Hätte ich gewußt, womit man mit drei Kindern in erster Linie beschäftigt ist, hätte ich mir gleich ein Zimmer in der Kita gebucht, um mir zumindest die Wege zu sparen.
Zunächst einmal gab es einen Elternabend in der Schule, in die ich Kind mittel zu schicken gedenke. Es wimmelt von Eltern, um einen guten Eindruck zu machen, erscheint man möglichst paarweise, nur ich natürlich nicht...man trägt sich in eine Anwesenheitsliste ein, obwohl noch nicht einmal sicher ist, ob man einen Platz an der Schule bekommt. Ich überlege kurz, einen Geldschein an die Liste zu heften, befürchte aber, daß die Zuordnung nicht möglich ist, und das würde den Effekt natürlich verderben. Während ich darauf warte, daß es los geht, lausche ich den Gesprächen der übrigen Anwesenden. Die meisten schicken offenbar ihr erstes Kind in die Schule und sind entsprechend aufgeregt, während ich das alles recht entspannt sehe. Außerdem stelle ich fest, daß ich meinen Job sofort aufgeben sollte oder zumindest drastisch reduzieren, um überhaupt in der Lage zu sein, meinem Kind zu Schulbeginn die nötige Hilfestellung zu geben.
Schließlich geht es los, und es gibt viele mahnende Worte des Rektors insbesondere betreffend den Medienkonsum der Kinder. Angeblich kann er an den Ergebnissen der Diktate genau erkennen, welche Kinder zu viel fernsehen und welche eifrig lesen. Weitere mahnende Worte an die übereifrigen Eltern, die tatsächlich ihre Kann-Kinder schon einzuschulen gedenken. Ich sinke tiefer in meinen Stuhl und bemühe mich, möglichst unauffällig zu sein, während ich mich gleichzeitig frage, wie es wohl kommt, daß Kind groß kein totaler Schulversager ist.
Nun ja, aber auch dieser Elternabend geht vorüber, und ich hoffe trotzdem weiterhin, daß sie einen Platz an der Schule bekommt.
Ich schwänze den Elternstammtisch von Kind groß am nächsten Abend, um mich zum einen meiner Lieblings-Arztserie und zum anderen der Korrektur zahlreicher Übungsfälle meiner Studenten zu widmen. Außerdem muß ich zugeben, daß ich nicht die geringste Lust habe, mich mit der Frage zu beschäftigen, warum im Musikunterricht der Quintenzirkel noch nicht ausreichend gelehrt wurde oder ob meine Tochter sich um den Arbeitsbogen auf Seite 17 der Erdkundemappe gekümmert hat. Ich könnte mir aber zumindest vorstellen, daß sie es getan hat.
Heute nun Eltern-Kind-Nachmittag der Gruppe von Kind mittel, den schwänze ich natürlich nicht. Ich komme extra früher aus dem Büro, um mich noch eine halbe Stunde zur Stärkung meiner Willenskräfte auf´s Sofa zu legen...äh...um 36 Bratwürstchen liebevoll vorzubereiten und pünktlich im Kindergarten anzutreten. Aber ich werde begeistert empfangen. Es gibt eine kleine Aufführung der Kinder, und dann mutet man mir schon wieder eine Bastelarbeit zu, diesmal ein Adventsgesteck, das im übrigen außerordentlich gut gelingt, wie ich zugeben muß. Es ist mit der Mittleren aber auch viel einfacher, weil sie zu einen schon mitmachen kann und zum anderen nicht versucht, das Werk mit Hilfe einer Schere schnellstmöglich wieder zu sabotieren. Dann gibt es ein gemeinsames Abendbrot, die Würstchen verschwinden in Windeseile, und ich nehme ein gut gelauntes Kind mittel wieder mit nachhause.
Nun scheine ich eigentlich erstmal alles erledigt zu haben, was in dieser Richtung anliegt, aber so ganz glauben kann ich das noch nicht. Da fällt doch bestimmt noch irgendjemanden etwas ein...;-).
Ein neues Abenteuer
vor 7 Jahren
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