Ich muß ja zugeben, daß ich Klassenfahrten früher nicht besonders mochte (bis auf die letzte in der 12. Klasse, die wäre fast einen eigenen Eintrag wert...), aber die Klassenreisen hatten ja auch den Nachteil, daß man sich die Teilnehmer nicht selbst aussuchen konnte. Wenn man aber seine Gesellschaft selbst wählt, kann so eine Gruppenreise eine durchaus amüsante Angelegenheit sein, und so begab es sich, daß sich Mitte Februar mehrere Frauen aus verschiedenen Teilen unseres schönen Landes in eine norddeutsche Großstadt begaben, um dort die Gegend unsicher zu machen.
Eigentlich begann es ganz harmlos, was aber vermutlich vor allem daran lag, daß zwei der Damen sich schon am Abend vorher trafen und gemeinsam in einem Hotelzimmer übernachteten und zudem noch auf eine Party gingen, deren Titel mir nicht über die Zunge bzw. die Tasten kommt. Nach den Erzählungen von Frau K. und Frau B. muß die Stimmung an diesem Abend schon recht gut gewesen sein, so daß es am nächsten Morgen vergleichweise moderat war ;-). Wir jedenfalls trafen uns in einem Restaurant der gehobenen Klasse zum Frühstück und waren zunächst einmal froh, daß die andere Frau B. einen Tisch reserviert hatte, denn dort war es brechend voll. Das Frühstück war ausgezeichnet, das Personal noch steigerungsfähig, was Freundlichkeit und Tempo angeht. Praktisch finde ich eigentlich auch, wenn Kellner tatsächlich der deutschen Sprache soweit mächtig sind, daß sich mich verstehen, wenn ich etwas bestelle oder bezahlen möchte, zumindest wenn ich mich in einem Lokal in Deutschland aufhalte. Ganz erschlossen hat sich mir auch nicht das System, daß man bei 6 Personen, die bezahlen, bei jeder einzelnen Zahlung erstmal Richtung Küche verschwinden muß, bevor man endgültig abrechnet, aber ich bin ja auch keine Gastronomin.
Derart gestärkt ging es weiter. Da wir uns in einer Großstadt befanden und mein Auto zudem einen recht guten Parkplatz hatten, entschlossen wir uns, mit der U-Bahn zu fahren. Für eine von uns stellte dies tatsächlich eine Premiere dar, die aber tadellos gemeistert wurde. Wir wollten auf´s Eis, zum Glück war es kein dünnes, denn nach etlichen Tagen klirrender Kälte waren die Gewässer fast überall zugefroren, und in der norddeutschen Großstadt fand ein Ereignis statt, daß es vor zehn Jahren das letzte Mal gegeben hatte. Ich war jedenfalls sehr erstaunt, wieviele Leute auf dem Eis Platz fanden.
Ziemlich rutschig war es allerdings, und einige von uns bewegten sich nur seeeeehr langsam voran, während ich meistens voranschlitterte und mich wie in der Grundschule auf der Eisbahn fühlte, die reinste Verjüngungskur gg. Ich hoffe übrigens, daß das Rote im Bild oben kein Blut der zahlreichen Opfer ist, sondern nur Farbe, die auf ungeklärte Weise dorthin gekommen ist.
Wir erreichten aber alle unbeschadet das gegenüberliegende Ufer und machten uns auf dem Weg zurück zum Auto, ich dabei eifrig nach Kronkorken Ausschau haltend (die Große sammelt die seit neuestem, wer also welche für mich hat, möge sich melden...). Es war unwahrscheinlich voll, solche Menschenmengen kenne ich sonst nur hier von unserem lokalen Volksfest im Sommer. In mein Auto paßten wir alle rein (erwähnte ich das gute Stück eigentlich schon mal? Ich liebe es jedenfalls!) und fuhren zu unserem nächsten Ziel, das man wohl nur als Gruselkabinett bezeichnen kann. Unter normalen Umständen wäre es dort vielleicht wirklich ein wenig gruselig, aber in einer Gruppe kichernder Mädels schienen wir den Ernst der Lage nicht ganz erfaßt zu haben.
