Ich sitze um 6.20 Uhr im Zug, ganz schön früh. Eigentlich wäre ich heute zumindest lieber zuhause, um an Adrians Geburtstag wenigstens auf den Friedhof zu gehen, aber alles kann man eben nicht haben...ich war zum Glück schon gestern dort. Nun stehe ich also am Bahnhof und stelle fest, daß sowohl der Koffer, den ich der Mittleren geschenkt habe, als auch meine neue Fan-Handtasche zum Verreisen bestens geeignet sind, weil beide ein schier unglaubliches Fassungsvermögen haben. Noch am Bahnhof treffe ich meinen Kollegen, der auch zu der Fortbildung fährt, und man merkt einen deutlichen Unterschied zwischen Mann und Frau. Während ich mit einem großen Koffer und ein paar Brötchen bewaffnet bin, hat er nur eine kleine Reisetasche und als einzige Sorge, daß es noch keine Zigaretten zu kaufen gibt. Als Gemeinsamkeit haben wir immerhin beide einen Becher Kaffee in der Hand. Wir sitzen allerdings nicht zusammen, worüber ich nicht so unglücklich bin, denn so nett er auch ist, wüßte ich doch nicht, worüber ich mich mit ihm 6 Stunden lang unterhalten sollte.
In Hamburg erwische ich gerade noch den ICE, ich habe die Umsteigezeiten diesmal ziemlich knapp kalkuliert, liegt wahrscheinlich daran, daß ich ohne Kinder unterwegs bin. Es ist voll und eng, und ich stelle fest, daß man in der ersten Klasse wirklich besser aufgehoben ist. Aber ich komme dennoch ohne Probleme an dem Ort an, an den ich will, viel mehr als den Bahnhof und ein Schloß direkt gegenüber scheint es allerdings nicht zu geben. Unglaubliche Hitze schlägt mir entgegen. Während mein Kollege, den ich hier wiedertreffe, noch einen Geldautomaten suchen will, tue ich mich mit zwei anderen Leuten zusammen, um uns ein Taxi zur Bundesfinanzakademie zu suchen. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß alle, die hier ausgestiegen sind, dorthin wollen. Viel mehr scheint es hier auch wirklich nicht zu geben, auch die Taxifahrerin fragt sofort, ob es dorthin gehen soll.
Die Bundesfinanzakademie (allein diesen Namen muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) entpuppt sich als moderner Bau mit richtig guten Zimmern. Wir bekommen zur Begrüßung ein wichtig aussehendes Namensschild und eine W-Lan-Kennung für das Zimmer, sehr praktisch. Ich trinke noch einen Cappuccino im Garten, wo ich den ersten meiner Kollegen kennenlerne, Staatsanwalt "von Schön" mit einem unsäglichen badischen Akzent. Dann geht es in den Kursraum. Kollege von Schön sitzt auf der einen Seite neben mir, auf der anderen Seite eine Oberstaatsanwältin von gar nicht so weit weg. Anhand der ausliegenden Teilnehmerliste und den Namensschildern stelle ich fest, daß ich die nächste Besoldungsstufe niemals im Leben erreichen werde, weil ich einfach nicht der Frauentyp dafür bin. Zumindest meine Haare müßte ich dafür noch um mindestens 20cm kürzen, und das liegt nicht in meiner Absicht. Also nichts mit Beförderung...
Dann geht der Kurs los -übrigens eine Fortbildung im Wirtschafts- und Steuerstrafrecht für Richter und Staatsanwälte-, es referieren zwei wissenschaftliche Mitarbeiter des Bundesgerichtshof, ein Mann und eine Frau. Jegliche Grundsätze der Pädagogik mißachtend, reden sie, insbesondere er, durchgängig ohne Punkt und Komma. Ich bin wohl schon zu norddeutsch, denn mir war nicht bewußt, daß ein Mann in der Lage sein kann, so viel und so schnell zu reden. Aber gut, daß Thema ist immerhin interessant. Netterweise ist es dann mein Handy, das mittendrin klingelt, weil ich vergessen habe, es auf stumm zu schalten. Aber so kommen wenigstens alle in den Genuß meines neuen wunderschönen Klingeltones. So langsam habe ich außerdem fürchterlichen Hunger, da ich meine mitgebrachten Brötchen im Zug nicht gegessen, sondern entsorgt habe (die waren irgendwie eklig...) und mich somit bislang nur von zwei Kaffee und zwei RitterSport mini ernährt habe.
Aber irgendwann geht auch der längste Vortrag zu Ende. Es gibt -sehr gutes- Abendessen, wir sitzen noch ein wenig zusammen, und nun nutze ich den unglaublichen Luxus des W-Lans und blogge. Ist es nicht schön?
Ein neues Abenteuer
vor 7 Jahren
2 Kommentare:
Hey, ich sitze völlig k.o. nach dem anstrengenden Tag wie ein Zombie vorm Computer und Du lässt Dich fein im Hotel verwöhnen :-) naja fast. Genieß die "freie" Zeit, wer hütet denn die Flöhe zu Hause? Viel Spaß und GLG Elena
Wer wird schon hüten? Jetzt bin ich mal dran mit weg sein...;-)
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