Donnerstag, 21. August 2014

Büroalltag im Sommerloch

Es ist Sommer, was ja grundsätzlich etwas schönes ist, auch wenn das Wetter inzwischen der Meinung ist, daß November auch ein ganz hübscher Monat wäre. Ich bin allerdings nicht sicher, ob ich es auch schön finden soll, daß zur Zeit offenbar nicht nur sämtliche Ermittlungspersonen, sondern auch alle in Frage kommenden Straftäter der Meinung sind, daß sie sich Ferien verdient hätten. Ich meine, ich habe schließlich auch keine mehr, um das nur mal nebenbei anzumerken.

In den knapp drei Wochen, seit es mich wieder in diese heiligen Hallen gezogen hat, hat vielleicht dreimal das Telefon geklingelt, die Anlässe habe ich mir nicht gemerkt, schon daran ist zu erkennen, daß es sich wohl um wenig bedeutende Dinge gehandelt hat.
Also muß ich mich mühsam mit den wenigen Höhepunkten, die mir vergönnt sind, über Wasser halten:

Die neue Wachtmeisterin findet es offenbar nicht nötig, auch meine Akten abzuholen. Oder sie verwechselt den Postausgang mit dem Posteingang, keine Ahnung...jedenfalls werden meine unglaublich anspruchsvollen geistigen Ergüsse nicht mehr aus meinem Büro entfernt. Irgendwann habe ich sie dann natürlich freundlich darauf aufmerksam gemacht...

Ich finde nach dem Wochenende eine Email vor, daß offensichtlich bei uns eingebrochen wurde. So genau weiß man es aber auch nicht, wir sollen jedenfalls jetzt immer unsere Büros abschließen, wie praktisch. Leider war der Täter nicht zuvorkommend genug, auch ein paar Akten mitzunehmen.

In Anlehnung an dieses Ereignis bekommen wir eine neue Alarmsicherung. Zu meinem Erstaunen wird der Alarm jedoch nicht ausgelöst, wenn man in das Gebäude hinein will, sondern wenn man hinaus will. Interessante Variante. Aber ziemlich laut, wie ich bei dem Versuch, meinem Arbeitsplatz zu entkommen, feststellen kann. Vielleicht ist es auch nur eine neue Form der Zeiterfassung. Ich bin sicher, der Personalrat wüßte gerne davon. Nachdem mir die Flucht gelungen ist, fällt mir im übrigen ein, daß ich -offenbar in vorauseilendem Gehorsam- sämtliche Verfügungen mit dem Datum des Folgetages versehen habe. Kann ja mal passieren, die Akten werden ja eh nicht abgeholt, da spielt es keine Rolle.

Immerhin kümmere ich mich um einen Fall, bei dem einer einem anderen ein Darlehen gegeben hat, und kein kleines. Kurz danach ist er in Insolvenz gegangen. In seine eigene Bilanz hat er das Darlehen sicherheitshalber mal nicht eingestellt, damit der Insolvenzverwalter keinen Rückzahlungsanspruch als Vermögen ansehen kann. Der Darlehensnehmer hat es in seiner Bilanz eingestellt, um die Zinsen gewinnmindernd geltend zu machen. Der Steuerberater hat bezeichnenderweise beide betreut und jedem das entsprechend Gewünschte bescheinigt. Ich kann mich immerhin mit der Frage beschäftigen, ob das nun eine bandenmäßige Begehungsweise ist. Meine Herztabletten tun ihren Dienst, so viel Aufregung aber auch...

Langsam verstehe ich die Verzweiflung von Journalisten um diese Jahreszeit. Sollte ich auch anfangen, mir ein paar interessante Geschichten auszudenken ;-)?

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