Jedenfalls bekamen wir einen Gruppenrabatt (aber wahrscheinlich nur, weil sie noch nicht wußten, worauf sie sich mit uns einlassen, sonst hätten wir vermutlich drauf zahlen müssen...) und mußten dann ziemlich lange warten, bis es endlich losging mit der Führung. Es gab aber genug zu sehen und zu hören, vor allem die Schreie der anderen Besucher, denen wir sicherheitshalber ein wenig Schützenhilfe durch Mitschreien leisteten, und Frau B. (die in der Großstadt beheimatete) knüpfte außerdem zarte Bande zu einem dortigen Mitarbeiter mit Namen Sammy (was uns immerhin später einen weiteren Rabatt bescherte gg).
Schließlich wurden wir doch in den nächsten Raum gelassen, in dem wir schon wieder warten mußten, aber hier gab es immerhin Abwechslung durch eine weitere Mitarbeiterin, die ab und zu erschien, einige der Anwesenden mitnahm und dabei etliche Pöbeleien zum Besten gab. Ich erkannte spontan, meinen Traumjob verfehlt zu haben, berufsmäßig Leute zu beschimpfen, die das auch noch gut finden, muß einem eine gewaltige Befriedigung verschaffen. Irgendwann war es dann soweit, daß sie auch uns mitnahm, und zwar in den Fahrstuhl des Grauens mit Namen Bärbel. Dies löste bei der anderen Frau B. eine spontane Lachsalve aus, die natürlich Fragen hervorrief und Frau B. zu der -im übrigen unwahren- Aussage veranlaßte, sie würde ebenfalls Bärbel heißen.
Wir überlebten jedenfalls den Fahrstuhl des Grauens und auch alle anderen Stationen, von denen ich die Nachstellung einer gerichtlichen Inquisitionsszene aus dem Mittelalter besonders ansprechend fand. Wie praktisch es doch sein muß, Ankläger und Richter gleichzeitig zu sein, es würde einem viel lästige Arbeit ersparen. Trotz meiner roten Haare landete ich übrigens nicht im Netz der Inquisition, ich hatte mich aber auch in eine hintere Ecke des Raumes verkrochen. Insgesamt fürchte ich, daß wir nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache waren...die zarten Bande der Frau B. sorgten übrigens am Ende dafür, daß wir Bilder von uns zu einem sehr günstigen Preis bekamen, und ich gönnte mir dann noch einen kleinen Richtertisch der Inquisition zum Aufstellen in meinem Büro. Man soll seine Ideale ja vor sich sehen ;-).
Hinterher war es dann Zeit, sich etwas zu essen zu suchen. Schweren Herzens brachten wir Frau K. zum Bahnhof, da sie noch eine weitere Strecke vor sich hatte, und versuchten, einen Platz in unserem "Stammlokal" zu ergattern, was uns aber leider nicht gelang, da es völlig ausgebucht war. Nach einigem Hin und Her landeten wir schließlich in einer spanischen Tappas-Bar, in der es richtig gut war. Hier war nicht nur das Essen, sondern auch das Personal außerordentlich erfreulich, Frau B. (diesmal wieder die aus der Großstadt) ergatterte sogar noch das Rezept für eine Sesamsauce, und ich und Frau S. (die mit der U-Bahn gg) schwelgten gemeinsam in nachfolgender Dessertplatte:
Danach trennten sich dann unsere Wege, aber nicht für lange hoffe ich, denn ein solcher Tag schreit doch geradezu nach einer Wiederholung. Also Mädels, wann geht es wieder los?
Ein neues Abenteuer
vor 7 Jahren
4 Kommentare:
hihi...Erinnerungen...also:
1. waren Frau B und ich am Vorabend auf der Fi..en-Party, was aber nichts mit dem Akt an sich zu tun hat, sondern mit einem sogenannten "Partylikör"
2. das Rote auf dem Eis war, wie Frau B. aus der Großstadt später feststellte, Glühwein.
3. Bärbel...ich kicher schon wieder vor mich hin...Dungeon?s war wirklich witzig (und überhaupt nicht gruselig!)
wann kommt ihr denn endlich zum shoppen zu mir? ;o)
Hiermit möchte ich betonen, ICH habe keine Bände geknüpft, ich wurde verkuppelt! Ok, es hätte schlimmer kommen können :-)
Es war ein toller Tag mit euch
Du wurdest also verkuppelt? Von wem? Deinem zweiten Ich? ;)
Es war wirklich schön mit Euch, schade nur, dass ich so früh gehen mußte. Nächstes Mal wäre ich gern bis zum Schluss dabei, wenn ich denn darf :-)
LG Schnackeline
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