der Mittagspause erscheinen zwei Steuerfahnder, die ohne weiteres als skurriles Duo in einem Krimi auftreten könnten. Einer von ihnen ist krampfhaft bemüht zu sprechen, ohne dabei den Mund öffnen zu müssen. Es klappt durchaus, ist der Qualität der Sprache aber nicht unbedingt zuträglich. Ihr Bericht geht über ein Großverfahren, mit dem sie seit mehreren Jahren befaßt sind, was auch sehr interessant ist. Auch schafft das Dream-Team es wieder, allerlei mehr oder weniger notwendige Fragen zu stellen -besonders beliebt ist es, erst für eine Weile den Raum zu verlassen und dann die Fragen zu stellen über die Dinge, die während der Abwesenheit schon beantwortet wurden...-, dabei fing die Einheit eigentlich gut an und wurde von meiner Stuttgarter Richterin mit den Worten "Oh, sieh mal, die Kollegin schläft, dann kommen wir schneller voran" kommentiert. Leider wird sie durch das Klingeln ihres Handys sehr schnell wieder aus ihren Träumen gerissen.
Die beiden Referenten wissen zwar durchaus spannend zu erzählen, überziehen ihren Vortrag aber um etwa eine Stunde, so daß sich mein ursprünglicher Plan, heute nach Köln zu fahren und den Dom zu besichtigen, zerschlägt. Das finde ich schon ein wenig ärgerlich. Ich mache stattdessen diesmal mit meiner Richterin einen Spaziergang um den See.
Nun geht es schon wieder in den Endspurt, morgen kommt ein neuer Referent.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Wir haben ein Dream-Team

Tag 2 der Fortbildung:
Leider kann ich dieses Mal nicht joggen gehen. Es ist einfach stockdunkel um den See herum, und ich habe keinen Bedarf, mit einem verstauchten Fuß oder ähnlichem mitten in der Wildnis zu enden. Dafür erliege ich während der Mittagspause nur kurz den Verlockungen des Internets und drehe statt dessen eine Runde, allerdings gehend. Ich stelle fest, daß ich auf diese Weise genauso schnell bin wie laufend. Ich bin nicht ganz sicher, ob mich das frustrieren sollte oder ob ich einfach das Metier wechsele und ab sofort lieber walke. Das Wetter ist jedenfalls wunderschön, die bunten Blätter leuchten in der Sonne, und es ist ein wunderbarer Spaziergang. Zwischendurch begegnet mir jemand, der versucht, der Blätterflut mit einem Laubbläser Herr zu werden. Ob das nun in einem Wald so richtig sinnvoll ist, vermag ich nicht zu beurteilen gg.
Am Vormittag beglückt uns wieder der Referent von gestern. Er kommuniziert weiterhin hartnäckig mit der Wand, und das Niveau steigert sich auch nicht gerade ins Unermeßliche. Kollege von Schön verläßt zwischendurch für längere Zeit den Raum, und ich hege den Verdacht, daß er sich einen Kaffee außerhalb der festgelegten Pausenzeiten genehmigt...
Am Nachmittag erscheinen eine Dame vom Zollkriminalamt und ein Herr vom Bundesmininsterium der Finanzen und versuchen, uns die Mysterien der Zölle und der Tabaksteuer nahe zu bringen. Ob es ihnen gelingt, sei dahingestellt, aber jedenfalls weiß ich jetzt einiges über die verschiedenen Tabakwaren auf dem Markt und von den Problemen, Verbraucher, die einmal auf Feinschnitt umgestiegen sind, wieder an die Zigarette zu bringen. Der Feinschnitt (Anm. der Verf.: Das ist Tabak zum Selbstdrehen.) wird aber geringer besteuert als die Zigaretten, daher ist es beim Ministerium durchaus erwünscht, daß wenn schon dann doch bitte das richtige geraucht wird. Also, liebe Raucher, haltet Euch bitte dran ;-)!
Insgesamt ist der Vortrag aber höchst kurzweilig, was auch daran liegt, daß sich inzwischen die Rollen der Seminarteilnehmer herauskristallisiert haben. Darunter ist auch das Dream-Team zu finden: zwei Damen nicht mehr ganz taufrischen Jahrgangs, die bei jeder Gelegenheit mehr oder weniger intelligente Fragen stellen, um dann im Laufe der Antwort anklingen zu lassen, daß sie es ohnehin viel besser wissen als der Referent. Ich vermute, daß sie die Fragen aus rein didaktischen Gründen stellen, damit wir anderen Seminarteilnehmer davon lernen können ;-).
Jedenfalls stellen die beiden etliche Fragen, mal gleichzeitig, mal nacheinander, die von dem neben mir sitzenden Oberstaatsanwalt Zackig jedesmal mit einem leisen Stöhnen und einem Verdrehen der Augen kommentiert werden. Am Ende des Tages wundere ich mich, daß seine Augen sich noch immer in seinem Kopf befinden.
Auf der anderen Seite neben mir noch immer die Stuttgarter Richterin, die ihrerseits weiterhin trockene Sprüche von sich gibt, so daß ich die meiste Zeit mit vorgehaltener Hand da sitzen muß, damit mein dauerndes Kichern nicht ganz so auffällt. Ich hoffe auf entsprechende Fortsetzung morgen!
Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß die beiden Referenten nebst Dream-Team nicht zum Abendessen erschienen sind. Entweder sind die Referenten in ein Restaurant geflüchtet, oder sie sind immer noch damit beschäftigt, mit den Damen ein paar Einzelfragen zu klären...

