Freitag, 2. September 2011

Ausflüge

Nachdem ich verschiedene Anmerkungen darüber zu hören bekommen habe, ich würde in letzter Zeit wohl gar nicht mehr arbeiten, sondern nur noch Ausflüge machen, will ich von diesen Ausflügen doch auch einmal berichten. Tatsächlich waren es übrigens nur zwei Ausflüge, die mich keineswegs über Gebühr von der Arbeit abgehalten haben, abder nichtsdestoweniger eine sehr erfreuliche Abwechslung vom Alltag waren.

Letzte Woche fand der jährliche Betriebsausflug der Behörde statt. Ziel war eine größere Stadt in etwa 100 km Entfernung. Dorthin begaben wir uns mit dem Zug unter Verwendung zahlreicher Gruppentickets, die dazu führten, daß vor der Rückfahrt von all denjenigen, die kein Ticket hatten, leicht hektische Umfragen gestartet wurden, mit wem man denn gemeinsam fahren könnte. Aber natürlich fand sich alles irgendwie, und im übrigen tauchte ohnehin Kontrolleur auf.

Angekommen begab sich eine längere Menschenschlange in die Innenstadt, wo wir von mehreren Stadtführern erwartet wurden, die uns grüppchenweise mit sich nahmen, um uns die Stadt zu zeigen, was zunächst auch sehr interessant war, bis es unseren Stadtführer dann übermannte und er uns in allerlei Außenbezirke führte, in denen es vor allem stillgelegte Eisengießereien zu sehen gab. Ich hätte lieber noch einiges mehr von den Fachwerkhäusern und den hübschen kleinen Höfen gesehen, außerdem war es glühend heiß. Außerdem hatte der Mann die irritierende Angewohnheit, seine Vorträge an den belebtesten und lautesten Plätzen zu halten, so daß man von seinen Ausführungen teilweise nur sehr wenig bis gar nichts verstand.

Hinterher teilten wir uns auf, und ich schloß mich einer Gruppe an, die eine größere Brauerei besichtigte. Das war sehr interessant, obwohl ich ja keine sehr begeisterte Bier-Trinkerin bin. Aber es war schon sehr beeindruckend, insbesondere die Abfüllanlage, in der pro Stunde ca. 30.000 Flaschen Bier abgefüllt werden, und damit läuft die Anlage nur auf halber Kraft. Hinterher wurden wir mit Schinkenbroten bewirtet und durften sämtliche Biersorten, die es dort gibt, probieren. Zum Glück war auch eine mit Lemongrass dabei, und die mochte sogar ich gg. Eine Kollegin und ich suchten noch den Brauerei-Shop auf, und ich erwarb einen Kugelschreiber mit charakteristischem Bierflaschenverschluß (der übrigens ganz ausgezeichnet schreibt) und ein Glas.

Danach ging es weiter in ein Restaurant, in dem sich alle wiedertrafen. Dort hatte jeder ein Gericht vorbestellt, leider konnte ich mich allerdings nicht mehr erinnern, was das gewesen war, und so rief ich dann einfach bei dem, das mir am besten gefiel, daß es für mich wäre (Matjes übrigens). Da einige nicht mitgekommen waren, die Essen aber trotzdem bereit standen, habe ich auch niemanden etwas weggegessen. Am spektakulärsten in dem Lokal war eine der Kellnerinnen, die mit Tellern durch die Reihen ging und dabei lautstark verkündete, welche Gerichte sie gerade zu vergeben hätte. Als sie uns plötzlich "Schnitzel" in Ohr brüllte, tönte es von einer Kollegin nur "Ich" zurück, so laut, daß wir alle zusammenzuckten. Aber die Kellnerin war sichtlich beeindruckt, überreichte ihr ihren Teller und schrie unbeirrt weiter durch den Raum. Eine andere Kellnerin erzählte an ihrem Tisch allen, die es hören wollten oder auch nicht, daß sie gerade Überstunden machen würde, obwohl sie das eigentlich gar nicht dürfte, da sie im Hamburger Modell arbeiten würde. Sie würzte das Ganze dann noch mit einigen Details ihrer Krankengeschichte, und ich bin nicht ganz sicher, ob sie sich vielleicht vorstellte, daß wir doch lieber zur Selbstbedienung greifen würden.

Nach dem Essen löste sich die Veranstaltung so langsam auf. Die ersten gingen zurück zum Bahnhof, und der Zug war tatsächlich wieder reichlich voll, als ich einstieg. Wir hatten noch nette Gespräche auf der Rückfahrt, und ich stieg schon eine Station früher wieder aus, gemeinsam mit unserem Behördenleiter, der ziemlich erstaunt wirkte, als er feststellte, daß wir so nah beeinander wohnten. Dabei dachte ich eigentlich, er kennt meine Adresse aus der Personalakte...

Es war ein sehr schöner Tag, und über den zweiten Ausflug berichte ich dann bei nächsten Mal.

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