Hurra - es geht wieder los!

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich schon erwähnt, dass ich wieder auf Fortbildung fahre ;-). Aber man kann es ja eigentlich gar nicht oft genug sagen.

Ich stehe jedenfalls pünktlich und mit einem Becher Latte macchiato bewaffnet am Bahnhof und lande rechtzeitig in meinem ICE. Leider ist bei diesem die Reihenfolge der Wagen umgedreht worden, so dass ich nicht nur mal wieder über den Bahnsteig wetzen darf, sondern mir auch noch das passiert, worüber ich bei anderen immer verständnislos grinse, nämlich dass ich im falschen Wagen lande und jemand mich von seinem Platz vertreiben muss…Aber schließlich finde auch ich den richtigen Wagen mit dem richtigen Sitz. Um mich herum lauter entzückende junge Männer, die sich aber nicht veranlasst sehen, mir dabei zu helfen, meinen (reichlich schweren) Koffer in die Gepäckablage zu verfrachten. Sch****-Emanzipation ;-).
Ich komme jedenfalls ohne weitere Zwischenfälle und mit nur 45 Minuten Verspätung in Köln an und habe immerhin 3 Minuten Zeit, meinen Anschlusszug zu erreichen. Bei dieser Gelegenheit liefere ich mir ein Wettrennen mit einem meiner Mitstreiter, aber auch das nützt nichts. Der Zug steht zwar noch da, der Schaffner auch, aber die Türen werden nicht mehr geöffnet. Das kenne ich eigentlich nur von unseren heimischen Stadtbussen, aber ich schaffe es wenigstens, den Impuls zu unterdrücken, gegen den Zug zu treten. Zum Glück fahren die Züge hierher ziemlich häufig, und wir wetzen wieder zurück auf ein anderes Gleis. In Köln gibt es am Bahnhof übrigens keine Rolltreppen, so dass ich mein heutiges Armmuskeltraining jetzt auf jeden Fall elegant erledigt habe.
Wir schaffen es dann doch noch nach Brühl, am Bahnhof wie auch schon beim letzten Mal eine kleine Versammlung von Leuten, die zur Bundesfinanzakademie möchten. Ob die Taxifahrer hier jemals andere Touren fahren? Wir quetschen uns zu viert in eines.
Ich bekomme wieder ein wunderschönes Namensschild und eine Wlan-Kennung. Leider funktioniert das Wlan zur Zeit gerade nicht, so dass ich gezwungen bin, meinen Blog zunächst in Word vorzuschreiben…
Als ich nach dem Auspacken wieder runter gehe, um einen Cappuccino zu trinken, begegnet mir als erstes Kollege von Schön, der hoffentlich von der letzten Fortbildung meinen geneigten Lesern noch in Erinnerung ist. Er wird seinem Namen immer noch gerecht und hat auch immer noch diesen unsäglichen Akzent ;-). Aber wir freuen uns trotzdem, uns zu sehen, und ich schlürfe zufrieden meinen Cappuccino.
Später im Kursraum sitzt diesmal eine Richterin aus Stuttgart mit einem genial trockenen Humor neben mir. Nach dem Abendessen machen wir noch gemeinsam einen Spaziergang und trinken eine Cola zusammen, das könnten erfreuliche Tage werden.
Der heutige Referent ist Richter am Finanzgericht in Leipzig, und ich habe das Gefühl, dass ich in meiner Zeit auf der Gegenseite mal einen Prozess bei ihm geführt habe. Hoffentlich habe ich ihn seinerzeit gewonnen…Im übrigen gehört er zu der Kategorie der vielredenden Männer, wenn auch nicht unbedingt zu denen, die nur dummes Zeug reden. Seine didaktischen Fähigkeiten sind allerdings leider begrenzt, und er neigt dazu, die Pausen zu ignorieren. Vielleicht ist das auch ein Kriterium, um an dieser Institution Referent zu werden? Sollte ich mich jemals hier bewerben, werde ich das berücksichtigen…
Bisher handelt es sich jedenfalls um absolutes Grundlagenwissen, das er vermittelt, aber das ist gar nicht so verkehrt, wenn er dazu noch fähig wäre, seine Folien nicht nur von der Wand abzulesen, auf selbige Folien nicht 50 Zeilen zu quetschen und überhaupt eine Präsentation zu erstellen, die den Namen auch verdient. Das Zeitmanagement traue ich mich schon gar nicht mehr zu erwähnen ;-). Nun ja, zumindest weiß ich, wovon er redet. Das könnte sich morgen ändern, wenn es mit Zollrecht losgeht…

Sonntag, 21. Oktober 2012

Das Chaos ist wieder komplett

Und es wogt über uns hinweg...
Kind groß hat zehn Tage Freiheit und Urlaub genossen und akzeptiert jetzt nur ungern wieder die elterliche Zucht  ;-). Die Schule morgen wird ihr vermutlich noch weniger gefallen.
Kind mittel läuft den ganzen Tag über mit 120% Motorenstärke und bricht dann abends einfach in sich zusammen, was üblicherweise von einem Schreikrampf begleitet wird.
Kind klein ist dann jedesmal ein wenig schockiert von dem Lärm, schreit aber sicherheitshalber mit oder gegenan, und irgendwann endet es dann damit, daß beide lautstark nach mir brüllen, was ich aber meistens rabenmuttermäßig ignoriere.
Erwähnte ich schon, daß ich morgen für eine Woche auf eine total ruhige und entspannende Fortbildung fahre ;-)? Koffer ist bereits gepackt. Vielleicht sollte ich langsam anfangen, mich um die Fortbildungen für das nächste Jahr zu kümmern gg.

Samstag, 20. Oktober 2012

Normalität?

Bei mir? Keine Ahnung, ob es das überhaupt gibt. Vielleicht müßte man zuvor, den Begriff der Normalität definieren ;-). Wenn Normalität bedeutet, daß latentes Chaos herrscht, dann habe ich wohl ein völlig normales unauffälliges Leben...

Jedenfalls begann das Wochenende gestern völlig normal mit einem größeren Schreikrampf von Kind mittel, dem sich Kind klein dann sicherheitshalber mal angeschlossen hat, man könnte ja was verpassen. Heute vormittag haben wir einige Besorgungen gemacht, und es ist uns trotz der Anwesenheit zweier Kinder gelungen, für den Mann eine neue Brille auszusuchen und ein Schokoladen-Café auszuprobieren, ohne daß es auch nur in einem von beiden Scherben gegeben hätte. Kakao-Flecke auf dem Fußboden zähle ich schon gar nicht mehr, die sind normal...;-). Tolles Café übrigens, ich gehe dann gerne auch mal alleine oder in Begleitung anderer Erwachsener hin gg.

Heute abend habe ich noch ein größeres Mädelstreffen vor mir und freue mich schon gewaltig! Morgen kommt Kind groß endlich aus dem Urlaub wieder, um unser Chaos zu komplettieren, und ab Montag darf ich wieder für eine Woche zur Fortbildung. Ich weiß zwar noch nicht genau, wie ich so viel Ruhe und Ordnung aushalten soll, aber ich werde mir Mühe geben. Und wenn ich es nicht schaffe, muß ich eben selbst für ein wenig Chaos sorgen...

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Entscheidungen...

Decisions I made,
may they be good
or may they be bad
I made them whole-heartedly
with only one regret.

It´s no regret about what I have done
so hard as it sounds
I know it´s not wrong.
There´s just one thing hard to abide
that´s the fact that I had to decide...

Dienstag, 16. Oktober 2012

Manche reden sich um Kopf und Kragen

Einige Leute sollte man wirklich nicht ohne Verteidiger vor Gericht lassen, weil sie sich selbst immer tiefer in ihren Schlamassel reinreiten.
Wenn sie zuerst noch sagen, dass sie jemanden nur wegschubsen wollen, erklären sie im nächsten Moment, dass sie denjenigen eigentlich doch hatten in die Weichteile treten wollen und nur nicht getroffen haben, um danach zu sagen, dass sie es nicht getan hätten, wenn sie gewußt hätten, dass das Opfer noch keine 16 ist...
Es ist jedenfalls wieder einer der interessanteren Gerichtstermine heute. Zum einen bekomme ich vorher meinen Cappuccino, zum anderen überlasse ich das Feld meinem Referendar, der heute das erste Mal selbst eine Gerichtsverhandlung führt, und ich sitze weitgehend nur daneben und lasse ihn machen, ab und zu souffliere ich ein wenig. Neben mir die Vertreterin der Nebenklage nebst ihrem Mandanten, im Zuschauerraum mindestens 20 weitere Referendare, die gerne zusehen wollen und einige der Kumpels des Geschädigten. Es ist ziemlich voll, was für die Premiere meines Referendars sicherlich noch ein zusätzlicher Nervositätsfaktor ist. Aber er schlägt sich wacker, und am Ende kommt die Strafe dabei raus, die ich gerne haben wollte.
Der Kandidat ist ein wenig entsetzt, dass er für die nächsten zwei Jahre keinen Führerschein  mehr haben wird, aber man sollte es sich vielleicht vorher überlegen, sieben Mal ohne einen solchen zu fahren (und ich weiß ja gar nicht, wie oft er nicht erwischt wurde...) und zudem im Bundeszentralregisterauszug auch noch einmal mehr Verurteilungen deswegen zu haben, als auf eine Hand passen. Von den ganzen anderen Straftaten, die dort ebenfalls stehen, mal ganz zu schweigen...
Aber gut, ich habe zumindest die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal keine Bewährungsstrafe mehr wird, wobei ich ziemlich sicher bin, dass dies nicht sein letzter Auftritt in den heiligen Hallen eines Gerichtssaales war.

Samstag, 13. Oktober 2012

Man kann es nicht oft genug sagen...

Once in a while the road is steep and narrow winding
Once in a while I play the game not knowing what I´m really doin´,
but when I listen to the sound to get my feet back on the ground
it´s the sound that keeps me goin´ another mile...